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"CityDriver" im Test: Und so soll Autofahren sein?

Unser Autor hat keinen Führerschein. In der Simulation "CityDriver" des ostwestfälischen Publishers Aerosoft wagt er sich hinter das "Lenkrad" und dreht seine Runden durch das virtuelle München.

In "CityDriver" kann man die Stadt München erkunden – oder Missionen erledigen, wie Freunde zum gemeinsamen Restaurantbesuch abzuholen. | © Screenshot

05.06.2023 | 22.06.2023, 17:26

Eigentlich habe ich nie einen Führerschein gebraucht. Ich bin recht zentral aufgewachsen, habe immer in größeren Städten gewohnt und wenn ich mal zu einem außergewöhnlichen Ziel möchte, plane ich genug Zeit für Bus und Bahn ein oder nehme ein Taxi. Deshalb kam ein Auto für mich bisher nicht infrage. Meine Frau möchte aber verständlicherweise gerne, dass wir uns die Fahrerei teilen. Bisher habe ich mich davor immer gedrückt, aber als ich von "CityDriver" erfuhr, war für mich klar, dass ich dafür der perfekte Testkandidat bin. Schauen wir mal, ob ich mich nach diesem Test bei einer Fahrschule anmelde.

Worum geht’s?

In "CityDriver" hat man die Wahl zwischen verschiedenen Fahrzeugen. - © Screenshot
In "CityDriver" hat man die Wahl zwischen verschiedenen Fahrzeugen. | © Screenshot

"CityDriver" möchte das Autofahren in einem virtuellen München simulieren. Dabei kann ich mich für eins von sieben Fahrzeugen entscheiden, die realen Vorbildern nachempfunden sind, aber wohl aus Lizenzgründen anders heißen. Diese sind aufgeteilt in verschiedene Fahrzeugklassen wie Limousine, Kompakt- oder Sportwagen. Die Wahl des Fahrzeugs entscheidet auch über Benziner oder Elektrofahrzeug und, ob ich manuell oder automatisch schalte.

Damit das Ganze nicht zu öde wird, bekomme ich auch immer wieder kleinere und größere Aufgaben, die ich in der Stadt erledigen kann, aber nicht muss. Ich kann beispielsweise ein paar Freunde zum Restaurantbesuch abholen oder für einen anderen Freund die Sommerreifen in der Werkstatt abholen, weil er die Winterreifen bereits abmontiert hat.

Über alledem schweben die Verkehrsregeln. Alles wird geahndet, egal ob zu schnell gefahren, Blinker nicht gesetzt oder andere Verkehrsteilnehmer angerempelt.

Wie spielt es sich?

Egal ob Maus und Tastatur, Gamepad oder Lenkrad – "CityDriver" unterstützt alle Eingabegeräte. Leider besitze ich zurzeit kein Lenkrad, deshalb habe ich hauptsächlich mit Gamepad gespielt. Das funktioniert ganz gut, alle wichtigen Kontrollmöglichkeiten lassen sich gut erreichen, auch wenn ich Gänge schalten und Blinker setzen öfter mal verwechselt habe.

Auch die Stadt präsentiert sich von ihrer guten Seite. Ich war noch nie in München, habe aber immer mal wieder eine Spielszene mit Google Streetview oder Fotos verglichen. Im Großen und Ganzen passte das, selbst reale Geschäfte oder Restaurants waren mit ihrem bekannten Markennamen an den richtigen Orten zu finden.

Leider darf ich nicht in jede Straße abbiegen, sehr oft sind große Bereiche gesperrt. Die eigentlich befahrbare Spielwelt fühlt sich recht klein an. Und selbst in der erlaubten Zone finde ich relativ häufig leere Plätze oder Häuserfassaden ohne Fenster, sobald ich die Straße verlasse und die Stadt zu Fuß erkunde.

"CityDriver" lässt sich mit Maus und Tastatur, Controller oder Gaming-Laptop spielen. - © Screenshot
"CityDriver" lässt sich mit Maus und Tastatur, Controller oder Gaming-Laptop spielen. | © Screenshot

Überhaupt merke ich, wie leblos München wirkt, sobald ich mich länger in der Stadt aufhalte. Es gibt zwar Schienen, aber keine Straßenbahn (oder Tram, wie wir Neu-Münchner jetzt sagen). Busse? Fehlanzeige. Zweiräder, egal ob Fahrrad oder Motorrad? Gibt es nicht. Auf den Straßen fahren nur die Autos, die ich selber fahren kann, plus ein paar weitere, die wahrscheinlich später als DLC nachgeliefert werden. Immerhin gibt es Fußgänger, aber deren Aussehen ist (wie auch bei den Autofahrern) recht begrenzt.

Technisch ist "CityDriver" okay. Die Grafik ist dank Unreal Engine gut, die Texturen meistens auch, wenn man in einem Fahrzeug sitzt. Zu Fuß fielen mir immer wieder verwaschene Texturen auf. Ruckler hatte ich meistens auch nur per pedes, im Auto selbst war die Fahrt zum größten Teil ruckelfrei.

Der Sound enttäuscht etwas mehr. Für die Musik kann man zwischen mehreren Radiosendern wählen, hauptsächlich Sender des Bayerischen Rundfunks. Aber für eine Großstadt ist das virtuelle München erstaunlich leise. Es wird nicht gehupt, auch andere Geräusche, die man an einem sonnigen Tag in der Stadt hören würde, fehlen komplett.

Mache ich jetzt den Führerschein?

Am Ende bleibt zu sagen, dass ich “CityDriver” leider nur durchschnittlich fand. Das Spiel hat Potenzial, aber es fehlen die Herausforderungen. Die Missionen nutzen sich schnell ab und aufgrund des eingeschränkten Umfangs – egal ob Stadtgröße, Verkehrsaufkommen und Sound – kommt schnell Langeweile auf. Hier wünsche ich mir mehr Abwechslung, weitere Städte oder wenigstens ein größeres München. Auch einen Multiplayer-Modus kann ich mir gut vorstellen, den gibt’s aber ebenfalls nicht.

Simulationsfans freuen sich sicherlich auf "CityDriver" und können problemlos zugreifen. Wer wie ich das Spiel zum Üben mehr oder weniger realistischer Straßenverkehrssituationen nutzen möchte, wartet vielleicht noch ein bisschen und schaut, wie sich das Spiel entwickelt.

"CityDriver" erscheint am 05.06.2023 für PC und kostet 34,95 Euro. Konsolenversionen sind zurzeit nicht geplant.