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"SubwaySim Hamburg" im Test: Mit der U3 durch Hamburg

Bielefelder müssen jetzt ganz stark sein. Der ostwestfälische Simulationsspiel-Experte Aerosoft hat sich für seine U-Bahn-Simulation nicht Bielefeld ausgesucht, sondern Hamburg. Ein ehemaliger Hamburger und jetziger Ostwestfale hat das Spiel getestet.

Will noch jemand einsteigen? Ansonsten fahren wir nämlich los mit unserer U-Bahn rund um Hamburg, wir haben einen Zeitplan einzuhalten! | © Aerosoft

15.05.2023 | 15.05.2023, 16:06

Der Bürener Videospiel-Entwickler und -Herausgeber Aerosoft hat mit seinem neuesten Spiel "SubwaySim Hamburg" eine der schönsten U-Bahn-Strecken Deutschlands nachgebaut: die U3. Als Fahrer einer U-Bahn des Typs DT5 erleben wir den täglichen Kampf um die Pünktlichkeit. Aber macht das auch Spaß? Unser Autor hat das als ehemaliger Hamburger ausprobiert und geprüft, wie nah die Simulation an der Realität ist:

Die meisten Hamburg-Touristen werden diese Strecke schon mindestens einmal gefahren sein, denn wenn man zum Hafen möchte, führt fast kein Weg an der U3 vorbei. Mich verbindet aber etwas besonderes mit dieser U-Bahn. Denn als ich vor einigen Jahren in Hamburg lebte, gehörte die Strecke zwischen Berliner Tor und Sternschanze zu meinem täglichen Arbeitsweg. Ich erinnere mich gerne an diese Strecke, denn es gibt kaum etwas Schöneres, als morgens früh bei Sonnenaufgang ab Rödingsmarkt langsam in die Rechtskurve Richtung Baumwall zu fahren und das erste Glitzern des Hafens zu erblicken. Und auch heute noch fahre ich diese Strecke nicht, ohne leise den bekannten Kettcar-Song "Landungsbrücken raus" vor mich hinzupfeifen.

Worum geht’s?

Unser Arbeitsplatz für die nächste Schicht. Wir empfehlen, unbedingt den Expertenmodus zu fahren – erst damit erlebt man alle Facetten einer Arbeitstages am nicht vorhandenen Steuer eines U-Bahn-Zugs. - © Aerosoft
Unser Arbeitsplatz für die nächste Schicht. Wir empfehlen, unbedingt den Expertenmodus zu fahren – erst damit erlebt man alle Facetten einer Arbeitstages am nicht vorhandenen Steuer eines U-Bahn-Zugs. | © Aerosoft

Aber halt, eigentlich geht es hier gar nicht um mich! Das Spiel "SubwaySim Hamburg" möchte nämlich die Arbeit des U-Bahn-Fahrers in den Vordergrund stellen. Zusammen mit der Hamburger Hochbahn AG hat Aerosoft den gesamten Streckenverlauf der U3 nachgebildet. Dazu stellt das Spiel verschiedene Modi zur Verfügung: In der Fahrplanfahrt wählt man einen Startpunkt, der sich durch die Länge der Strecke unterscheidet. Hat man sich für Uhrzeit und Wetter entschieden, kann man gleich losfahren.

Im Expertenmodus dagegen muss ich mich aktiv darum kümmern, dass der Zug fahrbereit ist, indem ich verschiedene Einstellungen prüfe und gegebenenfalls vornehme. Dafür kann ich aber auch Bahnsteig und Station wählen und die Fahrt nach meinen Wünschen anpassen. Zukünftig ist auch ein Szenario-Modus geplant, den ich aber noch nicht testen konnte. Ob man hier betrunkene Touristen vom Hafengeburtstag nach St. Pauli fahren muss?

Wie realistisch fühlt sich das an?

Ein bisschen gespenstisch: Niemand im Zug, niemand auf dem Bahnsteig. Sind wir der letzte Mensch auf Erden? Nein, es gibt auch noch ein paar Zwillinge und Drillinge (hier nicht im Bild). - © Aerosoft
Ein bisschen gespenstisch: Niemand im Zug, niemand auf dem Bahnsteig. Sind wir der letzte Mensch auf Erden? Nein, es gibt auch noch ein paar Zwillinge und Drillinge (hier nicht im Bild). | © Aerosoft

Da ich nicht der große Simulations- oder Zugfan bin, muss ich leider zugeben, dass mir der Simulationsaspekt kaum Spaß gemacht hat. Mir wurde jedoch ein guter Eindruck vermittelt, wie anstrengend der Job eines U-Bahn-Fahrers sein kann: Ich muss sehr genau darauf achten, welche Höchstgeschwindigkeit ein Signal am Streckenrand vorgibt. Ich muss abwägen, wann ich den Zug abbremse, damit ich die richtige Halteposition am Bahnsteig erreiche. Zu früh gebremst, und ich stehe noch halb im Tunnel – zu spät, und ich bin an der Station vorbeigerast. Überhaupt: Tunnel – wie bedrückend das sein muss, den ganzen Tag durch die Dunkelheit zu fahren und keine zehn Meter weit sehen zu können!

Alles in allem fand ich die Fahrten eher eintönig, was vielleicht ebenfalls realistisch ist und hoffentlich durch die zukünftigen Szenarien noch aufgepeppt wird. Leider gibt es selbst am Morgen oder im Feierabendverkehr überraschend wenige Passagiere. Und dass ich beim Wetter nur zwischen sonnig und bewölkt wählen kann, ist ein grober Schnitzer der Entwickler. Wo bleibt die Option für das berühmte Hamburger Schietwetter?

Dafür hat mir die Soundkulisse sehr gut gefallen. Das monotone Surren der Motoren klingt realistisch, und auch der nächste Halt wird durch die bekannte Stimme angekündigt.

Leider sind mir auch einige Fehler aufgefallen. Die Menüs sind teilweise fehlerhaft, und nach Umstellen der Sprache wechseln sich Deutsch und Englisch fröhlich ab. Reisende laufen gerne durch Werbetafeln, und manchmal stehen sie an völlig unmöglichen Stellen. Bei einer Einfahrt in die Station Mundsburg stand eine Person auf dem Dach des Gleises, und ich dachte: "Wow, sogar illegale U-Bahn-Surfer gibt es!" Es war dann aber nur ein falsch platzierter Reisender, der kurze Zeit später einfach verschwand.

Apropos Reisende: Diese wurden aus einem sehr geringen Pool an Auswahlmöglichkeiten gewählt, sodass recht häufig Zwillinge oder sogar Drillinge im Abteil sitzen.

Fazit

Das Highlight von "SubwaySim Hamburg" sind für mich die U-Bahn-Stationen, die alle sehr schön umgesetzt wurden. Egal ob Mundsburg, St. Pauli oder Hauptbahnhof Süd – wer die Haltestellen schon einmal gesehen hat, wird sie wiedererkennen. Das Umfeld der Gleise ist ebenfalls recht detailgetreu nachgebildet, was besonders an der Elbpromenade auffällt. Da die Strecke zwischen Baumwall und Landungsbrücken das Aushängeschild der U3 ist, wurde hier sicherlich besonders viel Wert auf Authentizität gelegt. Mit einer freien Kamera kann sogar die nähere Umgebung erkundet werden, und die Entwickler haben auch die eine oder andere Überraschung versteckt. Das lohnt sich aber nur für wenige Meter, danach fällt die Qualität der Umgebung rapide ab.

Zugfans und Miniaturwunderland-Jahreskartenbesitzer können hier beherzt zugreifen. Hamburg-Touristen, die einfach bloß zuhause die Strecke nacherleben möchten, sollten sich den Kauf überlegen, eine Langzeitmotivation gibt es hier wahrscheinlich wirklich nur für Experten.

"SubwaySim Hamburg" erscheint am 16. Mai 2023 ausschließlich für PC und kostet rund 35 Euro.