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"Horizon: Burning Shores" im Test: Mehr vom Guten, mehr aber auch nicht

Das 20-Euro-Addon für "Forbidden West" verpasst die Chance, eine echte Storybrücke zum unvermeidlichen dritten Teil zu schlagen – und ist dennoch das Geld wert.

Los Angeles bietet eine stimmungsvolle Kulisse für die Erweiterung. | © Sony/Guerrilla Games

01.05.2023 | 01.05.2023, 17:30

Mit der "Horizon"-Serie ist es ein bisschen wie mit dem Fahrradfahren: Es macht eigentlich immer Spaß, aber man braucht auch mal eine Pause. Danach macht’s dann aber wieder Spaß. Und so kommt uns der Downloadable Content (DLC) namens "Burning Shores" knapp zehn Monate nach dem erstmaligen Durchspielen des Hauptspiels eigentlich gerade recht. Aber er erinnert uns auch daran, warum wir das Fahrrad in dieser Zeit in der Garage auch ganz gut ignorieren konnten.

Kurzer Rückblick: In "Forbidden West" erforschte Heldin Aloy weiter die Ruinen der vor tausend Jahren von Maschinen ausgelöschten menschlichen Zivilisation rund um San Francisco. Dabei bekam sie auch Besuch von damals auf einen anderen Planeten geflohenen Milliardären, die mit ihren Rückeroberungsfantasien fortan wunderbar böse Zielscheiben abgaben. Blöd nur, dass einer von ihnen in den Raum Los Angeles fliehen konnte. Dort, zwischen aktiven Vulkanen und der malerisch im Pazifik versunkenen Skyline, muss Aloy den letzten verbliebenen Zenith finden. Die Hoffnung: Mehr über die am Ende von "Forbidden West" enthüllte Bedrohung für die Erde erfahren.

Ein bisschen enttäuschend

Die Quen-Soldatin Seyka ist für die Story zentral – und auch für die Entwicklung von Aloy. - © Sony/Guerrilla Games
Die Quen-Soldatin Seyka ist für die Story zentral – und auch für die Entwicklung von Aloy. | © Sony/Guerrilla Games

So viel sei vorab gesagt: Damit wird’s nicht so richtig was, eine echte Verknüpfung zum bereits halboffiziell angekündigten dritten Teil wird hier jedenfalls nicht geschlagen. Ein bisschen enttäuschend. Dafür schließt Aloy Freundschaft mit einer neuen Verbündeten. Dieser Geschichte widmet der DLC die meiste Aufmerksamkeit, die Quen-Kämpferin Seyka kommt auch mit auf einige Hauptmissionen und stellt Aloy vor so manche Herausforderung. Das ist für die sonst nur mit sich selbst redende Aloy eine bitternötige Abwechslung – und führt zum Schluss tatsächlich zu persönlicher Entwicklung unserer Heldin. Dem Spiel wird das im ungnädigen Internet leider gerade ein wenig zum Verhängnis (siehe Info-Kasten unten).

Spielerisch jedenfalls bleibt hier bis auf ein paar Erweiterungen alles beim sehr unterhaltsamen Gleichen aus dem Hauptspiel. Wir dürfen das weitläufige, aber übersichtliche Gebiet um L.A. zu Fuß, per Gleiter und neuerdings auch per Boot erkunden und gegen allerlei beeindruckend animierte Maschinentiere kämpfen.

Da sagen wir nicht nein

In Hollywood wartet so manche (Riesen-)Maschine auf unser Waffenarsenal. - © Sony/Guerrilla Games
In Hollywood wartet so manche (Riesen-)Maschine auf unser Waffenarsenal. | © Sony/Guerrilla Games

Eine neue Reitmaschine ermöglicht uns außerdem den nahtlosen Übergang zwischen Fliegen und Tauchen, eine coole Idee. Hinzu kommt eine Handvoll neuer Fähigkeiten und unsere erste Zenith-Waffe, die tatsächlich so richtig Laune macht. Goldene Splitter per Energie-Handschuh verschießen, da sagen wir nicht nein.

Handwerklich macht die Erweiterung also nichts wirklich falsch. Wer das Hauptspiel mochte, kommt auch hier auf seine Kosten. Auch die Optik ist immer noch teilweise atemberaubend schön. Wir hätten uns angesichts des ziemlich aus der Kiste gezauberten Finales im Hauptspiel allerdings schon ein wenig mehr Hinführung zu Teil drei gewünscht. Erinnert sei zum Beispiel an den "Mass Effect 2"-DLC "Die Ankunft", an dessen Ende wir quasi schon an der Tür des dritten Teils klingelten. Das schuf Vorfreude und machte noch einmal unmissverständlich klar, wer da beim nächsten Mal unser Gegner sein würde.

All das bleibt "Burning Shores" leider schuldig und setzt stattdessen auf eine kleine, persönliche Geschichte. Und die hat uns über die gesamten zehn Stunden (plus Nebenaktivitäten) Spaß gemacht. Denn ein paar Vorzeichen ändert sie im Bezug auf das Ende der Trilogie nämlich doch. Und für ein solches Gesamtpaket kann man die 20 Euro durchaus sorgenfrei springen lassen.

"Burning Shores" ist seit dem 19. April 2023 zum Preis von rund 20 Euro erhältlich. Auch wenn das Hauptspiel sowohl aus der PS5, als auch auf der PS4 spielbar ist, ist "Burning Shores" nur für PS5 verfügbar.

INFORMATION


Auf Metacritic, einer amerikanischen Bewertungsplattform, hagelte es kurz nach Release plötzlich haufenweise Negativbewertungen von Nutzern für "Burning Shores". Dabei war das Addon in der Presse ziemlich eindeutig gut weggekommen. Der Grund für das Review-Bombing ist so stumpf wie ärgerlich. Vorher aber eine Spoilerwarnung, denn es geht im Folgenden um das Ende des DLCs, das ihr natürlich lieber selbst erleben solltet. Okay? Dann geht’s weiter.

Die Geschichte von "Burning Shores" endet mit einem Kuss von Aloy und Seyka. Das reicht vielen Kommentatoren auf Metacritic offenbar für organisiertes Abwerten. Um sachliche Kritik geht es hier nicht. Da hilft wohl auch nicht, zu erwähnen, dass Aloy schon in den bisherigen Serienteilen nicht auf die Avancen männlicher Kollegen einging und auch ihre Mutter, deren Klon Aloy ist, in einer lesbischen Beziehung lebte. Die Kirsche auf der Überflüssigkeitstorte: Man kann sich problemlos gegen den Kuss entscheiden, es gibt in dieser Sequenz nämlich noch zwei andere Dialogoptionen.