
"Pokémon Go" mit Hexern, Monstern, die man nicht fangen sondern besiegen muss, und das alles mit mehr Story-Fokus: So könnte man das Spielgefühl von "The Witcher: Monster Slayer" zusammenfassen, dem ersten Augmented-Reality-Spiel der Macher der grandiosen Rollenspiel-Reihe. Doch das Spiel macht auch etliches anders als das große Vorbild von Niantic.
Wer wird mit dem Spiel schnell warm?
Klar: Jeder, der die Reihe, ob aus den Büchern, den Spielen oder der Netflix-Serie, kennt. Was Nekker, Alghule und Kikimora sind und wie man sie erledigt, muss denen nämlich keiner mehr erklären. Und wer "Pokémon Go" oder das ähnlich angelegte "Harry Potter: Wizards Unite" kennt, dem werden die meisten Mechaniken bekannt vorkommen.
Wie funktioniert das Spiel?
In den Grunddisziplinen nicht viel anders als die Vorbilder. Die Spielwelt ist eine mit Monstern vollgepflasterte Google Map, auf der wir uns durch Spaziergänge fortbewegen und auch allerlei Kräuter einsammeln können. Je nach Tages- oder Nachtzeit sowie Topografie kreuzt hier anderes Gekröse auf. Das können wir in Kämpfen mit unseren Hexer-Schwertern durch Wischen fachgerecht verarbeiten, Öle für die Klinge und Tränke für die Hexer-Sinne helfen dabei. Die müssen wir selbst herstellen, das kostet (etwas zu viel) Zeit. Alle Ressourcen lassen sich auch mit In-Game-Währung kaufen, die aber schwer verdient ist.
Was ist anders als in den Vorbildern?
Die Kämpfe. Die sind nämlich knackig schwer, wer das falsche Schwert zückt oder gegen größere Monster ohne Stärkungsmittel anrückt, darf gleich nochmal von vorne anfangen. Mit schweren und leichten Angriffen traktieren wir die Biester, zaubern mit Hexer-Zeichen und werfen mit Bomben. Das funktioniert nach dem Muster "leicht zu lernen, schwer zu meistern" und motiviert durchaus, auch wenn gerade zum Einstieg manches Monster etwas zu stark wirkt. Blöd: Bei einer Niederlage verwendete Öle und Tränke sind verloren. Das kann insbesondere bei starken Gegnern schnell für Ebbe in den Hexertaschen sorgen.
Und die versprochene Story?
Die ist nach den ersten Spielstunden inhaltlich nicht abschließend zu beurteilen, wird aber von animierten Charakteren und in Comic-Bildern zumindest aufwändig erzählt. Der Unterschied zu den Aufgaben zum Beispiel in "Pokémon Go": Quests in "Monster Slayer" erfordern tatsächlich, dass wir uns an andere Orte in der realen Welt begeben. Nur dort können wir den jeweils nächsten Questmarker finden und die Story weiterspinnen. Das ist zumindest mal was anderes, hat aber seine Fallstricke. Immerhin: Wir können unserem Hexer neben neuen Schneidwerkzeugen auch eine bessere Rüstung anlegen. Und durch Levelaufstiege und besiegte Gegner schalten wir Punkte für Fertigkeiten frei, mit denen wir mehr Schaden austeilen oder neue Tränke brauen können. Ein bisschen Rollenspiel-Feeling kommt also durchaus auf.
Welche Probleme gibt's aktuell noch?
Ein nicht unerhebliches begegnete uns gleich in der zweiten Quest. Die sollten wir nämlich in einer nahen Talsenke weiterverfolgen. Das Problem: Da gibt's weder schnelles mobiles Internet, noch einen Zugang, der keine vielbefahrene Hauptstraße ist. Die Quest aktualisierte also nicht korrekt, und auch die Platzierung lässt die Sache in unnötige Arbeit ausarten. Zwar lässt sich der Questmarker neu setzen, das sagt einem aber keiner. Erst nach der Suche im Tagebuch stießen wir auf die Option - die aber nur funktioniert, wenn wir uns weit genug weg vom Zielort befinden. So ist die Story zwar ein echtes Alleinstellungsmerkmal, allerdings mit etwas Pech auch ein ziemlicher Klotz am Spielspaß-Bein.
Fazit
"The Witcher: Monster Slayer" ist für ein Erstlingswerk gleichzeitig ambitioniert und problematisch. Die schnell verbrauchten Ressourcen "ermutigen" ein bisschen zu sehr zum Ausgeben von Echtgeld im Shop, die manchmal blöd gesetzten Marker machen das eigentlich coole Questen aufwändiger als nötig. Und wenn einen Gegner mit zwei Schlägen aus den Latschen hauen, die auch geblockt noch Schaden verursachen, dann legt man das Spiel vielleicht etwas schneller weg, als es das verdient. Denn die Monster sind fantastisch animiert, und jedes Spiel, das AR noch eine neue Facette abgewinnen kann, ist es eigentlich wert, ausprobiert zu werden. Ganz klar ist aber auch: Kommt man in Pokémon Go auch als Couch Potato ganz gut voran, ist das mit dem Witcher nicht drin.