
Seit Längerem gibt es die Diskussion, ob Begriffe wie "Master" und "Slave", um etwa die hierarchischen Beziehungen beim Zugriff auf Ressourcen zu beschreiben, noch passend sind. Einige IT-Unternehmen haben bereits entschieden, besser nicht-diskriminierende Begriffe zu nutzen. Wie aus einem Bericht der FAZ hervorgeht, hat nun auch SAP-Vorstand Jürgen Müller entschieden, andere Fachbegriffe einzuführen.
Müller legt in einem Artikel, der am 7. September in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde, dar, dass keiner der Mitarbeiter des international agierenden Konzerns das Gefühl bekommen solle, "nicht dazuzugehören". Daher werden bei allen wichtigen Produkten innerhalb eines halben Jahres diskriminierende Fachbegriffe ersetzt. Statt "Master" und "Slave" solle es um "Leitsysteme" und "Folgesysteme" gehen. Aus "Blacklist" und "Whitelist" werden "Sperr- und Erlaubnislisten".
Entwickler sollen nicht-diskriminierende Begriffe nutzen
Die Debatten um Diskriminierung und Polizeigewalt in den USA und die Black-Lives-Matter-Bewegung haben Müllers Ausführungen zufolge eine wichtige Rolle bei der Entscheidung gespielt. SAP engagiere sich für mehr soziale Gerechtigkeit und wolle Organisationen unterstützen, die Firmengründungen von Afroamerikanern unterstützen. In den nächsten drei Jahren sollen ferner doppelt so viele afroamerikanische Mitarbeiter beim Konzern beschäftigt werden.
Andere große Konzerne aus dem IT-Sektor hatten zuvor bereits angekündigt, dass die Entwicklungsabteilungen künftig andere Begriffe verwenden werden, um niemanden auszuschließen und stärker für gemeinsame Werte einzutreten. Anfang Juli verwies Twitter etwa darauf, wie wichtig die Wortwahl sei und veröffentlichte eine Liste, die aufzeigt, dass das Unternehmen sein Augenmerk nicht nur auf Rassismus sondern auch auf andere Formen von Diskriminierung richtet. So soll etwa der "Dummy Value" (Dummkopf-Wert) als "Beispielwert" oder das "Grandfathering" (Großvater-Rechte, Bestandsschutz für Nutzer) als "Vermächtnis-Status" bezeichnet werden.
Nat Friedman, CEO von GitHub, die Software-Entwicklungsplattform, die Microsoft im Jahr 2018 übernommen hatte, teilte im Juni auf Twitter mit, dass sein Unternehmen daran arbeite, diskriminierende Begriffe abzuschaffen. Dabei nahm er Bezug auf den Hinweis von Google-Chrome-Entwicklerin Una Kravets, die darüber informierte, dass ein Bestimmter Bereich des Quellcodes nun nicht mehr als "Master" sondern "Main" ("Haupt") bezeichnet werde. Dies sei ein neutralerer Begriff.
"Blocklist" statt "Blacklist"
Bereits 2014 führte die Open-Source-Plattform Drupal das Begriffspaar "Master / Slave" ab. Aus Sicht der Entwickler war der Schritt nicht nur wichtig, um die negativen Assoziationen mit der Zeit der Sklaverei aus dem Bereich der Technik zu verbannen. Auch ging es um den sexistischen Bezug dieser Begriffe. Sie wurden durch "Primary" ("Haupt") und "Replica" ("Kopie") ersetzt. 2019 gab es bereits bei Google interne Empfehlungen, neutralere Begriffe als "Blacklist" etwa für Funktionen, die ausgeschlossen sein sollen, und "Whitelist" für jene, die erlaubt sind, beim Programmieren zu nutzen.
Bei den für Endverbraucher zugänglichen Informationen waren die Bezeichnungen bereits im Mai 2018 abgeschafft worden. Nutzerseitig ist seitdem von "Blocklist" (Blockierliste) und "Allowlist" ("Erlaubt-Liste") die Rede. Nun sollen laut Portal 9to5Google rund 2.000 Verweise auch in den nicht-öffentlichen Bereichen der Programmierung ersetzt werden.
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