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Ein Jesus-Simulator spaltet das Netz

"I am Jesus Christ" - "Ich bin Jesus Christus" - heißt das Computerspiel, das bald im Internet vefügbar sein soll. Doch nicht alle Nutzer sind wirklich begeistert von der skurrilen Idee.

Symbolbid: In einem Computerspiel sollen Gamer bald in die Rolle Jesus schlüpfen können. | © Pixabay

Lieselotte Hasselhoff
16.12.2019 | 16.12.2019, 12:28

Ein Lichtstrahl bricht aus dem Himmel hervor. Mitten darin schwebt - Jesus. Gegen das Licht ist er nur zu erkennen als Silhouette, die Arme weit von sich gestreckt, das Gewand flattert im Wind, die Füße mit den obligatorischen Sandalen baumeln in der Luft. Das Bild erinnert stilistisch ein wenig an die heile Welt auf den Flugschriften der Zeugen Jehovas. "Ich weiß nicht, ob das lustig sein soll oder nicht", kommentiert ein User auf der Gaming-Plattform Steam.

"I am Jesus Christ" - "Ich bin Jesus Christus" - lautet der Name des neuen Computerspiels von Entwickler SimulaM. Den Trailer zum Spiel können Gaming-Fans ab sofort auf Computerspiele-Plattform Steam anschauen. "Finde heraus", schreiben die Entwickler, "ob du alle berühmten Wunder der Bibel so vollbringen kannst, wie Jesus Christus."

Im Trailer wandert Jesus zunächst in einem roten Gewand durch die Wüste. Dann begegnet ihm eine alte, erblindete Person. Dann soll der Zuschauer offensichtlich selbst in die Rolle von Jesus schlüpfen. Auf dem Bildschirm sind nur noch die ausgestreckten, wunderwirkenden Hände zu sehen. Ein Lichtstrahl aus Jesus Fingern trifft auf das Gesicht der alten Person und siehe da: Ihre Augen öffnen sich und erblicken das Licht der Welt. Der Bibel-Beleg zum Wunder wird kurz eingeblendet - und weiter geht's: Man begegnet einem junger Bärtigen, der verloren zwischen kahlen Felsen vor einem leeren Holztrog hockt. Dank Jesus heilender Hände springen schon im nächsten Moment lebendige Fische in dem wasserlosen Bottich herum.

Und dann geschieht, was geschehen musste: Jesus schreitet über das Wasser, um ein in Not geratenes Boot aus den stürmischen Wogen zu retten. Später, bereits auf dem Berg Golgatha ans Kreuz genagelt, blickt Jesus sich um. Erst nach rechts, dann nach links. Da hängen ja auch noch welche! Egal. Viel wichtiger ist, in der nächsten Szene den Stein vor dem eigenen Grabe fortzuschieben: Zeit für die Auferstehung.

Kritik von den Nutzern

Noch ist das Spiel nicht auf dem Markt. "Coming Soon" verspricht SimulaM. Doch schon jetzt reagieren die Steam-User eher skeptisch: "Steam ist nicht die Plattform, um den christlichen Glauben zu predigen", schreibt ein User. "Das ist Blasphemie", schreibt ein anderer. "Ich hoffe, die Motivation hinter dem Spiel ist Liebe und Barmherzigkeit", merkt jemand an. Für scharfe Kritik sorgt noch ein anderer Faktor: "Warum ist Jesus weiß?", empört sich eine Person. "Dies ist ein rassistisches Spiel, das von Steam entfernt werden müsste", schreibt jemand anderes. "Jesus lebte im Mittleren Osten, war er die einzige weiße Person dort?", spottet ein User, der sich "Saint Satan" nennt.

Auf die Frage nach dem Ursprung seiner Spiel-Idee erläutert der Entwickler: "Das erste Mal hatte ich diese Idee mit Sechzehn. Damals war ich so inspiriert von Computer-Grafiken und Animationen, dass ich gerne eine Computer-Animation oder einen Zeichentrick über Jesus Christus entwickeln wollte." Wie ernst es dem Entwickler um den christlichen Glauben bestellt ist, bleibt aber unklar: "Danke noch einmal für eure Unterstützung für das Spiel", lässt SimulaM seine tieferen Beweggründe für seine Inspirationen offen.