Bielefeld. Das Ende einseitiger Kommunikation. Nutzer bestimmen, was für sie interessant ist und veröffentlichen ganz einfach selbst Inhalte, diskutieren Themen mit vielen anderen Nutzern, Unternehmen oder Nachrichtenmedien. Anfang der 2000er Jahre etablieren sich Plattformen, die diese Form des Austausches im Internet vereinfachen. Rund drei Milliarden Menschen sind heute in sozialen Medien weltweit aktiv. Marktführer: Facebook. Aber nicht für jeden und für jeden Zweck sind Anwendungen aus dem Zuckerberg-Imperium erste Wahl. Wir geben eine Übersicht.
Mehr als die Hälfte der Internetnutzer in Deutschland, 38 Millionen, nutzen soziale Medien mindestens einmal im Monat. Rund 37 Millionen tauschen Nachrichten über den Messenger-Dienst WhatsApp aus. 31 Millionen sind auf Facebook aktiv. Auf Platz drei in der Beliebtheit: Instagram. 15 Millionen begeistern sich jeden Monat für die Plattform, die ihren Siegeszug 2010 mit ihren Möglichkeiten für das Teilen von Fotos begann. Snapchat, das Anfang August einen Rückgang der aktiven Nutzer meldete (ein Minus von 2 Prozent auf 188 Millionen), wird in Deutschland von rund fünf Millionen Menschen mindestens einmal am Tag genutzt.
Twitter: Echtzeitkommunikation
Twitter hat die letzten offiziellen Zahlen für Deutschland im Februar 2016 vermeldet. Ende Juli 2018 gab der Kurznachrichtendienst bekannt, dass die Zahl der monatlich aktiven Nutzer weltweit in den vergangenen drei Monaten um eine Million auf 335 Millionen Nutzer gesunken ist. Ein Grund: Tausende Accounts wurden gesperrt, um den Anteil an Spam, zweifelhaften Inhalten und Fake Profilen zu verringern.
Nimmt man die Umfrageergebnisse der ARD/ZDF- Onlinestudie 2017 als Basis, hat Twitter etwa zwei Millionen wöchentlich aktive Nutzer. Der Kurznachrichtendienst wird damit von relativ wenigen aktiv genutzt – die recht loyale Community besteht aber vor allem aus Personen des öffentlichen Lebens, wie Politikern, Journalisten und Influencern. Schwerpunkt ist die Echtzeitkommunikation: schnelle Informationen und Diskussionen über aktuelle Themen.
Facebook: Keine Plattform für Teenager
Für Teenager spielt die Plattform, die Mark Zuckerberg 2004 gegründet hat, immer weniger eine Rolle. Auch Facebook musste vor Kurzem einen Verlust bei der Zahl derjenigen vermelden, die den Dienst einmal im Monat nutzen: 376 Millionen sind es in Europa - ein Verlust um eine Million. Das Unternehmen mit Sitz in Menlo Park hatte mit einem Rückgang im Zusammenhang mit seinen Maßnahmen zur Umsetzung der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (GDPR) gerechnet. Zudem war das Quartal geprägt von seinem Umgang mit dem Cambridge Analytica-Skandal, der zu dem Rückgang beigetragen haben kann.
Studien wie der Faktenkontor Social-Media-Atlas 2017/2018 weisen darauf hin, dass Whatsapp, Instagram und Snapchat die Plattformen sind, auf denen sich 14- bis 19-Jährige wohl fühlen. Sie werden von mehr als 80 Prozent dieser Altersgruppe in Deutschland genutzt.
Nachrichten auf Facebook teilen, kommentieren, Bilder oder Videos für Freunde und Verwandte einstellen, sich in Gruppen über Hobbys austauschen, Inhalte liken – diese Möglichkeiten, die Plattform zu nutzen, nehmen längst nicht alle registrierten Mitglieder intensiv wahr. Aber auch wenn es nur darum geht, sich passiv zu informieren, ist Facebook vor allem für Nutzer im Alter ab 20 Jahren noch interessant. Die größten Zuwächse hat das Netzwerk in Deutschland in der Altersgruppe ab 60 Jahren.
Snapchat: Neuigkeiten von Freunden
Für Nutzer, die älter als 20 Jahre sind, spielt Snapchat fast gar keine Rolle. Anders ist dies bei der Gruppe der Teenager. 82 Prozent haben Freude daran, Fotos hochzuladen, die sich nach 24 Stunden von selbst löschen. Sie nutzen Filter, Augmented-Reality-Effekte, um ihre Inhalte zu verschönern. Vorwiegend geht es ihnen aber darum, mit Freunden zu kommunizieren. Auch wenn das Angebot an Nachrichten steigt, die ebenfalls mit interaktiven Elementen aufbereitet werden, Unternehmen und Influencer die Aufmerksamkeit der jungen Nutzer gewinnen wollen, ist ihnen diese Funktion am wichtigsten.
Instagram: Bilderreiche, gute Stimmung
Instagram erreicht deutlich mehr Nutzer im Alter von 20 bis 29 Jahren (58 Prozent) und ist gleichzeitig bei den Jüngeren hoch im Kurs, was auch an der Strategie von Facebook Inc. liegt, beliebte Funktionen von Snapchat einzuführen – wie Stories, die sich nach 24 Stunden löschen und Filter. Auch auf Instagram spielt es eine sehr große Rolle für Nutzer, zu schauen, was ihre Freunde erlebt haben. Aber darüber hinaus werden häufiger Accounts von Influencern und Unternehmen aufgerufen, Beiträge über Themen wie Reise, Sport, Lifestyle konsumiert. Inhalte, die gute Laune verbreiten, sind am beliebtesten.
Zu den Profilen, die auf Instagram am stärksten wachsen, zählen Meme-Accounts. Hier finden Istagrammer witzige Botschaften, Kombinationen aus Text, Bildern oder Videos, die den Humor der Massen treffen. Ein Beispiel:
Whatsapp: Generationsübergreifend hoch im Kurs
Wenn es einen generationsübergreifend extrem beliebten Dienst gibt, dann ist das in Deutschland WhatsApp. Nutzer schreiben überwiegend Nachrichten an ihre Kontakte, verschicken Bilder, Videos, GIFs oder Links. Auch Anrufe werden von mehr als 50 Prozent inzwischen laut Bitkom-Studie zum Social Messaging über diesen Kanal getätigt. Weniger als 20 Prozent der Deutschen nutzen die Dienste WhatsApp oder Facebook-Messenger, um Informationen von Unternehmen oder Nachrichtenangebote zu erhalten.
Xing und LinkedIn: berufliches Netzwerken
Die Karrierenetzwerke XING (mit 14,4 Millionen angemeldeten deutschsprachigen Mitgliedern) und LinkedIn (12 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz)konnten deutlich wachsen. Zwar möchte auch Facebook eine größere Rolle für das berufliche Netzwerken spielen, allerdings sind in diesem Bereich weiterhin Xing und zunehmend LinkedIn die präferierten Plattformen.
Mit einem Profil, das auf Stärken und Qualifikationen aufmerksam macht, eigenen Fachbeiträgen und Gruppen, findet ein Austausch rund um Karriere und Themen aus der Berufswelt statt. Es geht darum, sich Netzwerke aufzubauen und durchaus auch als potenzieller Mitarbeiter gefunden zu werden. Menschen im Alter von mehr als 30 Jahren stellen die Mehrheit der Nutzer dar.