"Batman: Der Feind im Inneren" im Test oder: Blutige Wiederkehr der Widersacher

Batman! Batman! Mit der neuen Telltale-Staffel können Fans des Flattermann-Helden eine neue Geschichte aus Gotham City hautnah erleben. | © Telltale Games

Christian Lund
18.01.2018 | 18.01.2018, 21:49

Zwei Monate mussten wir Batman-Fans warten, bis am 23. Januar endlich die vierte Episode des neuen Telltale-Knallers "Batman: The Enemy Within" ("Der Feind im Inneren") erscheint. Wer noch immer unsicher ist, ob die neue Staffel wirklich taugt, dem sei gesagt: sie ist episch!

Es ist einige Zeit vergangen, seit wir in "Batman: The Telltale Series" Catwoman geküsst und herausgefunden haben, dass Batmans ermordete Eltern möglicherweise doch nicht die Heilsbringer von Gotham City waren, sondern sich krimineller Methoden bedient haben. Wir hatten es mit der Mafia zu tun und haben allerlei Kämpfe ausgefochten. Und waren am Schluss um einen Verbündeten reicher: Commissioner James Gordon von der Polizei.

Hier geht's in der zweiten Staffel auch direkt weiter. Man muss allerdings die erste nicht gespielt haben, um die zweite zu verstehen. Die damaligen Entscheidungen haben auch nur optional Einfluss auf die Geschichte von "The Enemy Within" - das lässt sich zu Beginn des Spiels auswählen.

Selbes Spielprinzip, neue Story-Ideen

Am Spielprinzip von "Telltale Games" hat sich natürlich auch in der zweiten Staffel nichts geändert (Wissende überspringen diesen Absatz!): Während der meisten Dialoge bekommt der Spieler drei Antwortmöglichkeiten und muss sich schnell entscheiden. Läuft die Zeit ab (und das geht ziemlich fix), schweigt der Held im Fledermauskostüm. Auch in einigen Kampfszenen heißt es: auf, nun los, entscheide dich! Welche Auswahl man auch trifft, vieles davon hat Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf, lenkt die Geschichte in unterschiedliche Bahnen.

Der Kapuzenmann mit der grünen Augenbinde: Der Riddler ist zurück und narrt Batman (l.) ordentlich mit seinen makabren Rätseln. - © Telltale Games
Der Kapuzenmann mit der grünen Augenbinde: Der Riddler ist zurück und narrt Batman (l.) ordentlich mit seinen makabren Rätseln. | © Telltale Games

Bei der Story von "The Enemy Within" nehmen sich die Entwickler mal wieder einige Freiheiten im Batman-Universum. Das macht's dann aber auch möglich, dass das Ding ordentlich spannend wird. Zunächst aber wird's mal blutig. Gleich in einer der ersten Sequenzen werden zwei Finger abgeschnitten und allerlei Menschen über den Haufen geschossen. Nichts für zarte Gemüter also.

Es ist niemand Geringeres als der Riddler, der wieder aus der Versenkung auftaucht, kurzerhand das örtliche Casino überfällt und dort praktisch über Leichen geht. Seine makaberen Rätsel kosten, so viel darf man verraten, auch das Leben eines engen Freundes von Batman. Der Riddler ist aber nur der erste Vorbote einer dramatischen Entwicklung, denn auch ein weiterer Gegenspieler Batmans kommt zurück: der Joker.

Guter Stoff für graue Tage

Die Gefahr besteht für uns im Spielverlauf darin, den falschen Menschen zu trauen. Bei Butler Alfred und Commissioner James Gordon können wir uns sicher sein, dass sie zu uns halten, aber wie steht's mit der Familie enger Freunde? Und sollte man sich mit Regierungsagenten verbünden oder besser nicht? Jede Entscheidung hat Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Und mit manchen ist einfach nicht zu rechnen.

Wie haben sich andere Spieler entschieden? Eine Statistik am Ende jedes Kapitels zeigt, wo man steht. - © Telltale Games
Wie haben sich andere Spieler entschieden? Eine Statistik am Ende jedes Kapitels zeigt, wo man steht. | © Telltale Games

Die erste Episode überzeugt - viel mehr als es die langatmige erste Episode der ersten Staffel geschafft hat. Sie haut den Spieler gleich tief und brutal in die Geschichte und lässt ihm rund zwei Stunden abwechslungsreiche Spielzeit. Im Gegensatz zur ersten Staffel läuft das Spiel sogar überwiegend ruckelfrei und in unserem Test auch ohne Abstürze. Die Kampfszenen und die Choreografien sehen fantastisch aus, nur die Sache mit den Untertiteln - die funktioniert einfach nicht so richtig prächtig. Auch hier gilt wie bei der ersten Staffel: Am besten spielt Ihr Batman einfach ohne Untertitel, denn die Übersetzung des englischen Sprechtextes hat den Namen nicht wirklich verdient.

Über die zweite Episode und die folgenden wollen wir hier behutsam den Fledermausmantel des Schweigens ausbreiten, um nicht zu spoilern. Aber es war im Oktober 2017, als "Batman: The Enemy Within" plötzlich auch außerhalb der Gamer-Gemeinde bekannt wurde. Spieler hatten in der zweiten Episode plötzlich das echte (!) Foto eines getöteten russischen Diplomaten entdeckt, der im Dezember 2016 in der Türkei ermordet worden war. Das Foto sorgte umgehend für ordentlich Empörung. Telltale reagierte prompt, entschuldigte sich und schob ein Update nach.

Unser Fazit: Wer die erste Staffel mochte, wird auch hier seinen Spaß haben. Die vielen kleinen Entscheidungen, die zu treffen sind, sorgen dafür, dass man es gerne nochmal spielt, einfach um zu sehen: was passiert, wenn ich mich anders entscheide? Und ist eine Episode beendet, ist das Warten auf die nächste eine furchtbare Qual, denn "Batman: The Enemy Within" sorgt auch dafür: es macht einfach süchtig! Guter Stoff für graue Wintertage!