Lichtenauer bietet Dachzelte für moderne Camping-Abenteurer

Lichtenau. Wohnmobile und Campinganhänger sind deutschlandweit gefragt. Wer es als Natur-Fan und Individual-Urlauber aber etwas günstiger und trotzdem mobil möchte, landet beim Dachzelt. Deren Konstruktionen, die sich auf fast allen Autos montieren lassen, verkauft Benjamin Altrogge mitten in Lichtenau. Seit 2018 handelt der 40-Jährige mit Dachzelten. Es begann in der heimischen Garage, mittlerweile betreibt er ein Geschäft mit dem Namen "Eggecamper" an der Langen Straße, Ecke Mühlenstraße. "Vier Dachzelte hatte ich im ersten Jahr auf Lager und wirklich Sorge, ob ich sie loswerde", erinnert sich der vierfache Familienvater aus Holtheim an die Anfänge. Schon im zweiten Jahr hat er 40 Stück verkauft und zuletzt habe er sogar 80 Dachzelte an die Kundschaft gebracht. Altrogge sagt, er sei einer von nur etwa 20 Händlern deutschlandweit. Käufer kommen von weit her angereist. Alle, die das Abenteuer Dachzelt erstmal erkunden wollen, können in Lichtenau auch kostenpflichtig ein Modell ausleihen. Wenn sie transportbereit montiert sind, fallen Dachzelte kaum auf. Ein flacher Quader wird auf der Unterkonstruktion des Autos - wie bei einer Dachbox - festgemacht. Er wiegt zwischen 25 und 75 Kilogramm. Die aufgebaute Version ist dann für Neulinge aber ein ulkiger Anblick. Ein Zelt mit bis zu drei Metern Breite und seinen eingebauten Matratzen steht fest auf dem Autodach. Eine kleine Leiter führt vom Boden aus hinein und erinnert dabei an den Einstieg in Han Solos Milleniumfalken aus den Star-Wars-Filmen. "Man ist flexibler als mit großen Fahrzeugen", sagt Händler Altrogge. Kunden seien Angler, Outdoor-Fans und alle, die es beim Campen individuell mögen. Auch wenn das kleine Gesamtpaket dazu verlockt: Wildes Camping ist auch mit Dachzelten verboten. "In Deutschland müssen Stellplätze oder Campingplätze angefahren werden", sagt Altrogge. Einmal dort angekommen, sei der Aufbau in einer Viertelstunde möglich. Ein Vorteil des Zelts auf dem Autodach ist, dass die Liegefläche weit vom Erdboden entfernt ist. Feuchtigkeit und Kriechtiere kommen von unten nicht so leicht ins Schlafgemach. Geeignet sind die Zelte je nach Ausführung sogar für Familien, auch Vorzeltanbauten sind möglich. Die Kaufpreise liegen, je nach Größe und Hersteller, im niedrigen vierstelligen Bereich. Die Konstruktionen stammen laut Altrogge von Firmen aus Australien und Südafrika. In diesen Ländern seien Dachzelte häufig im Einsatz. "Es gab aber auch Modelle in der DDR, die man auf einem Trabi befestigen konnte", hat der Lichtenauer erfahren. Vermietung führt oft zum Kauf Bekannt gemacht hat sich Altrogge in der Camper-Szene übers Internet. "Es hat sich herumgesprochen, was ich mache", sagt er. Der Eggecamper ist ein kleiner Familienbetrieb. Auch Sohn und Vater helfen mal aus. Der Chef setzt auf Beratung und spürt, wie genau sich seine Kunden mit den nicht ganz alltäglichen Produkten auskennen. Oft helfe tatsächlich die Vermietung der Dachzelte, sagt er. Kunden erfahren dann hautnah, wie stark das Camping-Fieber wirklich ist. "Die Hälfte der Leute, die ein Zelt mieten, kauft danach eins", sagt der Mann, dem man mit seiner hünenhaften Statur, dem Rauschebart und seiner Funktionskleidung sofort abnimmt, dass er in der Natur nicht verloren geht. Passend dazu fährt Altrogge einen bulligen Geländewagen. An kräftigen Autos hat er Spaß und will daraus möglicherweise einen weiteren Geschäftszweig entwickeln. "Der Umbau auf geländetaugliche Fahrwerke, Bremsen und Seilwinden ist gefragt und braucht Fachleute", sagt er. Platz genug hat er für solche Schraubereien, einen ausgebildeten Mechaniker müsste er noch einstellen. Zukunftsmusik. In der Gegenwart geht es weiter um Dachzelte, aber auch um weitaus teurere Falt-Camper und Falt-Caravane, bei denen üppige Zeltbauten aus kleinen Anhängern herausgezaubert werden können. Wie die gesamte Branche profitiert der Eggecamper in der Corona-Zeit von gestiegener Nachfrage. Altrogge ist froh, mit seinem Hobby Geld verdienen zu können, zuletzt plagte ihn mitunter aber ein schlechtes Gewissen. Obwohl 20 Kunden schon reserviert hatten, gab es Lieferverzögerungen und viele Nachfragen am Handy. Die Produktions- und Versandprobleme in der Pandemie sind schließlich auch in Lichtenau zu spüren.

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