Ja, mir san mitm Radl da – wer angesichts dieses ohrwurmverdächtigen Songs im ersten Moment einen Impuls verspürt, in die Pedale zu treten, wird es sich im zweiten Moment vielleicht doch noch einmal überlegen, ob er oder sie wirklich mit dem Radl da sein möchte. Denn: Ja, eigentlich ist der Weg gar nicht so weit. Aber nein, die Strecke geht gar nicht.
Keine oder zu schmale Radwege, das Gefühl vom nächsten Autofahrer entweder leicht „angesägt" werden zu können oder die Angst, eine Spritzwasserwelle abzubekommen – das hält viele Menschen vom Radfahren ab.
Ein Umstand, der sich mit dem Radnetz OWL nun so schnell wie möglich ändern soll: Denn im Zuge des Strukturförderprogramms „REGIONALE" ist nun der Startschuss zum Radnetz-OWL gefallen, erklärt die OWL GmbH. Das Besondere daran: Die Planungen für ein durchgehendes Radwegenetz enden nicht an einer Kreis- oder Stadtgrenze, sondern sind durchgehend für die gesamte Region geplant worden.
Der Impuls zu dieser über einzelne Kreise hinausgehenden koordinierten Planung für ein gemeinsames regionales Radnetz wurde als Projektidee des Kreises Paderborn bei der REGIONALE 2022 eingereicht und zu einem OWL-weiten Ansatz ausgeweitet. Moderiert wurde der Prozess vom Team der REGIONALE bei der OWL GmbH.
Beteiligt sind die sechs Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn und die Stadt Bielefeld mit Unterstützung der Bezirksregierung Detmold, von Straßen.NRW sowie dem beauftragten Planungsbüro SHP Ingenieure aus Hannover. Gefördert wurde das Konzept im Zuge der REGIONALE 2022 vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, heißt es weiter.

In das Netz einbezogen worden sind natürlich auch bestehende Radwege. Insgesamt umfasst das Netz 1.990 Kilometer – 536 Kilometer davon sind bislang noch Striche auf der Karte und müssen noch gebaut werden. Dafür sind Finanzierungen zu klären und Genehmigungen einzuholen. Für Radschnellwege, die ebenfalls Teil des Konzeptes sind, sind beispielsweise Planfeststellungsbeschlüsse erforderlich.
Auch, wenn noch etwas Geduld gefragt ist: Der Weg zu einem alltagstauglichen Radnetz ist im Wortsinn vorgezeichnet – und die Umsetzung kann beginnen. Und das Ziel steht: Laut NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst soll 25 Prozent des Verkehrs zukünftig über Radwege laufen. Das neue Netz soll für Freizeitradler und Pendler gleichermaßen attraktiv sein und den Umstieg aufs Fahrrad erleichtern – überall in OWL.
Denn die Bedingungen zum Radfahren sind den Informationen nach bislang recht unterschiedlich. Vor allem die verdichteten Räume mit den Städten Bielefeld, Paderborn und Gütersloh weisen hohe Radverkehrsanteile auf, aber auch Kommunen im Westen von OWL (hier ist offenbar die Nähe zum Münsterland von Bedeutung).
Die topographisch anspruchsvollen Regionen wie beispielsweise das Weserbergland oder der Kreis Höxter mit größeren Entfernungen zwischen den Städten weisen dagegen eher geringere Radverkehrsanteile aus, so die Informationen. Es seien dichte Netze für den Freizeitradverkehr vorhanden, der Alltagsradverkehr stehe aber bisher oft nicht im Fokus. Um auch die etwas „hügeligeren" Regionen in der Gunst der Radfahrer steigen zu lassen, sind die immer beliebter werdenden E-Bikes eine Unterstützung im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Radschnellweg OWL 2.0 als direkte Verbindung zwischen den Städten Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh, Bielefeld und Herford ist als Verlängerung des schon in Planung befindlichen RS3 (Herford-Minden) ein Leuchtturmprojekt für die Region. Für diesen Radschnellweg wurde eine Potenzialanalyse erstellt. Auch Radvorrangrouten, etwa die geplante Strecke an der alten B 68 zwischen Borgholzhausen und Bielefeld, sind dabei.