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Noch eine Kaufhausserie - lohnt sich "Das Haus der Träume"?

Zuletzt haben mehrere Serien die Glanzzeiten alter Warenhäuser aufleben lassen. Nun nimmt eine RTL+-Produktion mit in die Berliner Torstraße - und umgeht einen Fehler, den so manche andere Serie macht.

Vicky (Naemi Florez, Mitte) stellt sich im Kaufhaus Jonass vor. | © Foto: RTL / X Filme Creative Pool / Stefan Erhard

15.09.2022 | 15.09.2022, 16:55

Dass mit Kaufhäusern mitunter einiges an Nostalgie verbunden ist, kennen manche Menschen aus ihrem eigenen Leben. Vielleicht gab es eine Tante, die früher bei Karstadt gearbeitet hat. Oder die bei Hertie Prozente bekam. Manche haben es geliebt, mit der Rolltreppe in die Spielzeugabteilung zu fahren. Oder erinnern sich daran, wie sie als Teenager das erste Parfüm im Erdgeschoss kauften.

Die Fernsehbranche macht sich das Kaufhaus als vermeintlichen Sehnsuchtsort jedenfalls zunutze. Nach Serien wie „Mr. Selfridge“, „The Paradise“ und „Eldorado KaDeWe“ bringt nun auch RTL+ eine historische Serie über ein Warenhaus heraus. Und die trägt keinen dezenteren Titel als „Das Haus der Träume“.

Berlin, 1928: Arthur Grünberg (Alexander Scheer) schlendert durch eine Gasse. Na, wie weit sind Sie?, wird er gefragt. Er versichert den Leuten, dass sein Kaufhaus bald öffnen werde. Im „Jonass“, so seine Idee, sollen Menschen in Raten zahlen können. Damit sollen sich auch die Leute etwas leisten können, die wenig Geld haben.

„Wir sind damit das erste Kreditkaufhaus Europas - und das, meine Herren, das ist sensationell“, sagt Grünberg bei einem Geschäftstreffen. Als die anderen noch Zweifel am Projekt haben, zieht er sich aus und zeigt splitternackt seine Kriegsnarben. Wenn er an etwas glaube, sagt Grünberg, dann sei er bereit, alles zu geben.

"Das Haus der Träume" ist opulent ausgestattet

Parallel bewirbt sich die junge Vicky (Naemi Florez) als Verkäuferin im neuen Kaufhaus. Sie verliebt sich in einen Musiker (Ludwig Simon), dessen wahre Identität noch einige Komplikationen mit sich bringen wird. Die Serie erzählt von Armut und von Aufsteigerträumen, vom Leben einer jüdischen Kaufmannsfamilie und von einer jungen Frau.

Die ersten sechs Folgen von Regisseurin Sherry Hormann („Altes Land“, „Nur eine Frau“) sind opulent ausgestattet und vermeiden zum Großteil das, was andere Serien zur Qual machen kann, nämlich überflüssige Dialoge. „Das Haus der Träume“ ist ab Sonntag, 18. September, zunächst beim kostenpflichtigen Streamingdienst RTL+ zu sehen. Ende des Jahres soll sie dann im frei empfangbaren Fernsehen laufen.

Die Figuren sind interessant gestaltet - auch in den Nebenrollen sind Charaktere dabei, deren Geschichte man gerne länger verfolgen würde. Manche Szenen kommen etwas pathetisch daher, trotzdem ist die Serie gut gemachtes Fernsehen.

Der Privatclub Soho-House in Berlin: In den 1920er Jahren war in dem Gebäude das Kaufhaus Jonass. - © Florian Schuh
Der Privatclub Soho-House in Berlin: In den 1920er Jahren war in dem Gebäude das Kaufhaus Jonass. | © Florian Schuh

Die Drehbücher basieren auf dem Roman „Torstraße 1“. Als Vorlage dient das frühere Kaufhaus einer jüdischen Familie an eben jener Adresse. Nach der Enteignung durch die Nazis sei das Gebäude von der Hitlerjugend und später von der SED genutzt worden, heißt es in den Unterlagen zu der Serie. Heute ist dort mit dem „Soho House“ ein Privatclub untergebracht, den auch viele Promis besuchen.

Heutzutage haben Kaufhäuser massiv Konkurrenz

Gedreht wurden insgesamt zwölf Folgen. Die ersten sechs Episoden werden nun gezeigt und spielen in den späten 1920er Jahren. Die weiteren Folgen spielen nach RTL-Angaben in den Jahren 1932 und 1933. Ein Sendedatum für den zweiten Block steht noch nicht fest. Zum Darstellerteam gehören etwa auch Nina Kunzendorf und Samuel Finzi.

Interessant ist eigentlich, dass Serien gerade in den vergangenen Jahren an die Glanzzeiten der Kaufhäuser erinnert haben. Heutzutage haben Kaufhäuser durch Onlineportale schließlich massiv Konkurrenz. Aber manchmal werden Dinge ja gerade dann nostalgisch verklärt. Die Serie jedenfalls propagiert natürlich ein Stück weit, dass mit dem Kaufen von Dingen Glück verbunden sein kann. Eine Ansicht, die manche auch mit Blick auf die Ressourcen der Welt längst hinterfragen.