"Gekündigt... Nach 35 Jahren bei der Polizei? Was haben's denn g'mocht?" - "Meinen Job." Für Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) kommt es im Wien-Tatort "Verschwörung" (Sonntag, 9. Mai, 20.15 Uhr, ARD) knüppeldick. Aber wer braucht schon Kollegen oder einen Arbeitsplatz, wenn es ein Komplott aufzudecken gibt.
Die Handlung
Ein topfitter Beamter des österreichischen Innenministeriums stirbt, kurz nachdem er Eisners Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) beim Joggen im Wald begegnet ist. Vor seinem plötzlichen Dahinscheiden plagen ihn merkwürdige Halluzinationen. In Panik flüchtet er - und endet als Anschauungsmaterial für Medizinstudenten in einem Steinbruch.
Haben die Dopingmittel in seinem Blut etwas damit zu tun? Warum hätte das Ministerium durch die Polizei am liebsten schnellstmöglich einen natürlichen Tod festgestellt? Wer ist der mysteriöse Fremde, der das Opfer und seine Frau daheim terrorisiert? Und warum ist Eisner kurz nach der Übernahme des Falls seinen neuen Job bei Europol los, von dem in Wien ganz zu schweigen?
Eisner ermittelt natürlich auf eigene Faust weiter. Klar, ist schließlich immer noch sein "Dschopp", wie man in Wien denglischt. Doch die Widerstände sind groß - auch aus Richtungen, aus denen Eisner nicht damit gerechnet hat.
Die Umsetzung
Bei so vielen Fährten, die der Plot zunächst legt, könnte man meinen, die "Verschwörung", um die es hier geht, sei eine, die es tatsächlich wert ist, 90 Minuten Zeit für die Antwort auf die immer gleiche Krimi-Frage "Wer war's?" auszugeben. Doch der etwas zu optimistische Soundtrack und das unmotiviert komponierte Kleinstadt-Komplott ziehen der Spannung früh den Stecker.
Nie wähnt man den von Harald Krassnitzer schroff, aber liebenswert dargestellten Moritz Eisner wirklich in Gefahr. Es wimmelt von Krimi-Klischees, das Ende setzt dem Ganzen leider die Krone auf. Wer spannendes Fernsehen gewöhnt ist, hat den Plot-Twist, wenn man ihn so nennen will, nach zehn Minuten erspäht.
"Subtil" ist hier ohnehin ein Fremdwort. Ein ums andere Mal hätte man sich gewünscht, die Autoren hätten den Darstellern ein vielsagendes Schweigen ins Skript geschrieben, anstatt sie das Offensichtliche dahinquatschen zu lassen. Da retten auch die eleganten, an "House of Cards" angelehnten Zeitraffer-Kamerafahrten durch Wien-Washington nichts mehr.
Fast ist man zu müde, um sich darüber aufregen, dass die einzige Figur mit dunkler Hautfarbe in diesem Film mit Nachnamen "Dickmann" heißt. Wie Naschwerk also, was der rechtsgestrige Rand viel lieber nicht "Schokokoss" nennen würde. Man sollte es aber tun, denn die Frau kommt nur vor, um ihren Namen aufzusagen. So viel Beiläufigkeit in Bezug auf Minderheiten darf Filmemachern aus der Mehrheitsgesellschaft 2021 nicht mehr passieren.
Fazit
Überraschung: Es gab schon einfallsreichere Krimi-Plots. Die Motive Geld, Betrug und Rache sind mittlerweile so etabliert, dass es kunstvolle Verstrickungen braucht, um Zuschauern noch echte Anerkennung abzutrotzen. Oder es braucht zumindest den abwechslungsreich erzählten Anschein davon. Beides sucht man in "Verschwörung" vergebens.
Wenn man hier dran bleibt, dann höchstens wegen Eisners Langzeit-Kollegin Bibi. Denn Adele Neuhauser spielt ihre Rolle so wie man es der Story nach eigentlich von Krassnitzer hätte sehen wollen: als habe ihre Figur ernsthaft etwas zu verlieren. Doch um wirklich Dramatik aufkommen zu lassen, reicht auch das nicht.