
Okay, Freunde, es ist Bergfest. Zeit, schon mal ein kleines Fazit zu ziehen. Und wir können leider jetzt schon sagen: In diesem Jahr gehören wir eher ins Team "Die Hälfte ist geschafft" als ins Team "Die Hälfte ist schon rum".
Ganz klar gab es wohl noch nie ein dermaßen auf Schönheit bedachtes Camp. Ach nein, lassen Sie uns sagen: Ein dermaßen auf Äußerlichkeiten bedachtes Camp. Jaaahhh.... das passt besser. Noch nie haben wir so viel Botox, Hyaluron und Silikon auf einem Haufen gesehen, an so dicken Lippen gehangen und so viele gleiche Mienen zum bösen Spiel gesehen.
Es war aber auch noch nie so schwer, einen Dschungelkönig zu prophezeien, denn das Format und die Extreme dazu fehlen allen: es gibt keine Lagermutti, keinen richtigen Spinner, nachdem Markus raus ist, keinen, der über sich hinauswächst, keinen, den wir von Herzen hassen können. Gut, es gibt Hanka. Deren Ehrlichkeit ist durchaus erfrischend, nachdem sie sich nun von ihren Zwängen nahezu vollständig befreit zu haben scheint. Aber ob das für die Krone reicht?
Nun gut, kommt Zeit, kommt König. Widmen wir uns lieber der Gegenwart statt der Zukunft. Die ist auch hinlänglich spannend, sind doch, so plötzlich wie Dschungelpilze nach dem Regen, durchaus vielversprechender Zank und Krawall aus dem Camp-Boden geschossen: Hanka und Jens basteln eifrig an ihrer ganz persönlichen Ostfront.
Es ist allerdings etwas schwer, sich auf eine Seite zu schlagen. Denn Jenses wehleidiges Drückebergertum hält man schon aus 15.000 Kilometer Entfernung kaum aus. Aber 24 Stunden Hanka jeden Tag, das muss auch wirklich aufs Gemüt schlagen. Für den ganz großen Knall hat es heute zwar noch nicht gereicht, aber es ist ja auch schön, wenn man sich noch auf was freuen kann.
Tja, und dann gab es, wer hätte das in dieser Staffel noch erwartet, für ganz, ganz kurze Zeit doch tatsächlich einen waschechten Psychopathen im Camp: Markus. Gut, dass der nicht ganz frisch in der Birne ist, haben wir uns schon gedacht. Aber diese kalten, starren Augen, die haben wir so bei ihm noch nicht gesehen. Damit kommt er fast schon an Glatzeder den Wahnsinnigen dran.
Aber wie kam es bloß dazu? Im einen Moment lässt Majowski sich noch willig von Kader an die Torwand fesseln und schmiert uns dabei auch noch ausdrücklich unerwünschte Offenbarungen über seine Vorlieben hin ("Da ich manchmal auch ein unerzogener Junge bin, werde ich das genießen, so abgekanzelt zu werden." Uäh...). Und auf einmal droht er den Camp-Rangern mit Anzeige, weil ihm das Losbinden nicht schnell genug geht.
Es kann nur eine Erklärung geben: Fehlinformation durch RTL. Hanka ist gar nicht die Zwangsstörungs-Patientin. Es ist Markus. Ein ganz schwerer Fall von Merinthophobie - die Angst vor dem Festgebundensein. Na ja, ist jetzt auch egal. Denn offenbar fand keiner Markus mehr fesselnd genug, um anzurufen.
Apropos anrufen. Wer ruft denn da eigentlich an? Das ist, neben der Frage, woher Kader ihren nie zur Neige gehenden Kajalstift hat, wohl eine der brennendsten Fragen zum Thema Dschungelcamp. Und wenn ja, wie viele? Im Gegensatz zur sorgfältig verbreiteten, exorbitanten Quote wissen wir schließlich erstaunlich wenig über die Anruferzahlen, die RTL eisern unter Verschluss hält. Vor allem den Kandidaten wird ja suggeriert: Da draußen wollen euch im Schnitt sieben Millionen Menschen sehen. Teilt man die auf 12 Kandidaten auf, sind das hunderttausende Anrufe pro Nase.
Und in echt? Gehen wir mal von uns selbst aus. Klar, wir gucken. Aber doch nicht, um anzurufen. Haben Sie schon mal jemanden getroffen, der da anruft?! Das hieße ja irgendwie, das Ganze ernst zu nehmen. Und das weisen wir in unserer ganzen selbstgefälligen Bildungsbürgerlichkeit weit von uns.
Und wenn nun jeder so denkt? Man stelle sich das mal vor: Da überlegen Generationen von Dschungelcamp-Kandidaten, ob es den Heerscharen der Anrufer besser gefällt, ob sie sich heute auf die linke oder die rechte Pobacke legen. Und dass es das Zünglein an der Waage sein könnte, in welche Richtung sie die Zahnpasta auf die Bürste drücken. Und dabei ruft gar kein Schwein für sie an.
Na ja, aber das sind nur ein paar Überlegungen am Rande. Kommen wir zum Hauptevent, der Dschungelprüfung. Unglücklicherweise haben es die Camp-Kandidaten heute geschafft, ausgerechnet den Mann mit der wenigsten Körperspannung zu einem Contest zu schicken, der selbst Marc-The-Godfather-of-Fitness-Terenzi einiges abverlangt. Was folgt, ist eine zehnminütige, gut durchgeschwitzte Demütigung von Jens als Hängepartie am Seil ("Ich bin so scheißefett...Meine Fettsucht kotzt mich an"), die ebenso schwer zu ertragen ist wie die darauf folgende zehnminütige und immer noch gut durchgeschwitzte Selbstkasteiung am Lagerfeuer (inklusive väterlicher Versagensängste und tränenreicher Videobotschaft an die Herzallerliebste. Puh...).
Aber trotzdem, alles in allem sind wir in den vergangenen Tagen schon deutlich gelangweilter ins Bett gegangen als heute. Und natürlich haben wir auch wieder spannende Erkenntnisse gewonnen:
1. Nicht mal der Jens selbst scheint sich so richtig gut auszukennen in seinem Haufen Kinder. ("Joelina, Wolkan, Jada, Leon, Jenna, Diego, Jenni und Jessica: Tut mir leid, dass ich heute so in den Seilen gehangen hab. Aber ich hab alles gegeben. Ich liebe euch. Macht euch keine Gedanken. Ich halte durch... Ich hoffe, ich hab kein Kind vergessen.") Ist aber auch schwer. Bei so vielen Jots.
2. Auch nach neun Tagen Terenzisch versteht man den Mann kein bisschen besser als am Anfang. Eher schlechter. Irgendwie hört man sich nicht rein. Aber gut, dass Dr. Bob in der Dschungelprüfung den besten Ratschlag zum Gelingen ever, ever, ever gibt: Redet miteinander.
3. Wenn die Fetzen fliegen, dann ist immer das Essen der Auslöser. Wenn jetzt sogar dem unscheinbaren Icke Häßler die Sicherungen durchbrennen, weil Hanka sich angeblich sechs statt drei Löffel Ei genommen hat... Mimimi...
Noch nicht genug vom Dschungelcamp? Hier geht es zu:
Tag 7: "Näcksmassasch hilft immärr!"
Tag 6: "Noch nie so'n beschissenes Karussel gesehen"
Tag 5: "Die waren hier drin, bis in meine Vagina"
Tag 4: "You are the beautifulst"
Tag 3: "Ich sitze schon auf meinen Arschknochen"