Wer nach dem Verlust eines geliebten Menschen Bedenken hat, seinem Umfeld zu schnell von einer neuen Liebe zu erzählen, sollte sich dafür nicht rechtfertigen, rät Trauertherapeut Roland Kachler. «Das wäre defensiv», sagt der psychologische Psychotherapeut. Wenn es für einen selbst stimmt, sei es besser, freundlich und klar zu sagen: «Für mich gibt es eine neue Beziehung, zu der stehe ich und die will ich jetzt auch leben.»
Oft fielen die Reaktionen dann positiver aus, als man befürchtet hat: «Auch Kinder begreifen dann irgendwann, dass das richtig ist. Auch sie möchten keine ständig traurige, Zähne zusammenbeißende Mutter - oder umgekehrt den traurigen Vater», sagt Marei Rascher-Held, Vorsitzende des Bundesverbandes Trauerbegleitung.
Entlastung für Freunde und Angehörige
Nicht zuletzt teilten viele Freunde und Angehörige nicht nur die Freude über die neue Liebe, sondern fühlten sich auch selbst befreit: «Für manche bedeutet das auch Entlastung und Erleichterung, die jetzt kommt», sagt die Trauerbegleiterin. «Und wenn man weiß, da kommt eine neue Person, die auch wieder ein Stück weit mehr Freude bringt, wird sie oft mit offenen Armen aufgenommen.»
Vor allem in einem höheren Lebensalter seien viele Familienmitglieder und Freunde richtig froh, wenn eine neue Partnerin oder ein neuer Partner dazukommt, hat auch Kachler beobachtet: Sie bekommen das Gefühl, dass sie nicht mehr für den trauernden Vater oder die Mutter allein sorgen müssen, sondern dass das jetzt auch jemand anderes macht. «Das bestärkt die Bereitschaft, demjenigen das neue Glück auch zuzugestehen.»