Schokoladenverordnung Schuld

Ritter Sport verkauft eine Schokolade, die nicht so heißen darf

Das Regelwerk legt fest, welches Produkt sich in Deutschland Schokolade nennen darf. Einem Kakao-Produkt von Ritter Sport wird dies nun verwehrt.

Ritter Sport stellt Schokolade her, darf sein neuestes Produkt aber nicht so nennen. | © picture alliance / Geisler-Fotopress

01.02.2021 | 01.02.2021, 15:46

Waldenbuch (dpa). Der Schokoladenhersteller Ritter Sport bringt eine neue Schokolade auf den Markt - und darf diese in Deutschland streng genommen nicht als solche bezeichnen. Was zunächst kurios klingt, hat einen lebensmittelrechtlichen Hintergrund: Laut der deutschen Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse aus dem Jahr 2003 besteht eine Schokolade nicht nur aus Zutaten wie Kakaomasse, Kakaopulver und Kakaobutter, sondern zwingend auch aus Zucker.

Dieser Zucker aber fehlt im neuen Ritter-Sport-Produkt mit dem Namen Cacao y Nada. Zum Süßen verwendet das Unternehmen aus Waldenbuch bei Stuttgart nach eigenen Angaben stattdessen natürlichen Kakaosaft, den es auf einer Plantage in Nicaragua extra aus Kakaofrüchten gewinnt.

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Die Kakaoverordnung ist eine Art gesetzliches Rezeptbuch - wer dagegen verstößt, riskiert Geldstrafen und im Extremfall gar einen behördlich verordneten Verkaufsstopp. Ritter Sport beklagt, das deutsche Lebensmittelrecht sei in diesem Punkt nicht mehr zeitgemäß.

Dass eine Schokolade, die zu 100 Prozent aus Kakao bestehe, ohne den Zusatz von Zucker hierzulande nicht als solche bezeichnet werden dürfe, sei „absurd", sagte Firmenchef Andreas Ronken laut Mitteilung vom Montag. „Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen!" Eine Ritter-Sport-Sprecherin sagte auf Anfrage, man setze sich für eine Änderung der Verordnung ein.

Gericht urteilte zuvor: Nur Ritter Sport darf quadratisch sein

Auf den deutschen Markt bringen will das Unternehmen sein neues Produkt nun dennoch - nur eben nicht als „Schokolade", sondern beispielsweise unter dem Label „Kakaofruchttafel". Schokolade von Ritter Sport wird in mehr als 100 Ländern verkauft. Das Unternehmen musste in den vergangenen zwei Jahren jeweils Umsatzrückgänge verkraften, erlöste 2020 noch 470 Millionen Euro und beschäftigt weltweit rund 1.650 Mitarbeiter.

Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren schon einmal Streitigkeiten mit den Formalia seines Produkts auszufechten. Zehn Jahre lang hatte der Konkurrent Milka versucht, die als Markenzeichen eingetragene, charakteristische Quadratform von Ritter Sport ebenfalls verwenden zu dürfen. Im Sommer 2020 entschied der Bundesgerichtshof als letzte Instanz, dass der Stuttgarter Hersteller die Form behalten darf - als einziger auf dem deutschen Markt.