Kultur

Ritter der Wissenschaft

Zwei Physiker werben für Objektivität als Leitkultur

Erklären die Welt: Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort.
Foto: andreas klatt | © Andreas Klatt

06.12.2018 | 06.12.2018, 07:00

Bielefeld. Einen Versuch, Wissenschaft mit Unterhaltung zu verbinden, wagte schon in der längst vergangenen Ära des ausschließlich öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Knoff-Hoff-Show. Seitdem Podcasts immer mehr Themennischen für sich besetzen, war es wohl eine Frage der Zeit, bis jemand das Erbe der Show antritt.

Die Physiker Reinhard Remfort und Nicolas Wöhrl treten in den alle zwei Wochen ausgestrahlten Folgen mit viel Herzblut für ein wissenschaftliches Weltbild ein – am Dienstagabend präsentierten sie in der Komödie ihre erste Bühnenshow. Mit dem erklärten Ziel, Aufklärung betreiben zu wollen, zerrupften sie vollmundige Versprechungen von Anbietern, die angeben, ihre Gerätschaften würden „uninformiertes Wasser“ informieren, so dass es bekömmlicher und vitalisierender sei. „Menschen mit alternativem Weltbild“ würde es in Deutschland viele geben. Diese hätten zwar das deutsche Schulsystem durchlaufen, sie würden aber nicht davor zurückschrecken, ihr Geld auf fragwürdige Weise zu investieren.

Solide Wissenschaft darf herunterbrechen und vereinfachen

„Wenn ein Bäcker angibt, mit vitalisiertem Wasser zu backen, sollte man ihn darauf ansprechen“, warb Remfort dafür, konsequent für ein wissenschaftliches Verständnis als gesellschaftskittenden Faktor einzutreten. Mit einem Tau und einer Gittertür für Babys demonstrierten die beiden etwa, wie quantenphysikalische Interferenzen funktionieren – und stellten ihrer Überzeugung, dass solide Wissenschaft durchaus herunterbrechen und vereinfachen darf, solange sie korrekt bleibt, Videoclips von Youtube-Filmern gegenüber, die tollkühn dazu einladen, mit skurrilen Gebärden auf Quantenfelder einzuwirken und so persönliche Themen zu transformieren.

Beide spezialisierten sich in ihrer wissenschaftlichen Karriere auf die physikalische Erforschung des Vakuums. So war denn auch einer der Höhepunkte des Abends der Bau einer Vakuum-Konfettikanone. Frotzelnd spielten die beiden sich im dreistündigen Programm die Bälle zu – und machten mit ihrer sympathischen Mischung aus Show-Experimenten und ernsthaftem Plädoyer deutlich, dass Wissenschaft der Gang aus dem Elfenbeinturm gut zu Gesicht steht. Und dass sie dazu beitragen kann, einen gegen die hoch emotionalisierten Wirrnisse der „Fake News“-Hysterie zu immunisieren.