Kultur

Ein Bürgerschreck kehrt heim

Christian Y. vorSchmidtn stellt im Eulenspiegel seinen ersten Roman „Der letzte Huelsenbeck“

Vergnügtes Heimspiel: Christian Y. Schmidt. Foto: Antje Doßmann | © Antje Doßmann

22.10.2018 | 22.10.2018, 11:00

Bielefeld. Christian Y. Schmidt ist ein Sohn Bielefelds. Zwar hat der Journalist und Autor satirischer Texte längst seine Zelte in der Stadt abgebrochen, die prägenden Jahre erlebte er allerdings hier. Einen so tiefen Eindruck haben Stadt- und Zeitgeschehen hinterlassen, dass der Ex-Redakteur der Satire-Zeitschrift Titanic seinen frisch erschienenen ersten Roman „Der letzte Huelsenbeck“ zu einigen Teilen in Bielefeld spielen lässt, ohne die Stadt und ihre Straßen und Plätze beim Namen zu nennen. Speziell für die Lesung im Eulenspiegel hatte Schmidt entsprechende, vor Ort spielende Passagen aus seinem Debüt herausgesucht, das sich entgegen seiner Ankündigung natürlich nicht als das „düsterste und dunkelste Buch der Weltliteratur“ entpuppte. Zum Vergnügen der Anwesenden.

Wer erwartet hatte, dass der Autor einen autobiografischen Roman im Gepäck hatte mit möglichem Wiedererkennungswert, wurde eines Besseren belehrt. Denn „Der letzte Huelsenbeck“ ist zu zwei Dritteln frei erfunden, und das macht den literarischen Wert dieser originell konstruierten, widerwillig und stolpernd auf Spurensuche gehenden Bürgerschreck-Pistole aus.

Schmidt huldigt im „Letzten Huelsenbeck“ dem Dada-Nonsens

Erzählt wird sie aus der Sicht des Protagonisten Daniel, der aus Asien nach Deutschland zurückkommend davon überzeugt ist, in naher Zukunft zu sterben und diesen wie ein Manifest gesetzten Zeitpunkt zum Anlass nimmt, ein wenig Ordnung in sein zur Drogenvernebelung neigendes Gehirn zu bringen. Also begibt er sich auf eine Rückreise in die Vergangenheit, auch zu sich selbst. Da ist seine noch immer lebendige Sympathie für den Dada-Rebellismus auf der einen Seite, ein irritiert nach Lebenssinn und -verantwortung suchender Drang auf der anderen Seite. Man kann diesen Zwiespalt mit vielen Namen benennen, es ist die Diskrepanz zwischen Jugend und Alter ebenso wie zwischen Männern und Frauen. Schmidt huldigt im „Letzten Huelsenbeck“ dem Dada-Nonsens, diesem Geworfensein von den Dingen. Man kann noch immer darüber lachen. Es befreit.