Bielefeld

Hommage an einen Schelm

Christian Schliehe gibt den Wortverdreher und Humoristen Heinz Erhardt

Schmaler als das Original: Christian Schliehe spielt Heinz Erhard. Foto: Komödie Bielefeld | © Komödie Bielefeld

21.10.2018 | 21.10.2018, 19:57

Bielefeld. Komisch, als Jugendliche liebten wir Spaßvögel aller Art, sogar die bereits Angestaubten wie Heinz Rühmann oder Theo Lingen, konnten aber mit Heinz Erhardt nie so richtig etwas anfangen. Otto Waalkes, der damals noch schlicht Otto hieß, war unser erklärter Lieblingsquatschkopf, und erst viel später haben wir begriffen, wie viel der Ostfriese dem von uns verschmähten Erhardt zu verdanken hatte.

Diese immense Lust am Wortverdrehen, am Doppeldeutigen, Hintergründigen, nicht zuletzt die Liebe zur deutschen Sprache mit all ihren Spielformen. Und zum Schüttelreim.

Schliehe quasselt sich durch den reichen Nonsens-Nachlass

Der 1909 in Riga geborene Heinz Erhardt, ein im Grunde scheuer, sein Lampenfieber hinter einer dicken Hornbrille versteckender Komödiant, hatte die Kunst des subtilen Verballhornens lange vor Otto perfektioniert. Und dass er bis heute stilbildend wirkt, lässt sich regelmäßig auch in den Produktionen der „Komödie" erleben, in denen zuverlässig eine Figur auftaucht, die einen ähnlich heiklen Umgang mit Fremdwörtern pflegt wie weiland der selbsterklärte „Schelm" Erhardt.

Es passte daher ausgesprochen gut, dass das Haus mit Christian Schliehe einen Künstler zu einem Gastauftritt eingeladen hatte, der sich mit Leib und Seele der Dicht- und Sangeslust des großen Nachkriegshumoristen verschrieben hat. Das so überzeugend hinzubekommen, wie es dem Schauspieler und Regisseur nach einigen Aufwärmminuten in der „Komödie" gelang, ist heute eine gar nicht so leichte Kunst. Denn bei aller Anerkennung für das vergnügte Wortspielfeuerwerk, das Heinz Erhardt zündete, hat der Zahn der Zeit doch an einigen Stellen schon arg angefangen, an den von einer gewissen Herrenwitzlastigkeit befallenen Pointen des skurrilen Alleinunterhalters zu knabbern.

„Ein Scherz jagt denselben"

Schliehe jedoch war besonnen genug, manch aus heutiger Sicht befremdliche Kalauer so charmant zu übertreiben, dass ihnen der Stachel des Chauvinismus gezogen wurde. Und so rezitierte und deklamierte und quasselte sich der auch optisch verschlankte Erhardt’sche Wiedergänger frei nach dessen Motto „Ein Scherz jagt denselben" beherzt durch den reichen Nonsens-Nachlass des 1979 verstorbenen Komikers. Der eine echte Marke war, wie das Wiederhören seiner Gedichte über polyglotte Katzen und einsam machende Hülsenfrüchte, über Nass- und Trockenhörner, Maden und Gänseblümchen, Fliegen und bizarre Ritter deutlich machte.

Ein Dichterclown, der literarisch trotz einiger ernsterer Texte nicht heranreichte an seine großen Vorbilder Kästner und Ringelnatz, wie er selbst in dem anrührenden Gedicht „Ganz zuletzt" einräumte. Aber eine große Fangemeinde hinter sich versammelte, die ihn auch für seine swingenden Schlager liebte, von denen Schliehe einige gekonnt interpretierte. Die zahlreichen Zuschauer, die sich seine Hommage nicht entgehen lassen wollten, sprachen für Erhardts anhaltende Beliebtheit Bände.

Ein weiteres Wiedersehen mit Heinz Erhard gibt es am Samstag, 14. Dezember, um 20 Uhr in der Komödie. Karten bei der Neuen Westfälischen unter Tel. 555-444 oder im Netz unter www.erwin-event.de.