Winterzeit ist Grippezeit?

Fünf Mythen über die Grippe

Der Hals ist trocken, die Nase läuft, der Kopf schmerzt, aber ist das nun eine Grippe? Es gibt viele Halbwahrheiten rund um das Thema. Was stimmt und was nicht.

Helfen Antibiotika bei einer Grippe und kann eine Impfung selbige auslösen? Fünf Grippemythen im Faktencheck. | © Maurizio Gambarini

Felix Schwien
01.02.2024 | 01.02.2024, 12:42

Bielefeld. Winterzeit ist Grippezeit. Das wird zumindest häufig behauptet. Viele Mythen gibt es rund um das Thema Grippe. Doch hinter welchen steckt ein Quäntchen Wahrheit und hinter welchen nicht?

  • Was ist eine Grippe? Häufig wird die Grippe mit anderen Erkrankungen verwechselt, sagt die Allianz-Versicherung. Eine richtige Grippe ist eine Infektions­krankheit, die durch Influenza­viren ver­ursacht wird. Es wird unter­schieden zwi­schen Viren von Typ A, B und C. Klassische Krank­heits­symp­to­me einer Grippe sind ho­hes Fie­ber, troc­ke­ner Reiz­hus­ten und schwe­re Kopf- sowie Glie­der­schmer­zen. Diese lassen in der Re­gel inner­halb einer Woche deut­lich nach.
  • Was ist eine Erkältung? Hinter einer Erkältung, auch als grippaler Infekt be­zeichnet, können hingegen viele Erreger aus verschiedenen Viren­familien stecken. Bei einer Erkältung sind nur die Atemwege betroffen, bei einer Grippe der ganze Körper. Bei einer Erkältung treten eher Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Heiserkeit auf, sagt die „Apotheken Umschau“. Die Be­schwer­den treten meist schlei­chend auf und sind schwä­cher aus­ge­prägt.

Die Grippe hat teilweise ähnliche Symptome, wie andere Erkrankungen. Das erschwert die letztendliche Unterscheidung. Ein Arzt kann hierbei jedoch am ehesten Aufklärung bieten. Auch bei den folgenden fünf Mythen.

Mythos 1: Winterzeit ist Grippezeit

Eine Grippeerkrankung ist natürlich das ganze Jahr über möglich, sagt die Debeka-Versicherung. In den Wintermonaten kommt dies durchaus häufiger vor. Die Gründe: Das Grippevirus ist bei kühleren Temperaturen stabiler und kann länger in der Luft sowie auf Oberflächen überleben.

Außerdem werde vermutet, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege bei trockener Luft anfälliger für eine Infektion sei. Zudem ist das Immunsystem im Winter nicht so widerstandsfähig wie im Sommer. Und: Im Winter verbringen Menschen mehr Zeit in wenig belüfteten Innenräumen mit engerem Kontakt zueinander.

Mythos 2: Die Grippeimpfung löst eine Grippe aus

Hier sagt die Debeka-Versicherung ganz klar: falsch! Die übliche Grippeimpfung ist ein Totimpfstoff: Sie enthält inaktive Viren oder Teile eines Virus, die das Immunsystem zum Aufbau von Antikörpern anregen, ohne eine Krankheit auszulösen. Grippeimpfungen führen zwar zu Nebenwirkungen, wie leichten Schmerzen an der Injektionsstelle oder grippeähnlichen Symptomen, aber sie sind nicht die Ursache für eine Grippe.

Können Menschen nach einer Impfung an einer Grippe erkranken? - © Zacharie Scheurer
Können Menschen nach einer Impfung an einer Grippe erkranken? | © Zacharie Scheurer

Deswegen gilt: Sich gegen Grippe impfen lassen sollen vor allem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranke sowie Schwangere. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für schwere oder sogar tödliche Verläufe. Auch medizinisches Personal sollte sich aufgrund des vermehrten Kontakts zu Erkrankten impfen. Eine Grippeimpfung sollte jährlich zwischen Oktober und Mitte Dezember durchgeführt werden.

Mythos 3: Antibiotika helfen gegen eine Grippe

Auch hier liegt nur ein Mythos ohne Faktengrundlage vor. Die Einnahme von Antibiotika hat bei einer Grippe keinen Sinn, sagt die Allianz-Versicherung. Eine echte Grippe wird nämlich durch Viren aus­gelöst – ein Antibiotikum be­kämpft aber nur Bakterien. Auch mit gängigen Grippe­mitteln aus der Apotheke, die Sofort­wirkung ver­sprechen, sollte vorsichtig umgegangen werden.

Viele Menschen nehmen Antibiotika bei einer Grippeerkrankung, aber hilft das wirklich? - © Waltraud Grubitzsch
Viele Menschen nehmen Antibiotika bei einer Grippeerkrankung, aber hilft das wirklich? | © Waltraud Grubitzsch

Was viele nicht wissen: Diese bestehen vor allem aus Schmerz­mitteln. Wer dann zusätzlich zum Grippe­mittel ein Schmerz­mittel ein­nimmt, hat es schnell mit einer un­beabsichtigten Über­dosis zu tun. Dies kann auf Dauer zu Blutungen und Leber­schäden führen.

Mythos 4: Gesunde Menschen überstehen eine Grippe viel leichter

Auch das ist nicht ganz richtig. Selbst gesunde Menschen können schwerwiegende Folgen durch eine Grippe erleben. Wer zu früh wieder Sport treibt oder Alltagsstress ausgesetzt ist, riskiert, die Grippe zu verschleppen. Das kann Folgen haben: zum Beispiel Lungenentzündung oder Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems. Schonung und Ruhe ist deswegen unabdingbar.

Mythos 5: Desinfektions­mittel helfen vor einer An­steckung

Desinfektions­mittel werden nicht selten als Ersatz für das Hände­waschen an­geboten. Der hohe Alkohol­gehalt tötet zwar Viren ab, bietet aber nicht automatisch Schutz. Denn auch hier gilt: Der Infektions­weg findet über feinste Tröpfchen in der Luft statt. Diese werden einfach eingeatmet oder gelangen über die Schleim­häute im Gesicht in den Körper. Außerdem überleben Keime durchaus viele Stunden bis Tage auf Oberflächen, wie Tür­klinken, Telefonen oder Tastaturen.

Deshalb: Finger weg vom eigenen Gesicht. Die Hände sollten regel­mäßig und gründlich für 20 bis 30 Sekunden gewaschen werden. Wer besonders vorsichtig sein möchte, kann auch auf das Hände­schütteln verzichten.