Schmerzhafte Intimität

Penisfrakturen – Urologen warnen vor zu viel Euphorie an Weihnachten

Eine Studie Münchner Wissenschaftler hat saisonale Auffälligkeiten bei bestimmten urologischen Notfällen festgestellt.

Das Fest der Liebe kann laut einer Auswertung verhältnismäßig oft schmerzhaft enden. | © picture alliance / imageBROKER

Talin Dilsizyan
21.12.2023 | 21.12.2023, 14:44

München. Urologen des Klinikums der Universität München haben Tausende Patientendaten auf die Frage hin ausgewertet, ob es saisonale Auffälligkeiten beim Auftreten von Penisfrakturen gibt. Wie sie in der Fachzeitschrift „BJU International“ darlegen, gibt es in der Weihnachtszeit mehr Patienten, die wegen dieser schmerzhaften Verletzung als Notfall behandelt werden müssen.

Bei einer Penisfraktur handelt es sich nicht um einen Bruch im eigentlichen Sinne. Vielmehr reißt der Schwellkörper ein oder es ergibt sich ein Riss in der Membran des Schwellkörpers (Tunica albuginea). Ursache hierfür ist meist ein übermäßiges Biegen während des Geschlechtsverkehrs. Oft nehmen Betroffene ein peitschenartiges Geräusch wahr, danach kommt es zu einer Penisschwellung und zu einem starken Bluterguss. Auch kann Blut in die Harnröhre gelangen.

Sex in Stresssituationen

Nikolaos Pyrgidis, Michael Chaloupka, Yannic Volz, Paulo Pfitzinger, Maria Apfelbeck, Philipp Weinhold, Christian Stief, Julian Marcon, Gerald Bastian Schulz legen bei ihrer Studie zugrunde, dass Penisfrakturen „typischerweise“ bei „aggressivem sexuellen Verkehr in ungewöhnlichen Positionen“ vorkommen. Ferner verweisen sie darauf, dass sie in Stresssituationen wie bei Seitensprüngen oder auch bei Geschlechtsverkehr an ungewöhnlichen Orten eher wahrscheinlich sind.

Die Urologen haben die Daten von rund 3.400 Patienten im Alter von 32 bis 51 Jahren analysiert, die wegen einer Penisfraktur in den Jahren 2005 bis 2021 im Krankenhaus behandelt werden mussten. Sie stellten fest, dass jeweils in den Zeiträumen 24. Dezember bis einschließlich 26. Dezember mehr Menschen täglich als Notfall wegen solcher Symptome ins Krankenhaus kamen. „Wenn jeden Tag Weihnachten wäre, hätten wir 43 Prozent mehr Penisfrakturen in Deutschland ab dem Jahr 2005 verzeichnet.“ Dies könne an der Euphorie und dem besonderen Wunsch nach Intimität während dieser Feiertage liegen.

Entspannte Momente enden schmerzhaft

Überdies haben die Analysen auch ergeben, dass an Wochenenden und im Sommer die durchschnittliche Fallzahl von Penisfrakturen pro Tag höher lag. Der Monat mit den meisten Fällen war der Juni (0,62). Am seltensten sind Patienten im Monat März mit einem Penisbruch ins Krankenhaus eingeliefert worden (0,48 pro Tag). Die Urologen folgern daraus, dass das Risiko für Penisfrakturen somit dann höher ist, wenn Paare üblicherweise „entspannte Momente“ verbringen, etwa an Weihnachten oder am Ende einer Woche. Es gehe nicht darum, allgemein von Geschlechtsverkehr in diesen besonderen Zeiträumen abzuraten.

Sie empfehlen aber Paaren, „wilden Sex“ zu verringern, damit es nicht so oft zu diesen schmerzhaften Folgen kommt. Die Wissenschaftler haben eigenen Angaben zufolge die erste größere Studie zu Penisfrakturen vorgelegt, die saisonale Zusammenhänge untersucht. Unter anderem aufgrund der verhältnismäßig geringen Daten und weil nicht alle Feiertage gesondert betrachtet wurden, könne man nicht schlussfolgern, dass es an Weihnachten grundsätzlich ein größeres Risiko für Penisfrakturen gebe.