Schmerzen in Fingern und Co.

Arthrose in NRW oft diagnostiziert: Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Wie entsteht die Erkrankung, was kann man selber tun und welche Therapien gibt es? Eine Übersicht der wichtigsten Fragen und Antworten.

Bei Arthrose im Knie ist der Gelenk-Knorpel abgenutzt. Starke Schmerzen können die Folge sein. | © Symbolbild: Pexels/Towfiqu barbhuiya

Jemima Wittig
27.08.2023 | 27.08.2023, 10:00

Bielefeld. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen beschäftigen sich mehr mit dem Thema Arthrose. Das zeigt die Übersicht der Google-Trends, wonach seit Beginn der Erfassung im Jahr 2004 immer öfter nach dem Begriff gesucht wurde. Auch Krankenkassen reagieren darauf. Ostwestfalens größte, die AOK Nordwest, bietet beispielsweise inzwischen auch Früherkennungsuntersuchungen auf Arthrose an.

Was ist Arthrose?

"Arthrose ist eine chronische Gelenkerkrankung, die sich durch eine Abnutzung des Gelenkknorpels auszeichnet. Der Knorpel verliert seine Elastizität und wird spröde", schreibt Csaba Losonc, Gründer und ärztlicher Leiter des medizinischen Versorgungszentrums Medicum Rhein-Ahr-Eifel, in einer Pressemitteilung. "In fortgeschrittenen Stadien kann die Arthrose zu einer Zerstörung des Knorpels führen und das betroffene Gelenk dauerhaft schädigen."

Wie häufig kommt die Erkrankung vor?

Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist Arthrose die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Nach Angaben der Deutschen Arthrose-Hilfe haben bundesweit etwa fünf Millionen Menschen aus diesem Grund Beschwerden.

"Als Risikofaktoren für Arthrose gelten höheres Alter, weibliches Geschlecht und genetische Veranlagung", führt das RKI aus. "Dazu kommen erworbene Ursachen oder Mitursachen wie Über- und Fehlbelastung der Gelenke bei angeborenen Fehlstellungen, Verletzungen und Unfälle, übermäßige körperliche Aktivität beziehungsweise Inaktivität oder Übergewicht."

Welche Symptome zeigen sich?

Durch jahrelange Belastungen kann es in den Gelenken zu einem schleichenden Abbau der Knorpelsubstanz kommen. Ist der schützende Knorpel zerstört, führt das zu starken Schmerzen. Betroffene können etwa die Knie nicht mehr richtig belasten, treiben weniger Sport und sind im Alltag eingeschränkt. Die Erkrankung kann laut RKI zu einer Freilegung der Knochenoberfläche führen. "Darüber hinaus werden oft auch die angrenzenden Knochen, Muskeln und Bänder geschädigt."

Fuß, Knie und Finger – Was hilft gegen Arthrose-Schmerzen?

Regelmäßige Spaziergänge können einer Studie zufolge bei Kniearthrose Schmerzen vorbeugen. Grace Lo vom Baylor College of Medicine in Houston (Texas, USA) untersuchte mit ihrem Team mehr als 1.200 Patienten mit Kniegelenkarthrose, wie sie im Fachblatt "Arthritis & Rheumatology" schreibt. Demnach kann in einem frühen Krankheitsstadium Gehen das Entstehen von häufigen Beschwerden verhindern. Bei Menschen, die bereits Schmerzen durch Arthrose hatten, war dagegen kein Effekt messbar. "Schmerzmittel sollten nur in schlimmen Phasen eingenommen werden, denn bei Dauergebrauch steigt das Risiko für schwere Nebenwirkungen", rät Babak Moradi von der Orthopädie des Universitätsklinikums in Kiel, im Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber". Er verweist als ersten Ansprechpartner auf den Hausarzt.

Bei chronischen Rücken- oder Knieschmerzen übernimmt in besonderen Fällen die Krankenkasse die Kosten für eine Akupunktur. Darauf macht die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen aufmerksam. Konkret gilt das für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder einer Arthrose im Kniegelenk. Die Schmerzen müssen seit mindestens sechs Monaten bestehen. Betroffene haben dann Anspruch auf bis zu zehn Akupunktursitzungen, und zwar innerhalb von sechs Wochen.

Ist Arthrose heilbar?

"Eine Heilung von Arthrose ist bislang nicht möglich. Die Therapie zielt jedoch darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern", erklärt Csaba Losonc. Ärzte würden dabei auf eine Kombination aus medikamentöser Behandlung, Physiotherapie und gezielten Bewegungsübungen setzen. Aufhalten lässt sich die fortschreitende Zerstörung des Gelenks aber dadurch nicht. Häufig brauchen Betroffene eine Operation oder ein künstliches Kniegelenk.

Hüft- und Kniegelenkarthrosen waren im Jahr 2020 die häufigsten Diagnosen in Vorsorge- und Rehaeinrichtungen in NRW. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) mitteilt, wurden in dem Jahr in den 79 Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen (mit mehr als 100 Betten) 179.036 Patientinnen und Patienten stationär behandelt. Das waren 33.919 (15,9 Prozent) weniger Behandlungsfälle als 2019.

Der häufigste Anlass für eine stationäre Behandlung in diesen Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen waren im Jahr 2020 Arthrosen des Hüftgelenks (16.728 Fälle; 9,3 Prozent), gefolgt von Arthrosen des Kniegelenks (16.260; 9,1 Prozent). "Das Durchschnittsalter der in nordrhein-westfälischen Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen behandelten Personen lag bei 63,3 Jahren", führt das Statistische Landesamt aus. "In 44,6 Prozent aller Fälle waren die Behandelten 65 Jahre oder älter. Die meisten Patientinnen und Patienten waren 40 bis 64 Jahre (48,5 Prozent) alt."

Die AOK hat eine Liste der Krankenhäuser mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen veröffentlicht, aufgeschlüsselt nach Art der Behandlung. So sollen Patienten herausfinden können, welche Klinik die passende für die anstehende Operation ist:

  • Künstliches Hüftgelenk (Arthrose): Klinikum Bielefeld (Mitte, Rosenhöhe, Halle), Sankt Elisabeth-Hospital Gütersloh, Klinikum Herford, Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn.
  • Gelenkersatz Knie (Arthrose): Klinikum Bielefeld (Mitte, Rosenhöhe, Halle), Klinikum Gütersloh, Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn.

>>> Lesen Sie auch: Klinik-Check der AOK: Das sind die besten Krankenhäuser in OWL

Wie sollte man sich mit einer Arthrose-Erkrankung ernähren?

Eine gesunde Ernährung kann schmerzlindernd wirken, rät Babak Moradi. Er führt aus: "Auf den Teller gehören viel Gemüse und Hülsenfrüchte, Vollkorn, dazu gesunde Fette wie etwa Raps- und Leinöl, aber nur wenig Fleisch. Lebensmittel mit Zucker sollten Sie meiden und nur wenig Alkohol trinken. Das hilft, Entzündungsreaktionen im Körper gering zu halten, die den Gelenken zusetzen. Es hilft zudem, bei Übergewicht ein paar Kilos abzunehmen",

Mit Material der dpa.