Viel trinken ist wichtig – diesen gut gemeinten Ratschlag haben wohl schon viele Menschen in ihrem Leben gehört. Damit der Körper ausreichend Flüssigkeit bekommt, wird etwa bei Gesundheitsberatungen empfohlen, täglich mindestens acht Gläser Wasser zu trinken, um auf eine Gesamtzahl von zwei Litern zu kommen. Diejenigen, die das Pensum nicht erfüllen, müssen sich allerdings nicht automatisch Sorgen machen.
Laut einer neuen Forschungsstudie reicht es vollkommen aus, mindestens 1,5 Liter am Tag zu trinken. "Die aktuelle Empfehlung wird wissenschaftlich überhaupt nicht unterstützt", sagte Yosuke Yamada vom Nationalen Gesundheitsinstitut in Japan dem britischen "The Guardian". "Die meisten Wissenschaftler sind sich nicht sicher, woher diese Empfehlung kam."
Bei früheren Einschätzungen zum Wasserbedarf des menschlichen Körpers wurde laut Experten wohl der Wassergehalt von Lebensmitteln ignoriert. So erhalten Nudeln, Reis und Gemüse viel Wasser und können etwa 50 Prozent des Wasserbedarfs ausmachen, sagt Yamada.
Sportler und Schwangere sollten mehr trinken
Die neue Studie bewertete die Wasseraufnahme von 5.604 Menschen im Alter zwischen 8 Tagen und 96 Jahren aus 23 Ländern. Die Teilnehmer tranken ein Glas Wasser, in dem einige der Wasserstoffatome durch Deuterium ersetzt wurden. Dabei handelt es sich um ein natürliches Isotop, das im menschlichen Körper vorkommt.
Anhand des Deuteriums konnten die Forscher nachvollziehen, in welch unterschiedlicher Geschwindigkeit Wasser im Körper verarbeitet wird. Laut Studie ist das Maß an Wasseraufnahme je nach Alter, Geschlecht, Aktivität und Umgebung stark unterschiedlich. Es sei klar, dass Bewohner in heißen und feuchten Klimazonen, Sportler, Schwangere als auch stillende Mütter einen höheren Wasserbedarf haben und somit mehr Flüssigkeit aufnehmen müssen.
Aber: "Diese Studie zeigt, dass der allgemeine Vorschlag, dass wir alle acht Gläser Wasser trinken sollten – oder etwa zwei Liter pro Tag – für die meisten Menschen in den meisten Situationen wahrscheinlich zu hoch ist", so John Speakman von der Universität von Aberdeen gegenüber dem "Guardian". Es sei schwierig ein genaues Maß an exakter Wasseraufnahme für den menschlichen Körper zu bestimmen. Viel wichtiger sei es, auf seinen Körper zu reagieren und das Bedürfnis nach Flüssigkeit nicht zu ignorieren, heißt es weiter.