Russische Drohungen Angst vor atomarer Bedrohung: Jodtabletten sind gefragt

Bielefeld. Der Krieg in der Ukraine spitzt sich weiter zu. Russlands Präsident Putin hat laut russischen Berichten die Atom-Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt und schon vor einigen Tagen vermeldeten die russischen Nachrichtendienste, das ehemalige Atomkraftwerk in Tschernobyl sei unter russische Kontrolle gebracht worden. Die Sorge vor einer atomaren Bedrohung wächst. Berichten zufolge steigt auch in Deutschland bereits die Nachfrage nach Jodtabletten.Während die Online-Apotheken die Meldungen bestätigen und von einer spürbaren Zunahme bei den Jodtabletten-Bestellungen berichten, ist die Entwicklung bei den Apotheken vor Ort eher zurückhaltend. "Es gab allenfalls ganz vereinzelt die Nachfrage nach Jodtabletten", sagt Nina Grunsky, Sprecherin des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. In den meisten Apotheken habe es jedoch keine Anfragen gegeben."Der Hintergrund für die Einnahme von Jodtabletten ist folgender: Bei großen Mengen Radioaktivität entsteht radioaktives Jod, welches wir über Nahrungsmittel oder über das Trinkwasser aufnehmen", erklärt Ulrich Polenz, Leiter der Bezirksstelle Paderborn der Kassenärztlichen Vereinigung. Der Körper speichere das radioaktive Jod in der Schilddrüse, was innerhalb von 10 bis 15 Jahren Schilddrüsenkrebs verursachen kann.Sind die Speicher der Schilddrüse allerdings prophylaktisch bereits mit unbelastetem Jod gefüllt, speichere der Körper weniger des belasteten Jods. Besonders effektiv sei die Maßnahme bei Personen unter 45 Jahren, weniger effektiv hingegen bei Personen über 45 Jahren. "Aber eine übermäßige Jodeinnahme bleibt nicht ohne Nebenwirkungen", warnt Polenz und rät daher von der Einnahme von Jodtabletten zum jetzigen Zeitpunkt ab. Wenn eine akute atomare Bedrohung bestehe, werde die die Bevölkerung von den Behörden gewarnt. Für diesen Fall haben die Kreise und kreisfreien Städte ein Kontingent von Jodtabletten vorrätig. Zuletzt gab es einen solchen Fall in der Region rund um Aachen, als die Gefahr eines Unglücks im französischen Atomkraftwerk in Tihange bestand.Doch auch der Katastrophenschutz der Kreise in OWL hat vorgesorgt. So verfügt beispielsweise der Kreis Gütersloh für den Ernstfall über 384.576 Faltschachteln mit jeweils vier Jodtabletten, wie der Kreis mitteilt. Im Kreis Lippe seien es insgesamt 1,5 Millionen Jodtabletten. "Die Ausgabe der Jodtabletten würden das Landes Nordrhein-Westfalen oder der Bund anordnen", sagt Steffen Adams, Sprecher des Kreis Lippe. "Sollte also ein Fall eintreten, dass die Bevölkerung mit Jodtabletten versorgt werden muss, werden die Bürgerinnen und Bürger von der Katastrophenschutzbehörde über verschiedene Informationskanäle alarmiert und informiert."

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