Durch die Hintertür

Satanisten wollen Abtreibungs-Bann in Texas mit Religionsfreiheit kippen

Um Frauen in dem US-Bundesstaat ihr Recht auf Abtreibung zu sichern, geht der satanische Tempel einen ungewöhnlichen Weg. Das steckt dahinter.

Lucien Greaves im Hauptquartier des satanischen Tempels in Salem. | © picture alliance

Jan-Henrik Gerdener
07.09.2021 | 07.09.2021, 14:12

Salem. Frauen im US-Bundesstaat Texas bekommen Hilfe von einer unerwarteten Seite: Der satanische Tempel, eine nicht-theistische Gruppe aus Salem, versucht das Recht auf Abtreibung in dem Staat über die Religionsfreiheit durch die Hintertür zu retten. Das berichten mehrere US-Medien.

Zuvor hatte der Staat ein neues Abtreibungsgesetz verabschiedet, das von Kritikern als drakonisch bezeichnet wird. Demnach ist in Texas eine Abtreibung nun nach sechs Wochen in fast allen Fällen verboten - selbst nach einer Vergewaltigung oder einem Inzestfall. Zusätzlich erlaubt es Bürgern diejenigen zu verklagen, die eine Abtreibung durchführen oder dabei helfen - gegen eine mögliche Belohnung von 10.000 Dollar.

Wie unter anderem das Magazin Fortune berichtet, argumentiert der satanische Tempel in einem Brief an die US-Aufsichtsbehörde FDA (Food and Drug Administration), dass ihre Mitglieder durch ihre religiösen Überzeugungen das Recht auf eine Abtreibung hätten. Die Satanisten beziehen sich dabei auf ein Gesetz, das es amerikanischen Ureinwohnern erlaubt, für religiöse Rituale verbotene Substanzen einzunehmen. Die Satanisten fordern nun das gleiche Recht für die Einnahme von Abtreibungsmedikamenten.

"Ein Kampf religiöser Sichtweisen"

"Der Kampf um Abtreibungsrechte ist zum Großteil ein Kampf verschiedener religiöser Sichtweisen", sagt Lucien Greaves, Sprecher des satanischen Tempels. In einer Erklärung schreibt er: "Ich bin mir sicher, dass der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton (...) stolz sein wird, dass Texas' starke Gesetze zur Religionsfreiheit, die er so voll Überzeugung vertritt, es verhindern werden, dass zukünftige Abtreibungs-Rituale durch unnötiges staatliches Eingreifen gestoppt werden, das nur darauf abzielt die zu belästigen und an den Pranger zu stellen, die eine Abtreibung durchführen wollen."

Bei dem satanischen Tempel aus Salem handelt es sich um eine atheistisch, satanische Aktivistengruppe, die auch schon in der Vergangenheit für das Recht auf Abtreibung demonstriert hat. In ihren Grundsätzen betont die Gruppe das Recht der Selbstbestimmung über den eigenen Körper.