Die Leber liegt im Körper auf der rechten Seite, das Herz hingegen zum größten Anteil links und die Milz vollständig auf der linken Seite. Im rechten Unterbauch befindet sich die Appendix, der Wurmfortsatz des Blinddarms. Der Magenfundus liegt auf der linken Seite. So zeigen es jedenfalls anatomische Abbildungen des menschlichen Körperaufbaus, die den „Normalfall" (Situs solitus) wiedergeben. Aber es kann auch anders aussehen.
Bei einigen Menschen befinden sich die Organe in einer anderen Lage, gespiegelt zu der normalen Anordnung. Dann spricht man von einem Situs inversus, der durch eine Fehlrotation in der vorgeburtlichen, embryonalen Phase entsteht. Die spiegelbildliche Organlage kann vollständig oder teilweise vorhanden sein.
Beim Situs inversus partialis sind entweder nur die Organe des Brustkorbs, wie Herz und Lunge, betroffen oder nur die Organe des Bauchraums, wie Magen, Darm und Leber. Die Bezeichnung Situs inversus totalis steht hingegen für eine vollständige Spiegelung sowohl der Brust- als auch der Bauchorgane. Häufig ist diese Lagenanomalie nicht, sie ist nur bei circa 1:8.000 bis 1:25.000 Neugeborenen vorhanden. Macht das Probleme? Grundsätzlich muss es keine Probleme mit sich bringen, wenn alle Organe und Gefäße auf der anderen Seite angeordnet sind. Im Prinzip ist schließlich dieselbe innere Logik eingehalten – nur eben spiegelbildlich.
Schwierig wird es in der Regel dann, wenn die abweichende Lage mit anderen Störungen assoziiert ist, wie beispielsweise dem Kartagener-Syndrom. Etwa bei der Hälfte der Menschen mit diesem Syndrom liegt auch ein Situs inversus totalis vor. Das Kartagener-Syndrom ist eine Primäre Ziliendyskinesie, was bedeutet, dass die Funktion der zilientragenden Zellen des Körpers beeinträchtigt ist, vor allem ist davon das Flimmerepithel in den Atemwegen und Nebenhöhlen betroffen. Dies kann zu zahlreichen Störungen führen, besonders auch zu Sekretrückhalt und Infektionen der Atemwege.
Problematisch ist daneben die nicht spiegelbildliche Fehllage (Situs ambiguus), die mit Herz- und Gefäßfehlbildungen oder dem Fehlen von Organen verbunden ist.
Frühzeitig um eine Fehllage zu wissen, ist schon allein deshalb nützlich, weil bestimmte Erkrankungen und Beschwerden dann leichter zugeordnet werden können – zum Beispiel ist die Schmerzlokalisation bei einer Appendizitis entsprechend seitenverkehrt.