Streit um Professuren für die Medizin-Fakultät OWL

Bielefeld. Das Besetzungsverfahren der ersten klinischen Professuren für die geplante medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld sorgt bereits vor den ersten Probevorträgen der Kandidaten für Irritationen. Nach Informationen dieser Zeitung steht bereits seit Juli 2019 fest, wer den Zuschlag für die ersten acht der circa 50 klinischen Professuren im Besetzungsverfahren erhalten wird. Im Spiel sind bis auf eine Ausnahme ausschließlich Mediziner des evangelischen Klinikums Bethel (EvKB), des Klinikums Lippe und des Klinikum Bielefeld – die Krankenhäuser, die das Universitätsklinikum OWL bilden werden. Doch in zwei Fachbereichen gibt es im Besetzungsverfahren Überraschungen, wie die Liste der Probevorträge der Kandidaten zeigt. Zwei Bewerber im Rennen um die Professur für Kardiologie Für die Professur für Kardiologie gehen die Mediziner Stephan Gielen (Klinikum Lippe) und Christoph Stellbrink (Klinikum Bielefeld) ins Rennen. Sie haben Mittwoch ihre Probevorträge mit Lehrprobe an der Universität Bielefeld gehalten. Stellbrinks Bewerbung kommt überraschend, weil er zunächst nicht nominiert worden war. Stellbrink ist seit April 2019 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft leitender Krankenhaus-Kardiologen und steht damit an der Spitze der kardiologischen Chefärzte aus nicht-universitären Kardiologien in Deutschland. Zudem war Stellbrink Mitverfasser der Leitlinien der &bdquo;European Society of Cardiology". Überraschend ist auch, dass Kardiologe Andreas Götte vom St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn nicht mehr im Rennen ist. Spekuliert wird, dass sich das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn und das Klinikum Lippe auf den Kandidaten Stephan Gielen (Klinikum Lippe) geeinigt haben, weil die beiden Krankenhäuser mit Blick auf den Aufbau der Medizin-Fakultät für eine strategische Partnerschaft fusioniert haben. Das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn macht dazu keine Angaben und verweist an die Universität. Konkurrenz aus für den Bielefelder Intensivmediziner Sebastian Rehberg Für Irritationen sorgt auch das Rennen um die Professur für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Zur Wahl steht nicht nur, wie erwartet Mediziner Sebastian Rehberg vom EvKB, sondern auch der Mediziner Roland Francis von der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Sie halten am Freitag ihre Probevorträge. Sollte Francis den Zuschlag für die Professur erhalten, muss der Berliner künftig in einem Krankenhaus in OWL arbeiten, denn klinische Professuren müssen nach Angaben der Universität zwingend eine Anbindung nach OWL haben. Die Universität erklärt dazu, dass sie zwar nicht in Vertragsverhältnisse der Kliniken eingreifen und damit auch nicht anordnen kann, dass ein Chefarzt seinen Posten zugunsten eines anderen Kandidaten räumt. Doch die Krankenhäuser sind bei der Berufung von Chefärzten von der Universität abhängig. Wer Teil des Universitätsklinikums OWL werden möchte, muss einen Teil seiner Autonomie abgeben, auch bei der Auswahl von Chefärzten. Die Krankenhäuser bestimmen nicht mehr alleine über die Berufung, sie müssen sich mit der Universität auf einen Kandidaten einigen. Die ersten sechs Professoren für die Medizin-Fakultät stehen fest Als Inhaber einer der ersten klinischen Professuren sind die Kandidaten laut Universität maßgeblich an der Ausdifferenzierung des Modellstudiengangs Humanmedizin beteiligt. Bis auf die Professuren für die Fachbereiche Kardiologie und Anästhesiologie, gibt es in den anderen sechs bislang ausgeschriebenen klinischen Professuren keine Konkurrenzsituation. Folgende Mediziner sind dabei: Rheumatologe Martin Rudwaleit sowie HNO-Arzt Holger Sudhoff vom Klinikum Bielefeld sowie Neurologe Wolf-Rüdiger Schäbitz, Kinder- und Jugendpsychiater Michael Siniatchkin, Epilepsie-Experte Christian G. Bien und Kinderarzt Eckard Hamelmann vom EvKB. Die Universität Bielefeld erklärt auf Anfrage, dass sie keine Auskünfte zu Berufungsverfahren und Kandidaten machen kann.