Bremen

Handystrahlen begünstigen Tumorwachstum

Forscher der Universität Bremen warnt aber vor Panikmache

Handystrahlung: Eine Studie belegt Risiken. | © dpa

Martin Fröhlich
16.04.2015 | 16.04.2015, 06:00

Bremen. Seit es Mobiltelefone gibt, wird über ihre Gefahren gestritten. Können Handystrahlen Krebs erzeugen? Oder sind Sorgen vor Elektrosmog esoterischer Hokuspokus? Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz belegt nun Risiken - warnt aber vor Dramatisierung.

Eine neue Studie zur Schädlichkeit von elektromagnetischen Feldern hat einen Hinweis darauf geliefert, dass die Strahlung Einfluss auf das Wachstum von Krebszellen hat. Die Untersuchung von Bremer Wissenschaftlern ergab, dass bei Mäusen Tumore schneller wachsen, wenn die Tiere dauerhaft Strahlen, wie sie Handys aussenden, ausgesetzt sind.

Doch der Autor der Studie, Alexander Lerchl von der Jacobs Universität Bremen, warnt gegenüber dieser Zeitung zugleich vor Panikmache: "Es gibt keinen Grund, die Benutzung von Handys einzustellen." Lerchls Forscherteam hatte im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz die Wirkung einer Dauerbestrahlung auf bestehende Tumore bei Mäusen untersucht. Das Ergebnis: "Die Tumore wuchsen schneller", so der Biologe. Woran das liegt, müsse jetzt erforscht werden. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass bei den Tieren Krebs neu verursacht wurde.

Die Versuchsbedingungen bei den Mäusen lagen aber weit entfernt von normalen Lebensbedingungen der Menschen, so der Wissenschaftler. Die Tiere wurden praktisch ihr ganzes Leben lang dauerhaft bestrahlt. Die Strahlendosis war im Vergleich zum Menschen gesehen deutlich höher. "Daher ist die Frage der Übertragbarkeit des Ergebnisses auf den Menschen offen", sagt Lerchl.

Bislang keine ernstzunehmenden Studien

Er stellte klar, dass es bislang keinerlei ernstzunehmende Studien gebe, die belegten, dass eine Handynutzung oder ein Leben in der Nähe von Mobilfunkmasten bei Menschen Krebs entstehen lasse. Es habe zwar Untersuchungen gegeben, laut denen bei Vieltelefonierern häufiger Hirntumore gefunden wurden. "Doch unsere Studie deutet an, dass die Tumore vielleicht deshalb gefunden wurden, weil sie schneller wuchsen und deshalb größer waren." Lerchl positionierte sich auch zur Nutzung von schnurlosen Festnetztelefonen, die immer wieder in Zusammenhang mit Strahlungsschäden gebracht werden. "Sie strahlen nur 100 Milliwatt aus, ein Handy dagegen 1 bis 2 Watt."

Der Biologe warnte vor übertriebener Sorge. "Wenn ich höre, dass Handys in Hosentaschen die Zeugungsfähigkeit von Jungen schädigen sollen, bezweifle ich das stark." Die Geräte befänden sich dort im Stand-by-Modus und gäben kaum Strahlung ab. Auch die Vorsichtsmaßnahme, in Schulen Internetkabel an Computer anzuschließen, statt WLAN zu nutzen, sei nicht zielführend. Lerchl: "Wenn man es genau nimmt, können eher die Kabel gefährlich sein, denn man kann über sie stolpern und stürzen."