Von
Leandra Kubiak
18.07.2018 | 24.07.2018, 18:33
Tiere & Natur
Ursprünglich stammt die Rippenqualle von der Ostküste der USA - inzwischen ist sie in Nord- und Ostsee weit verbreitet.
Bielefeld. Ganz neu ist ihr Vorkommen in Nord- und Ostsee nicht, trotzdem dürfte sie nur den wenigsten Menschen bekannt sein, die dort schon einmal ihren Urlaub verbracht haben: Die Rippenqualle, umgangssprachlich auch "Meerwalnuss" genannt.
Bereits 2006 wurde sie das erste Mal auf Helgoland und in der Kieler Bucht gesichtet, seitdem ist sie in Nord- und Ostsee weit verbreitet. Heimisch ist die Rippenqualle hier eigentlich nicht. Ursprünglich stammt die Art von der Ostküste der USA. Dr. Cornelia Jaspers, Biologische Ozeanographin am Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (GEOMAR), hat einen ihrer Forschungsschwerpunkte auf diese besondere Art gelegt.
Das Problematische an der Rippenqualle, deren wissenschaftlicher Name Mnemiopsis leidyi ist: Die Art übt einen großen Fraßeinfluss auf das Ökosystem aus. Auf lokaler Ebene habe man den negativen Einfluss der Rippenqualle bereits verfolgen können, sagt Jaspers.
Sie wirke wie ein Staubsauger im Meer und fresse in großem Umfang die Kleinstorganismen im Wasser. Diese wiederum fressen mikroskopisch kleine Algen. Wenn die Algen nicht mehr kontrolliert werden, könnten sie sich ungehindert vermehren - das wiederum hat negative Auswirkungen auf die Sauerstoffverhältnisse im Wasser.
Und eine kritisch niedrige Sauerstoffkonzentration im Wasser sei problematisch für alle Lebewesen, erklärt die Biologin. Quallen selbst seien aber gut gewappnet, da sie eine außergewöhnlich hohe Toleranz gegenüber niedrigen Sauerstoffkonzentrationen haben.
Als die Rippenqualle das Schwarze Meer vor 35 Jahren als neuen Lebensraum für sich eroberte, veränderte sie das dortige Ökosystem nachhaltig, wie Wissenschaftlter nachweisen konnten. Die wirtschaftlich bedeutenden Sardellenbestände brachen ein, weil die Qualle als neuer Nahrungskonkurrent den Fischen die Lebensgrundlage streitig machte. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird die Verbreitung der Quallenart in den nordeuropäischen Gewässern unter Leitung des Helmholtz-Instituts von Forschern genau beobachtet. Anders als in ihrer heimischen Region hat sie hier keine natürlichen Fressfeinde.
Eine Entwarnung kann aber schon jetzt gegeben werden: Für Menschen ist die Rippenqualle völlig ungefährlich. "Sie ist keine richtige Qualle und besitzt deshalb keine Nesselgifte", erklärt Jaspers. Verletzen kann sie Menschen - und auch Hunde - deshalb nicht.
Die Wissenschaftlerin empfiehlt sogar, das Tier nachts bei einem Bad im Meer einmal zu beobachten. Die Meerwalnuss leuchte bei Nacht intensiv, sobald sie durch Wellenbewegung oder bei Berührung mit Badegästen stimuliert werde. Hervorgerufen werde das schimmernde Leuchten durch eine Interaktion mit Bakterien.
Besonders im Wattenmeer, dem Kattegat und gelegentlich auch in der südwestlichen Ostsee kann sie sehr zahlreich vorkommen. Da der Salzgehalt der Ostsee aber sehr gering ist, konnte das Forscherteam um Cornelia Jaspers herausfinden, dass sie sich in der zentralen und nördlichen Ostsee nicht vermehren kann. Deswegen findet man die Rippenqualle nur bis ins Bornholmbecken, aber nicht weiter im Nord-Osten der Ostsee.
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