Skandal

Trotz Kritik: TV-Sender Sky hält an Xavier Naidoo fest

Xavier Naidoo sorgt mit seinem Song "Marionetten" für Aufsehen. Konsequenzen hat der Sänger wohl auch diesmal nicht zu befürchten.

Xavier Naidoo bei seinem Auftritt beim "Echo" im April. | © picture alliance / AP Photo

Matthias Schwarzer
05.05.2017 | 14.05.2017, 12:54

München. Der umstrittene Song "Marionetten" von Xavier Naidoo hat für den Sänger vorerst keine Konsequenzen. Der TV-Sender Sky, der die Sendung "Xaviers Wunschkonzert" ausstrahlt, will weiter an dem Sänger festhalten. Das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage von nw.de.

Zu Naidoos eigenwilligen Text-Eskapaden will der Sender hingegen keine Stellung beziehen: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zum musikalischen Schaffen der 'Söhne Mannheims' nicht äußern. Hierzu wenden Sie sich bitte an das Management der Band", heißt es.

Xavier Naidoo hatte in der vergangenen Woche mit strittigen Songzeilen für Aufsehen gesorgt. Wie nw.de zuerst berichtete, bedient sich der Sänger im "Söhne Mannheims"-Song "Marionetten" eines Vokabulars, das vor allem aus der rechten Reichsbürgerszene bekannt ist. Das sorgte für heftige Kritik. Mehrere Medien haben inzwischen darüber berichtet, Satiriker Jan Böhmermann nahm Naidoo in seiner Sendung am Donnerstagabend aufs Korn.

Radiosender in OWL spielen weiter Naidoo-Songs

Auch der nordrhein-westfälischen Radiolandschaft bleibt Xavier Naidoo vorerst erhalten: "Es liegt nicht in unserem Ermessen, die politische Gesinnung eines Sängers zu beleuchten und ihn deshalb aus dem Programm zu verbannen", erklärt Thorsten Sutter, Chef der Musikredaktion von Radio NRW auf Anfrage von nw.de. Das Rahmenprogramm aus Oberhausen beliefert die NRW-Lokalradios mit Musik, darunter auch Radio Bielefeld, Radio Gütersloh, Radio Hochstift, Radio Herford und Radio Westfalica aus OWL. Vor allem der Song "Dieser Weg" wird hier noch regelmäßig gespielt.

Der Skandal um den Song "Marionetten" könnte für Naidoo aber indirekte Konsequenzen haben, sagt Sutter: Das Musikprogramm vieler Radiosender wird durch Marktfoschungsanalysen ermittelt. Dabei werden Radiohörern am Telefon neue Musikhits vorgespielt. Lehnen diese Xavier Naidoo ab, wird der Sänger auch nicht mehr im Programm auftauchen. "Xavier Naidoo ist ein stark polarisierender Künstler. Die Anzahl seiner Songs hat in unserem Programm ohnehin stark abgenommen."

Der WDR, der vor allem im Programm von WDR 2 häufig Naidoo-Songs spielt, hatte sich zunächst nicht zur Frage geäußert. Update, 8. Mai: Am Montag erklärte ein Sprecher, dass man den Fall intern prüfe.

Vorerst kein Naidoo mehr bei Vox

Klar ist: Beim Fernsehsender Vox wird Xavier Naidoo vorerst nicht mehr zu sehen sein. Hier hatte der Sänger noch im April die Preisverleihung des "Echo" moderiert. "Derzeit sind keine Projekte mit Xavier Naidoo bei Vox in Planung", heißt es auf Anfrage. Ob dies mit seiner Musik zusammenhängt, ist jedoch unklar: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sie sich bei Fragen zu seiner Musik direkt an die Söhne Mannheims und ihn wenden müssen", sagt ein Vox-Sprecher.

Xavier Naidoo hatte schon in der Vergangenheit immer wieder mit fragwürdigen Aktionen und Texten für Aufsehen gesorgt. 2014 war der Sänger am Tag der Deutschen Einheit bei einer "Reichsbürger"-Demo in Berlin aufgetreten. Einige Jahre zuvor hatte Naidoo im ARD-Morgenmagazin die Meinung vertreten, Deutschland sei nicht frei - schließlich gebe es keinen Friedensvertrag. Eine typische These der rechten "Reichsbürger"-Bewegung. 2012 sorgte der Song "Wo sind sie jetzt?" zusammen mit Kool Savas für deutliche Kritik. Für herbe Textzeilen wurde dem Sänger Homophobie vorgeworfen.

Für Naidoo hatten diese Skandale bislang nur wenig Konsequenzen. Nur der NDR zog 2016 nach heftiger Kritik die Nominierung Naidoos für den "Eurovision Song Contest" zurück.