Bielefeld. Nach der Telekom bietet jetzt auch Vodafone seinen Mobilfunk-Kunden demnächst eine Daten-Flatrate für bestimmte Dienste und Apps an. Kritiker sehen das Prinzip der Netzneutralität bedroht.
Was ist das Problem an solchen Angeboten? Netzneutralität bedeutet, dass alle Daten, die im Internet übertragen werden, gleich behandelt werden. Das heißt: Egal, wer die Daten sendet oder wer sie empfängt, egal, welchen Inhalt sie haben – alle diese Datenpakete werden gleich schnell (oder gleich langsam...) übertragen.
Doch immer wieder versuchen Unternehmen, diesen Gleichheitsgrundsatz zu umgehen. Manche Netzbetreiber bevorzugen bestimmte Dienste, etwa Audio- oder Videodateien. Das Prinzip: Wer zahlt, hat Vorrang.
Das Internet als Zwei-Klassen-System
Kritiker befürchten, dass das Internet dann nicht mehr frei und gleich für alle verfügbar wäre, sondern sich zu einem Zwei-Klassen-System entwickeln könnte. Für Nutzer, die nicht bereit - oder in der Lage - sind, zusätzlich zu bezahlen, ist das schlecht.
Gleiches gilt für Unternehmen, die sich nicht leisten können, einen teuren Vertrag mit den Netzbetreibern abzuschließen - beispielsweise kleine Start-Ups. Ihnen würden so große Hürden in den Weg gelegt. Sie hätten auf dem freien Markt nicht mehr die gleichen Voraussetzungen. Mit den großen etablierten Anbietern zu konkurrieren, würde immer schwieriger.
StreamOn und jetzt der Vodafone-Pass
Im deutschen Mobilfunknetz sind die Telekom, O2 und Vodafone die drei Netzbetreiber. Da es sich beim Mobilfunknetz um ein natürliches Monopol handelt, auf dem es nur wenige Anbieter gibt, reguliert und überwacht die Bundesnetzagentur den Markt. Die Telekom erregte im April Aufsehen, als sie für die mobile Nutzung datenintensiver Dienste einen speziellen Tarif („StreamOn") eingeführt hatte.
Jetzt steht auch Vodafone in der Kritik: Das Unternehmen bietet seinen Mobilfunkkunden ab dem 26. Oktober mit dem „Vodafone-Pass" eine neue Form der Daten-Flatrate an. Die gilt allerdings nur für ganz bestimmte Dienste und Apps.
Daten-intensive Angebote wie Videos über Amazon Prime oder Netflix sowie Musikstreaming über Napster oder Deezer werden künftig nicht mehr auf das Volumenkonto des Nutzer angerechnet, wenn dieser einen entsprechenden Vodafone-Pass erwirbt. Viele Kunden hätten sich zum Monatsende in der Datennutzung einschränken oder zusätzliches Volumen kaufen müssen, weil ihre meistgenutzten Apps zu viel Datenvolumen verbrauchen, heißt es von Vodafone zur Begründung.
Das neue Angebot schont also das mobile Datenvolumen der Kunden – aber sie müssen den Pass eben auch zusätzlich zur monatlichen Vertragsgebühr bezahlen. Beim Vertragsabschluss ist ein Pass kostenlos enthalten, weitere Pässe sollen je fünf Euro pro Monat kosten, ein Video-Pass zehn Euro.
Netzpolitik.org: "Davor immer gewarnt"
Jeder Anbieter könne App-Partner werden, betont Vodafone in einer Pressemitteilung. Dennoch gibt es Kritik: Der Vodafone Pass sei genau die Verletzung der Netzneutralität, „vor der wir immer gewarnt haben", kritisieren die Autoren von Netzpolitik.org auf ihrer Homepage.
Anstatt generell das Datenvolumen anzuheben, um dadurch attraktiver für alle Nutzer zu werden, zerlege Vodafone das Internet in Klassen und entscheide damit eigenhändig über Gewinner und Verlierer bei den Anbietern der Dienste. „Nach welchen Kriterien Vodafone seine Partner auswählt oder ablehnt, bleibt im Dunkeln", heißt es weiter.