Arminia Bielefeld erreicht am Saisonende den Relegationsplatz 3 – sagt zumindest eine KI

Bielefeld. Dieser Text ist von Hand geschrieben. Der Autor ist ein real existierender Mensch. In Zeiten der künstlichen Intelligenz (KI) ist das ein durchaus angebrachter Hinweis, wenngleich auch der freilich von ebenjener KI generiert sein könnte, über die es in allen Lebenslagen immer häufiger zu reden gilt. Beim Fußball gilt zum Glück noch immer die alte Weisheit: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Gilt sie? Eigentlich schon, wobei sogar die Plätze immer häufiger nicht mehr jene in jedem Stollenabdruck mühsam per Hand aufgefüllten und nachgesäten Acker sind. In Hybridrasen, wie er auch auf der Bielefelder Alm verlegt ist, besteht ein Teil der Halme aus Kunststoff – künstlich und damit in gewisser Weise auch bereits intelligent, etwa was die Wasseraufnahme angeht. In Sachen Ergebnisse müssen die Spieler dann aber doch eigenhändig – respektive eigenfüßig – tätig werden. Das Live-Spektakel eines Stadion-Tages inklusive der Resultate kann kein Computerprogramm nachstellen. Versucht wird es trotzdem. Datenscouting ist das Zauberwort. Vom DSC-Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel ist bekannt, dass er großer Anhänger dieser datenbasierten Analysen ist. Bedient wird der Markt von Agenturen, wie dem Global Soccer Network (GSN). Zwei Pokalfinals und die Relegation? Arminia droht der ultimative Terminstress Gigantische Datenmengen auf den Servern Rohstoff dieser Unternehmen sind Daten. Einfache, wie Alter und Körpergröße, aber auch komplexer erhobene, wie Laufleistung oder Zweikampfbilanz. Je mehr davon zusammenkommen, desto detaillierter lassen sich Spieler, Teams und Saisonverläufe darstellen, und getätigte Vorhersagen sollten mit wachsender Wahrscheinlichkeit zutreffen. Bei GSN liegen inzwischen Milliarden Daten von Hunderttausenden Spielern auf den Servern. Die Agentur hat dabei auch die 3. Liga im Portfolio. Für den NDR hat das Unternehmen vor der Spielzeit die Spielklasse, in der auch der DSC Arminia antritt, unter die Lupe genommen und – mithilfe künstlicher Intelligenz – Prognosen gestellt. Mitte März wurde dann, ausgehend von der Datenlage nach dem 29. Spieltag, eine neue, KI-basierte Berechnung angestellt, die eine Drittliga-Abschlusstabelle vorhersagt. Die gute Nachricht: Arminia wird nach Lage der Daten den Relegationsplatz 3 erreichen. Dynamo Dresden steigt mit 70 Punkten (aktuell 53) auf, gefolgt vom 1. FC Saarbrücken, der 67 Zähler erreichen wird (aktuell 50). Die Arminia soll, so sagt es die KI, auf 66 (aktuell 49) Punkte kommen und damit aber vor den punktgleichen Cottbusern landen, die mit aktuell 52 Zählern noch vor dem DSC stehen. Lesen Sie auch: Darum gibt Arminia-Trainer Kniat seinen Spielern vier Tage frei Eine Woche kann die Datenlage entscheidend ändern Klingt aus Bielefelder Sicht prima, und man könnte die Saison doch einfach als von den höheren algorithmischen Mächten beschlossen abbrechen. Ganz so langweilig ist es dann aber doch nicht. Denn: Künstliche Intelligenz kann sich irren. Anfang März hatte GSN die Drittliga-Endtabelle bereits berechnen lassen, ausgehend von der Lage nach dem 25. Spieltag. Darin stand der DSC noch auf Platz vier. Es folgten die Erfolge gegen Stuttgart II, Saarbrücken und Osnabrück – und schon waren die Bielefelder datentechnisch upgegradet und der langfristige Wert der Vorhersage ad absurdum geführt. Noch deutlicher wird die Technik-Skepsis, wenn man auf eine Vorhersage blickt, die vor der Serie 2024/2025 gestellt wurde – wobei man zugestehen muss, dass sich Winter-Transfers oder Verletzungen natürlich auf die Leistungsstärke auswirken. Achtung, es wird zahlenlastig. Arminia ging mit einem GSN-Index von 53,27 in die Saison. Das war ligaweit tatsächlich der drittbeste Wert. Auch bei Spitzenreiter Dresden passte die Platzierung (56,71). Doch bei Saarbrücken (50,72, Platz 9) oder Cottbus (47,99, Platz 18) lagen Bewertung und Abschneiden weit auseinander. Befürworter des Datenscoutings werden jetzt entgegnen, dass letztere Teams eben das Maximum aus ihren beschränkten Möglichkeiten herausgeholt haben. So wie der SC Verl, der mit einem Index von 44,54 Schlusslicht war und aktuell auf Platz 8 steht. Andersherum verhält es sich beim VfL Osnabrück, der nach GSN-Index zweitbestes Team war (53,40) und jetzt als 16. ums Überleben kämpft. Lesen Sie auch: &bdquo;Seine Saison ist herausragend“: Arminia feiert &bdquo;Quarterback“ Stefano Russo Am Ende entscheiden echte Füße ein Spiel Arminias Abwehr, mit 30 Gegentoren aktuell wieder die beste der Liga, kommt laut Vor-Saison-Prognose nur auf Platz sechs. Und dem besten Angriff der Liga, dem des FC Ingolstadt (55 Tore), war von der KI nur die Schlagkraft für Platz 15. bescheinigt worden. So bleibt ein ambivalentes Fazit: Profi-Fußball ist inzwischen auch ein Sport der Datenanalyse. Spiele und Saisonverläufe entscheiden sich aber doch immer noch nach alter Weisheit in 90 Minuten und mit einem runden Ball, mit Füßen getreten von real existierenden Menschen – und das ist wohl auch gut so!

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