Reger Verkehr: Bielefelds einzige Autobahn-Grünbrücke wird 15 Jahre alt

Bielefeld. Für Autofahrer sind tote Hasen, Igel oder Katzen auf der Straße oder am Fahrbahnrand schon fast ein alltäglicher Anblick. Sie werden, anders als größere Tiere wie Rehe (über 200.000 offizielle Unfallopfer jährlich), nicht einmal irgendwo registriert. Doch auch sie können die Lebensgefahr, die das Überqueren der Straßen für sie bedeutet, weder erkennen noch einschätzen. Um die dramatischen Folgen der zunehmenden Landschaftszerschneidung für die Ökologie abzumildern, werden seit einigen Jahren Grünbrücken gebaut. Eine von ihnen - die erste in Westfalen und einzige in Bielefeld - wurde vor 15 Jahren im Bielefelder Süden errichtet. Das mächtige Betonbauwerk am Senner Lohmannsweg führt über die Autobahn 33. Es ist rund 44 Meter lang und 26 Meter breit, 30,5 Meter sind es inklusive des seitlichen Geh- und Radwegs. Getragen wird es von 35 Bohrpfeilern, die 20 Meter tief in den Sennesand gerammt wurden. Obendrauf liegen rund 800 Kubikmeter Boden, bewachsen mit Gräsern, Klee, Schafgarbe und allerlei Wildkräuter. Der künstliche Korridor verbindet zwei Naturschutzgebiete, die durch den Bau der Autobahn 33 getrennt wurden: auf der südlichen Seite Bielefeld kleinstes Schutzgebiet, Kampeters Kolk, im Norden das deutlich größere Stiftungsgebiet der Rieselfelder Windel. Für Amphibien gab's damals einen Extra-Service: Sie bekamen außerdem vier Krötentunnel, durch Gitterroste abgedeckte Betonrinnen, unter dem Lohmannsweg hindurch. 300 Erdkröten auf dem Weg zum Laichplatz Erdkröten, Molche, Frösche, Insekten, aber auch Füchse, Hasen und Fasane sollten über die Brücke gefahrlos von einem Naturareal ins nächste wechseln können - darunter auch die seltene Knoblauchkröte. &bdquo;Es gibt für diese Tiere sonst keine Möglichkeit mehr, miteinander in Verbindung zu treten“, sagte damals der Leiter der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld, Bernhard Walter. &bdquo;Wenn man eh schon kleine Biotope voneinander abschneidet, haben viele Tiere keine Überlebenschance mehr.“ Lesen Sie auch: Auf sieben Brücken über die neue Autobahn Mit mehr als 600.000 Straßenkilometern verfügt Deutschland über eines der dichtesten Verkehrsnetze der Welt. Dafür werden und wurden riesige Mengen Geld verbaut. Allein die Kosten des vierspurigen A-33-Abschnitts durch den Bielefelder Süden, rund 7,8 Kilometer lang, 30 Meter breit und nach mehr als fünf Jahren fertiggestellt, stiegen im Laufe der Bauzeit von zunächst 86,3 auf etwa 110 Millionen Euro. Die Grünbrücke ist mit 1,77 Millionen Euro im Vergleich geradezu ein Schnäppchen. 2015 untersuchte die Landschaftsökologin Katja Anstoetz im Auftrag des Umweltamts das tierische Hin und Her. &bdquo;Die Brücke funktioniert“, lautete ihr Fazit. Allein 300 Erdkröten auf dem Weg zu ihrem Laichplatz zählte sie, dazu kamen Grasfrösche, Berg- und Teichmolche. Wildunfälle gehen zurück Genutzt werde die Brücke zudem von Fledermäusen, Greifvögeln und gelegentlich von Wild, teilt die Autobahn GmbH auf Anfrage mit. Sie versichert außerdem: &bdquo;Tiere und Radfahrer stören sich hier nicht gegenseitig.“ Wie alle Autobahnbrücken werde das Senner Bauwerk regelmäßig kontrolliert. Ergebnis von 2023: Note 2,0. Bislang seien auch keine Reparatur- oder Instandsetzungsmaßnahmen notwendig gewesen. Das Bielefelder Umweltamt verweist auf eine weitere Untersuchung der Biostation Kreis Paderborn-Senne vor vier Jahren hin. Sie habe einmal mehr gezeigt, dass auch die Knoblauchkröte (Froschlurch des Jahres 2007) den Übergang nutze. Der kleine Hüpfer steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Auch Molche und Erdkröten seien dort weiterhin unterwegs. Die Untersuchung soll nächstes Jahr wiederholt werden. Übrigens: Durch Grünbrücken gehen auch die Unfallzahlen zurück. An der B 64 etwa, wo eine solche Brücke den Tieren seit einigen Jahren ein sicheres Überqueren der Bundesstraße ermöglicht, ist die Zahl der Wildunfälle auf null gesunken.

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