Filmpremiere in Espelkamp: „Blindage“ ist nichts für schwache Nerven

Espelkamp. Gut 200 mehr oder weniger bekannte Antikriegsfilme wurden in den letzten Jahrzehnten weltweit produziert, doch nur etwa ein Dutzend hat es zu einer Legende gebracht. Darunter etwa &bdquo;Das Boot“ von Lothar Günter Buchheim, &bdquo;Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque und Francis Ford Coppolas &bdquo;Apocalypse Now“. Welchen Erfolg wird die außergewöhnliche ukrainisch-russischen Produktion &bdquo;Blindage“ vom Regisseur Mark Gorobets haben, die kürzlich in Moskau Premiere hatte? Und was hat ausgerechnet Espelkamp damit zu tun? Eine der zwei Hauptrollen besetzt der jetzt in Berlin lebende Espelkamper Daniel Littau, der bereits mit diversen Filmprojekten für Aufsehen gesorgt hat und im Fantasy-Drama &bdquo;Blindage“ Paul, den jungen deutschen Arzt spielt, der perfekt Russisch spricht. Das opulente Werk hatte am Sonntagabend in Littaus Lieblingsspielstätte, dem Elite-Kino am Wilhelm-Kern-Platz seine Deutschland-Premiere. Zunächst hatte es seitens des Produzenten Bedenken gegeben, mit diesem Film in Deutschland eine Premiere zu starten, weil man Boykottaufrufe von Russland-Gegnern befürchtete. Littau konnte sich aber durchsetzen, denn er sieht keine Russland-Werbung, schließlich stamme der Regisseur aus Kiew. Das Team sei international. Film wird in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gezeigt Gewöhnungsbedürftig für westeuropäische Ohren ist sicherlich, dass im Film fast nur Russisch gesprochen wird. Und nicht nur Sprachforscher wissen, dass russisch seine eigene, sehr schwierige Phonetik besitzt, also als besonders &bdquo;hart“ empfunden wird. Durch die deutschen Untertitel konnte man dem Inhalt dennoch sehr gut folgen. &bdquo;Eine Synchronübersetzung ist sehr teuer und auf die wurde zunächst verzichtet“, sagte Littau. Im Publikum waren aber reichlich Zuschauerinnen und Zuschauer, die den Film bestens verstehen konnten. Daniel Littau stellte den 112 Minuten langen Film den Espelkampern vor und stand anschließend für Fragen zur Verfügung. Espelkamps Bürgermeister Henning Vieker freute sich in seinem Grußwort, dass ein Espelkamper in einer so großen Filmproduktion mitgewirkt hat. &bdquo;Am 1. September ist Antikriegstag, da passt es, einen Antikriegsfilm zu zeigen“, sagte Vieker. Die Geschichte des Films in Kurzform: Zwei Freunde, Paul aus Berlin und Sergej (Alexander Metekin) aus Moskau gelangen während der Suche nach wertvollen Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg in einem verlassenen Bunker plötzlich in das Jahr 1941. Im ukrainischen Teil der Sowjetunion, genauer in Donezk, tobt der gnadenlose Zweite Weltkrieg. Gänge und Schützengräben stürzen ein, geraten unter Dauerfeuer. Die Hölle auf Erden. Die Deutschen überrollen das Gebiet und da Paul gute Geschichtskenntnisse hat, weiß er, was kommt. Freundschaft ist stärker als der Krieg Der Film ist garantiert nichts für schwache Nerven, eine blutige Kampfszene reiht sich an die nächste. Nach 15 Minuten sagt einem die innere Stimme – ja, ich weiß jetzt, wie schrecklich so ein Mann-gegen-Mann-Krieg ist. Doch es geht brutal weiter. Mehr Dialoge, weniger Sprengstoff und Panzer hätten dem Film gutgetan. Die Freunde werden getrennt, Paul erbeutet die Nazi-Uniform eines Generals, und hier erinnert es zeitweise an den &bdquo;Hauptmann von Köpenick“, nur eben viel grausamer. Schlussendlich kann sich Sergej verletzt in die Gegenwart retten. Ermöglicht hat ihm das Paul, der im Jahr 1941 geblieben ist. Die Botschaft ist klar: Freundschaft ist stärker als der Krieg. Als unvoreingenommener Besucher fragt man sich: Wie ist so ein ukrainisch-russisches Filmprojekt überhaupt möglich, zumal es von April bis Juli 2023 in Russland und in der Ukraine (Am WK-2 Denkmal in Donezk) gedreht wurde? Der Eroberungskrieg tobt doch da schon lange? Offensichtlich haben die Filmemacher unter sich gute Kontakte, die wohl auch international genutzt werden. Deutsche, Ukrainer, Russen, Kasachen, Polen und andere arbeiteten zusammen. Dennoch hinterlässt der sehr aufwendig gedrehte Film, an dem direkt und indirekt hunderte Menschen mitgearbeitet haben, einige Fragen. Ein Großteil des Etats stammt aus der Ukraine, aber auch private Investoren haben sich eingebracht, hieß es am Rande der Vorführung. Es wäre zu wünschen, dass &bdquo;Blindage“ seinen Weg über die deutschen Kinos hinweg zu einem Filmfestival findet.

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