Die Enttäuschung weicht beim SC Paderborn dem Stolz

Paderborn. Es fehlten nur zwei Minuten. Verdammte zwei Minuten. Dann hätte der SC Paderborn die vermutlich größte Überraschung der bisherigen Bundesliga-Saison vollbracht. Doch in der zweiten Minute der Nachspielzeit sollte der wackere Aufsteiger am Freitagabend beim hochfavorisierten BV Borussia Dortmund noch den 3:3-Ausgleich kassieren. Eine 3:0-Halbzeitführung war passé – und die Enttäuschung im Lager des Underdogs groß. Auch Steffen Baumgart ging nach dem Schlusspfiff in die Knie und vergrub sein Gesicht in beide Hände. Doch dem Paderborner Cheftrainer war gleichzeitig bewusst, dass seine Mannschaft vor den 81.365 verblüfften Zuschauern im Dortmunder Signal-Iduna-Park Großes geleistet hatte. &bdquo;Natürlich hätten wir den Sieg gern über die Bühne gebracht. Aber mehr als Arbeiten und Laufen geht nicht. Wir haben Eier gehabt in diesem Stadion", bilanzierte Baumgart. Favre fällt unglückliche Entscheidungen Dessen unerfahrenes Team hatte in der ersten Hälfte tatsächlich die Fußballwelt auf den Kopf gestellt. SCP-Akteure wie Streli Mamba und Kai Pröger, die in der vergangenen Saison noch bei Drittliga-Absteigern oder in der vierten Liga gekickt hatten, machten das 640 Millionen Euro teure Star-Ensemble vom BVB phasenweise lächerlich. Pröger düpierte beispielsweise bei seinem Assist zu Mambas frühem 1:0-Treffer (5.) den deutschen Nationalspieler Nico Schulz. Die Torschützen Mamba und Gerrit Holtmann legten auch beim 0:2 (36.) und 0:3 (43.) die frappierenden Geschwindigkeitsdefizite der Dortmunder Defensive gnadenlos offen. Vor allem die Entscheidung von BVB-Coach Lucien Favre, Julian Weigl in die Innenverteidigung zu beordern und Mo Dahoud dafür ins defensive Mittelfeld zu stellen, sollte sich als fatal erweisen. &bdquo;Wir wussten, wo ihre Schwächen sind, dass sie hinten mit Weigl nicht so viel Tempo haben", analysierte SCP-Youngster Luca Kilian, der bei der Rückkehr in seine Heimatstadt einmal mehr eine erstaunlich abgeklärte und tadellose Leistung abrief. Doch auch der 20-Jährige konnte nach der Pause nicht verhindern, dass ein nun druckvoller BVB noch zu einem schmeichelhaften Remis kommen sollte. So sollten bei den Gästen die Kräfte zusehends schwinden. &bdquo;Am Ende sind die Jungs über den Platz gekrochen", sagte SCP-Sportchef Martin Przondziono und verwies auf das Beispiel Jamilu Collins, dem die weiten Länderspielreisen noch in den Knochen steckten und der in der Schlussphase von Krämpfen geplagt wurde. Diesmal patzt der Rechtsverteidiger Und dann waren da einmal mehr die individuellen Fehler, die das Liga-Schlusslicht letztlich um den zweiten Saisonsieg bringen sollten. Diesmal war Laurent Jans die tragische Figur. Der Rechtsverteidiger hatte sich zunächst beim 1:3 durch Jaden Sancho (47.) einen unnötigen Ballverlust geleistet, um dann auch vor dem 3:3 durch Reus (90.+2) folgenschwer zu patzen. Acht Minuten zuvor hatte Axel Witsel auf 2:3 verkürzt. Und so blieb die erhoffte Sensation aus. &bdquo;Schade. Das wäre ein Erlebnis für die Ewigkeit gewesen", ärgerte sich SCP-Flügelflitzer Kai Pröger und brachte die Stimmungslage auf den Punkt: &bdquo;Wir können stolz auf uns sein und müssen uns trotzdem in den Arsch beißen." Die Enttäuschung aber wird wohl spätestens in ein, zwei Tagen verschwunden sein. Davon ist auch der Chefcoach überzeugt. &bdquo;Wir können viel Positives aus diesem Spiel ziehen", erklärte Steffen Baumgart. Festzuhalten bleibt: Was den nüchternen Blick auf die Tabelle betrifft, ist der Punkt in Dortmund eigentlich zu wenig, zumal die Konkurrenz aus Mainz und Augsburg eindrucksvolle Siege einfuhr. Doch wenn der SCP auch künftig solche Leistungen wie beim BVB abruft, sollten Paderborns Anhänger die Auftritte ihres Teams einfach weiter genießen. Unabhängig von nackten Resultaten. &bdquo;Die Jungs gehen jedes Wochenende raus und geben alles. Das macht mich stolz und zufrieden", betont Baumgart. Und so könnten am Saisonende auch Absteiger durchaus Helden sein.

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