
Belek. Erst ausgemustert und vom 1. FC Nürnberg schließlich auf Leihbasis abgeschoben. Ob schwieriger Fall oder nicht. Jedenfalls setzt jetzt der SC Paderborn bis zum Saisonende auf die Treffsicherheit eines Jakub Sylvestr, den Cheftrainer Stefan Effenberg auch „menschlich" durchaus „als Gewinn" betrachtet.
Nach der Suspendierung von Srdjan Lakic steht neben Nick Proschwitz und Marc Basnic also wieder ein dritter Stürmer im Kader des abstiegsbedrohten Zweitligisten. An sich ein Deal mit durchaus vielversprechendem Ansatz. Der 26-jährige Slowake erzielte in 102 Partien für Erzgebirge Aue (2012 bis 2014) und den 1. FCN (seit 2014) satte 32 Tore. Zudem hat er ein halbes Dutzend Länderspiele für sein Heimatland bestritten.
Dennoch gibt es Ungereimtheiten. Gemeinsam mit den Teamkollegen Stefan Kutschke und Roland Koch wurde Sylvestr von Nürnbergs Cheftrainer René Weiler schon im September 2015 ein erstes Mal in die U23 abgeschoben. In der ersten Januar-Woche 2016 flog das Trio erneut aus dem Zweitligakader.
Angesichts seines noch anderthalb Jahre gültigen Kontrakts wollte sich Sylvestr allerdings nicht so ohne Weiteres abschieben lassen und pochte stattdessen auf Vertragserfüllung. Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann appellierte derweil an die Vernunft: „Ich bin überzeugt, dass das Thema bei ihm und seinem Berater angekommen ist. Jetzt müssen wir eine Lösung suchen."
Rund eine Woche später war klar: Das vermeintliche Enfant Terrible wird vorübergehend in Paderborn geparkt. Nachdem die Chemie zwischen ihm und Nürnbergs Verantwortlichen wohl überhaupt nicht mehr stimmte, giert er jetzt förmlich nach einer neuen Chance. Zu den konkreten Ursachen seiner scheinbar unlösbaren Probleme mit dem 1. FCN schweigt er Medienvertretern gegenüber in diesen Tagen wie ein Grab. „Dafür bin ich nicht zuständig, wer etwas wissen will", den verweist er an Nürnbergs Cheftrainer Weiler. Schließlich hat er insbesondere mit der Boulevard-Presse zwischenzeitlich schon „schlechte Erfahrungen" gemacht.
Bei den Ostwestfalen will er sich endlich wieder auf dem Platz behaupten. Diese Möglichkeit beschert ihm augenblicklich eine unverkennbare Vorfreude. War der SCP denn tatsächlich eine echte Wunschadresse? „Ich glaube schon", sagt der sympathische Slowake, „hier gibt es eine gute Mannschaft".
Bei seiner endgültigen Entscheidung pro Paderborn war am Ende auch der Name Stefan Effenberg eine Art Dosenöffner. Der Cheftrainer habe schon einiges erlebt, „und bei ihm kann ich mir viel abschauen", sieht sich Sylvestr angesichts seiner Weiterentwicklung in den besten Händen. Eine persönlich beschlossene Mindest-Trefferquote, die er bis zum Saisonende in seinem Interims-Job abliefern möchte, hat er im Vorfeld nicht auf der Rechnung.
„Damit würde ich mich doch nur selbst unter Druck setzen", erklärt der Slowake, „mehr als möglichst regelmäßig zu spielen, habe ich mir bislang wirklich noch nicht vorgenommen". In Belek teilt er sich das Hotelzimmer zurzeit mit Tim Sebastian, dem zweiten Winter-Neuzugang des SC Paderborn. Und wie kommen die beiden Neuen in ihrer gemeinsamen Bude so klar? „Tschechisch" spreche der gebürtige Sachse „noch nicht", antwortet Jakub Sylvestr augenzwinkernd.