Paderborn. Der SC Paderborn verliert eine Identifikationsfigur. Christian Strohdiek, der seit dem Jahr 2000 für den Fußball-Erstligisten spielt und dessen Vertrag ausläuft, wechselt im Sommer ablösefrei zu Fortuna Düsseldorf. Der 27-jährige Innenverteidiger unterschrieb beim Zweitligisten bis Juli 2018.
Auch der SC Paderborn hatte Strohdiek einen unterschriftsreifen Drei-Jahres-Vertrag vorgelegt. Doch das Eigengewächs ließ auch die letzte Frist verstreichen und entschied sich nun für die Fortuna. "Ich hatte hier in Paderborn 15 Jahre lang eine sehr schöne Zeit. Aber ich will nun den nächsten Schritt gehen und mich auch woanders beweisen", betont Strohdiek. Der Entschluss, seinen Heimatverein zu verlassen, sei dabei schon in der Winterpause gereift. Doch es folgten Monate des Grübelns und des Abwägens.
"Es war eine extrem schwere Entscheidung. Denn mein Herz hängt an Paderborn", sagt Strohdiek und fügt an: "Doch letztlich will ich nun sozusagen raus aus der Schule, ein neues Projekt in Angriff nehmen und mich auch als Mensch weiterentwickeln." Die Tatsache, dass er in der Rückrunde nur noch wenig Spielpraxis erhält, habe bei der Entscheidungsfindung keine Rolle gespielt. Auch finanzielle Dinge hätten nicht den Ausschlag gegeben. Ein Grund für seinen Wechsel waren dagegen private Angelegenheiten, die allerdings auch privat bleiben sollen. Strohdiek verrät nur soviel: "In der Vergangenheit ist ziemlich viel passiert, was mich belastet hat. Auch davon möchte ich Abstand gewinnen." Mit dem Verein aber hätten diese Dinge rein gar nichts zu tun.
"Ein dufter Typ"
"Es ist natürlich schade, dass wir ein Eigengewächs verlieren. Aber wenn Christian diesen Schritt macht, dann muss er ihn jetzt machen", kommentiert Paderborns Sport-Geschäftsführer Michael Born den Wechsel. Auch Chefcoach André Breitenreiter hätte den Innenverteidiger lieber weiter im Paderborner Trikot gesehen. "Denn Christian ist einfach ein dufter Typ, der hervorragend ins Team passt. Aber ich habe absolutes Verständnis für ihn, dass er den Profifußball nun sozusagen auch mal extern kennen lernen will." Die besagten privaten Dinge, die seinen Schützling belasten, seien laut Breitenreiter ein Grund dafür gewesen, dass der Innenverteidiger in der Rückrunde nur noch sporadisch zum Einsatz kam. Denn man habe Strohdiek angemerkt, dass der Kopf nicht frei ist.Innenverteidiger-Kollege Uwe Hünemeier zeigte sich unterdessen ziemlich überrascht, als er nach dem Mittwochstraining vom Wechsel erfuhr. "Schließlich fühlt sich Christian hier sehr wohl. Der Club liegt ihm am Herzen", sagt Hünemeier, der mit Strohdiek in der Aufstiegssaison ein kongeniales Gespann gebildet hatte.
Der künftige Düsseldorfer hat derweil einen großen Wunsch. "Ich möchte mich mit dem Klassenerhalt aus Paderborn verabschieden", bekräftigt Strohdiek. Er selbst aber wird nächste Saison definitiv in Liga zwei kicken. Doch der gebürtige Paderborner betrachtet dies nicht als Abstieg. "Der nächste Schritt hat manchmal nichts mit der Spielklasse zu tun", urteilt Strohdiek.
Der scheidende Abwehrmann ist aber nicht der einzige Innenverteidiger, der den SCP am Saisonende verlässt. Auch Eigengewächs Tim Welker unterschrieb wohl bereits einen Vertrag bei einem anderen Verein. Dieser hat den Wechsel aber noch nicht publik gemacht. Welker steht seit 2006 in SCP-Diensten. Der Durchbruch bei den Profis blieb ihm jedoch verwehrt. Lediglich zwei Zweitliga-Einsätze stehen in der Vita des 21-Jährigen, der seine Spielpraxis in der U23 sammelt. Fakt aber ist: Im Sommer müssen beim SC Paderborn neue Innenverteidiger her.