Bielefeld

Motorsport: DMSC hat bei schweren Unfällen Glück im Unglück

Drei der betroffenen Fahrer befinden sich weiter unter Beobachtung im Krankenhaus, doch nur der Finne Mustonen ist schwerer verletzt

Finale: Der Tscheche Josef Franc (Nr. 5) hatte im letzten Rennen des Tages die Nase vorn. Auch der ihn verfolgende Andrew Appleton (Nr. 14) qualifizierte sich für die Langbahn-WM 2019. | © Andreas Zobe

Hans-Joachim Kaspers
26.06.2018 | 26.06.2018, 07:00

Bielefeld. Als der denkwürdige Nachmittag auf dem Leineweberring mit der letzten Siegerehrung endlich - gut zwei Stunden später als gedacht - zu Ende war, atmete Stephan Prante erst einmal ganz tief durch. "Diesen Geburtstag werde ich nicht so schnell vergessen", meinte der Pressesprecher und Rennsekretär des DMSC Bielefeld, der am Sonntag 51 Jahre alt wurde. Leider machten ihm die Renngötter, wenn es sie denn gibt, keine Geschenke, sondern legten dem Gelingen der Traditionsveranstaltung im Verlauf eines endlos scheinenden Nachmittags einen Stein nach dem anderen in den Weg.

So war die erwartungsvolle Vorfreude auf einen spannenden Renntag mit vielen Positionskämpfen bei vielen mit einem Schlag dahin, als es im sechsten Lauf der WM-Challenge zu einem schlimm aussehenden Unfall kam. Gleich drei Fahrer waren in einen Sturz verwickelt, alle drei mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Am heftigsten erwischte es den Finnen Jesse Mustonen, dessen Brustkorb nach zahlreichen Rippenbrüchen eingedrückt ist - er wurde gestern weiter auf der Intensivstation beobachtet. Auch Paul Cooper und sein junger englischer Landsmann Chad Wirtzfeld, der gut zwei Stunden später zu Sturz kam und einen Oberarm-Bruch erlitt, sind nach wie vor im Krankenhaus. Cooper wird aber wohl heute entlassen.

Geburtstagskind: Stephan Prante hätte gerne ein bisschen weniger Stress gehabt. - © Andreas Zobe
Geburtstagskind: Stephan Prante hätte gerne ein bisschen weniger Stress gehabt. | © Andreas Zobe

»Ich war im Vorfeld sehr unruhig«

Lediglich Lukas Fienhage, der sich einen Mittelhandknochen gebrochen hat, durfte schon am Sonntagabend nach Hause fahren. Der Youngster lobte im Übrigen die gute medizinische Erstversorgung, in der letzten Jurysitzung bekam das Rettungsteam Beifall auf offener Szene.

Ausgeschieden: Jörg Tebbe konnte sich nicht für die WM 2019 qualifizieren. - © Andreas Zobe
Ausgeschieden: Jörg Tebbe konnte sich nicht für die WM 2019 qualifizieren. | © Andreas Zobe

"Ich war im Vorfeld sehr unruhig und habe darauf bestanden, dass wir einen Rettungswagen mehr als vom Reglement gefordert vorhalten", berichtete Rennleiter Michael Junklewitz: Alle drei Fahrzeuge waren gegen 14.30 Uhr im Einsatz. Wie ungewöhnlich die Szenerie war, geht aus Junklewitz' Bemerkung hervor, "dass ich so etwas in meinen fast 40 Jahren Bahnsport noch nie erlebt habe." Er versuchte anschließend die Geschehnisse einzuordnen und zu verarbeiten: "Wir müssen akzeptieren, dass solche Dinge in unserem Sport passieren können, und sollten versuchen, uns an den schönen Momenten des Renntags aufzurichten."

»Die Zusammenarbeit im Team war wirklich sehr gut«

Die gab es tatsächlich reichlich. "Wir haben doch in allen Kategorien richtig guten Rennsport gesehen", führte Stephan Prante völlig zu Recht an: Die Entscheidung in der WM Challenge war denkbar knapp, das kleine, aber erlesene Seitenwagenfeld lieferte sich faszinierende Rad-an-Rad-Kämpfe, und auch die C-Junioren und die umjubelten Enduro-Powergirls aus den Niederlanden "hielten richtig gut rein", wie es im Branchenjargon so schön heißt.

Blickfang: Demi Valkema, Jessie Veenstra und Marielle Kuiper (v. l.) gehörten zu den Enduro Powergirls aus den Niederlanden, die erstmals auf dem Leineweberring starteten. - © Andreas Zobe
Blickfang: Demi Valkema, Jessie Veenstra und Marielle Kuiper (v. l.) gehörten zu den Enduro Powergirls aus den Niederlanden, die erstmals auf dem Leineweberring starteten. | © Andreas Zobe

Am Ende meisterte der DMSC im Verbund mit der international besetzten Jury die Krise und brachte das Rennen souverän zu Ende. "Die Zusammenarbeit im Team war wirklich sehr gut", freute sich Michael Junklewitz. Stephan Prante sprach von einer "großen Herausforderung", die der Veranstalter gemeistert habe: "Am Ende war es gut, dass alle Ruhe bewahrt und die Nerven behalten haben." Alle Beteiligten waren sich indes einig, dass sie einen solchen Stress so schnell nicht noch einmal erleben wollen.