
27.05.2017 | 27.05.2017, 07:00
Bielefeld
Football: Headcoach Robinson stellt nach dem ernüchternden 0:27 gegen Solingen die Qualität von Quarterback Gorny in Frage. Nur die Defense sorgt für kleine Lichtblicke
Bielefeld. Die Angelegenheit war ihm so wichtig, dass Willie Robinson die anwesenden Pressevertreter eigens darum bat, nach dem 0:27 (0:13) gegen die Solingen Paladins doch bitte zu ihm zu kommen. "Im Moment - und ich sage wirklich nur im Moment - ist Niklas Gorny auf der Quarterback-Position nicht in der Lage, Spiele zu gewinnen", meinte der Headcoach der Bielefeld Bulldogs mit belegter Stimme. Und es war ihm anzumerken, dass er das, was er zu sagen hatte, nicht gerne sagte. Er könne darüber aber nicht hinweggehen, müsse die Situation "brutal ehrlich" analysieren, fuhr Robinson fort.
Es war die vierte schwachen Leistung der Offense im vierten Spiel - in Troisdorf erzielten die Bulldogs zwar 43 Punkte, hätten aber, so der Coach, gut und gerne 60 Punkte machen und das Spiel damit gewinnen können, ja müssen. Deshalb fand es Robinson offenbar an der Zeit nachzufragen, "was der Klub tun will und wohin es gehen soll". Er könne zwar mit den Gegebenheiten leben und weiter auf Gorny setzen: "Niklas ist kein schlechter Typ, aber die Frage ist, was du letztlich mit ihm erreichen kannst." Kurzfristige Erfolge wohl nicht - doch die will offenbar das Umfeld. "Ich spüre, dass die Leute Siege sehen wollen, und ich weiß nicht, ob der Klub mich wirklich nur dafür bezahlen will, dass ich hier eine Mannschaft entwickle", erklärte Robinson: Bielefeld sei im Football halt ein heißes Pflaster.
Der Rasen der Rußheide brannte am Vatertag allerdings nicht: Zu eindeutig war die Überlegenheit des Tabellenführers, zu wenig hatten die Bulldogs vor 1.000 wenig begeisterten Fans vor allem in der Offense entgegenzusetzen. Ein einziges Mal (!) im Verlauf der vier Quarters kamen sie in die Nähe der Solinger Red Zone, ansonsten spielte sich das Geschehen bei den Angriffshandlungen der Bulldogs meilenweit entfernt im tristen Niemandsland ab. Der Spitzenreiter agierte zwar auch nicht eben spektakulär, brachte aber seine Stärken effektiv ein. "Wir haben die Partie beherrscht und brauchten nicht groß in die Trickkiste zu greifen, um hier zu gewinnen", stellte der Ex-Bielefelder Cevin Conrad nüchtern fest. So konnte die Bulldogs-Defense mit einigen gelungenen Aktionen zwar im ersten Quarter Schlimmeres verhindern, kassierte aber peu à peu die entscheidenden Touchdowns, weil das intensive Laufspiel der Gäste mit zwei starken Running Backs auf Dauer nicht zu unterbinden war.
Der Frust über die ausbleibenden eigenen Erfolgserlebnisse sorgte leider auch für schlechte Stimmung an der Seitenlinie, wo im Verlauf der zweiten Halbzeit jeder jedem seine Meinung zu sagen begann. Nach dem Spiel musste Marketingchef Max Lueg sogar dazwischen gehen, um Handgreiflichkeiten zwischen den beiden US-Importen Hill und Wiggins zu verhindern. Ein letztes Zeichen dafür, dass bei den Bulldogs zur Zeit einiges im Argen liegt.
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