
Bielefeld. Bei den Bielefeld Bulldogs hängt wieder mal der Haussegen schief. Kein Wunder nach der bereits fünften Saisonniederlage, die zudem besonders bitter war, weil die heimischen Footballer sie gegen den eigentlich als schlagbar eingestuften Aufsteiger Ritterhude Badgers bezogen. Doch beim 27:34 produzierten die Gastgeber einfach wieder zu viele Fehler, um - trotz eines eigentlich recht guten Beginns - für den Sieg infrage zu kommen.
"Es kann nicht sein, dass wir den einen Mann, der das ganze Spiel des Gegners rockt, nicht ausschalten können", hadert Sportdirektor Heiko Schreiber nach dem Spiel damit, dass Badgers-Quarterback Ryan Cieplenski auf der Rußheide die meiste Zeit über schalten und walten konnte, wie er wollte. Ein weiteres dickes Minus im Bulldogs-Spiel seien die vielen Strafen gewesen, die besonders die Offense immer wieder zurückgeworfen hätten. "Wir wollten Ritterhude über ein effektives Kurzpassspiel knacken", erzählt Schreiber, "aber wenn du ein ums andere Mal zehn Yards zurück musst und dann 20 statt zehn Yards für ein neues First Down zu überbrücken hast, musst du halt wieder tief werfen." So sei der Matchplan des Teams mehr und mehr aufgeweicht worden. "Es kann schon sein, dass das von außen planlos aussah, aber der ständige Wechsel war eher den Umständen geschuldet", stellt sich Schreiber ganz offen gegen die aufgekommene teaminterne Kritik, dass der Trainerstab keine konsequente Strategie verfolgt habe.
Die ewige Streiterei geht ihm überhaupt gehörig auf den Geist. "Jetzt meldet sich mal wieder der eine oder andere Lautsprecher, der zu polarisieren versucht", sagt er, "doch das ist genau das, was wir in unserer aktuellen Situation überhaupt nicht gebrauchen können." Schreiber wirft den Kritikern vor, viel zu einseitige Interessen zu verfolgen.
"Sie sehen die andere Seite der Medaille nicht, und die hat bei uns so viele Flächen, dass man schon fast von einem Würfel sprechen kann", meint der Sportdirektor und wirft - nur als Beispiel - die Frage auf, was denn passieren würde, wenn die Bulldogs sich mitten in der Saison von ihren amerikanischen Coaches trennen würden. "Jeder kann sich doch ausrechnen, dass uns so ein Schritt völlig ins Chaos stürzen würde", liefert Schreiber die Antwort gleich mit: Es stünde schließlich nirgendwo jemand parat, der diese Aufgabe übernehmen könnte.
Statt bei anderen die Schuld zu suchen, sollte sich jeder Spieler lieber an die eigene Nase fassen und tatkräftig an der Krisenbewältigung mitarbeiten, fordert das Bulldogs-Urgestein. "Unser großes Problem ist, dass die Spieler, die zuletzt wirklich einen Schritt nach vorne gemacht haben, verletzt sind. Und von denen, die danach kommen und jetzt ran müssen, nehmen mir einige die Sache nicht ernst genug", moniert Schreiber.
Präsident Ulrich Kossiek hat seit dem Samstag einen "langen Zettel" in der Tasche, den er auf der Vorstandssitzung am heutigen Dienstag abarbeiten möchte. "Am Spieltag selbst, wenn die Emotionen hochschlagen, bringt das nichts", hat er erkannt: Um die Dinge "ordentlich aufzuarbeiten" und "mit kühlem Kopf gründlich zu analysieren", sei ein gewisser zeitlicher Abstand vonnöten. Natürlich ist auch Kossiek klar, "dass vieles ganz schnell grundlegend anders werden" muss: Das Ergebnis gegen Ritterhude und die Bilanz von nur einem Sieg bei fünf Niederlagen sprächen eine eindeutige Sprache.
Ganz wichtig ist für den Präsidenten, dass die Bulldogs schnell mit sich selbst ins Reine kommen. "Die ganze Konzentration muss der Aufgabe gelten, aus den Leuten, die wir noch haben, bis zum Sonntag ein Team zu formen, das in Ritterhude punkten kann", sagt er. Und das am besten mit acht Punkten Vorsprung.