Paderborn. Die Saison 2011/2012 ist für die Webmoebel Baskets Paderborn Geschichte. Der Basketball-Zweitligist schied im Play-Off-Viertelfinale gegen die Crailsheim Merlins aus. Im Interview mit NW-Redakteur Frank Beineke zieht Baskets-Präsident Wolfgang Walter Bilanz - sportlich und finanziell. Zudem nimmt der Vereins-Chef Stellung zu Plänen, Perspektiven und Risiken des Profi-Basketballs in Paderborn.
Herr Walter, wie fällt Ihre sportliche Saisonbilanz aus?
WOLFGANG WALTER: Unterm Strich können wir zufrieden sein. Wir haben mit der Play-Off-Qualifikation unser Saisonziel erreicht. Die Art und Weise des Ausscheidens war allerdings sicher nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Und insgeheim hatte ich schon auf das Halbfinale gehofft.
Und wie haben sich die Play-Offs auf die Finanzen ausgewirkt?
WALTER: Wir haben noch keine genauen Abrechnungen. Aber aus wirtschaftlicher Sicht war es bestimmt ein Verlustgeschäft. Nur mit einem zweiten Heimspiel hätten wir wohl eine schwarze Null erreicht. Und es ist natürlich mehr als bedauerlich, dass wir ausgerechnet in unserem einzigen Play-Off-Heimspiel einen Saison-Minusrekord bei der Zuschauerzahl hatten.
Eben jenes Spiel sahen ganze 900 Besucher. Insgesamt aber konnte der Zuschauerschnitt um 13 Prozent von 1.170 auf 1.324 gesteigert werden. Sind Sie damit zufrieden?
WALTER: Nein. Meiner Meinung nach sollte ein Schnitt von 1.500 eher die untere Grenze sein. Die Zuschauerzahlen sind und bleiben eine Baustelle.
Und welche Arbeit muss auf dieser Baustelle geleistet werden?
WALTER: Wir müssen unsere Mannschaft und die Spiele viel besser vermarkten. Das haben wir in den letzten zwei Jahren zu sehr vernachlässigt. Basketball ist in Paderborn leider kein Selbstläufer. Insofern müssen wir unsere Marketingmaßnahmen intensivieren und das Rahmenprogramm bei den Heimspielen attraktiver gestalten. Denn das Potenzial für Zuschauerzahlen jenseits der 1.500er-Marke ist vorhanden.
Eine andere Dauer-Baustelle ist die Sponsoren-Akquise. Wie ist dort der Stand der Dinge?
WALTER: Leider hat Webmoebel nicht die Option einer Vertragsverlängerung gezogen. Wir stehen daher derzeit ohne Namenssponsor da. Das reißt erst einmal ein Loch in den Etat. Es laufen Gespräche mit potenziellen Nachfolgern, aber es wird schwierig. Ansonsten hat der Großteil der Sponsoren signalisiert, dass er uns treu bleibt.
Lässt sich schon etwas über den Etat für die Saison 2012/13 sagen?
WALTER: Zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Etat wird sich aber wohl kaum erhöhen. Eines steht allerdings fest: Im Hinblick auf die Pro-A-Lizenzierung sehe ich keine Probleme.
Und wie ist es um den geplanten Schuldenabbau bestellt?
WALTER: Auch da müssen wir den Jahresabschluss abwarten. Aber wir haben in Sachen wirtschaftlicher Konsolidierung sicher den nächsten Schritt gemacht. Unser Ziel ist es, bis Anfang 2014 schuldenfrei zu sein.
Und bis dahin backen die Baskets notgedrungen kleine Brötchen?
WALTER: In den nächsten zwei Jahren werden wir uns wohl damit abfinden müssen. Denn wir müssen finanziell und strukturell weiter daran arbeiten, wieder richtig festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
Eine Rückkehr in die 1. Liga ist daher reine Utopie?
WALTER: Ganz sicher nicht. Wir haben dieses Ziel nicht aus den Augen verloren. Aber wir müssen weiterhin erst einmal die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, um wieder erstklassig spielen zu können.
Und wie gut fühlen Sie sich in der Pro A aufgehoben?
WALTER: Ehrlich gesagt, hatte ich zunächst schon die Sorge, dass dort unattraktiver Basketball gespielt wird. Aber das Gegenteil ist der Fall. Im Vergleich zu ersten Liga wird in der Pro A sicherlich ein ganz anderer Basketball gespielt. Aber der hat seinen Reiz und ist für die Zuschauer gut anzuschauen. Ein Pro-A-Spiel der Webmoebel Baskets ist mit Sicherheit eine Veranstaltung, die man guten Gewissens verkaufen kann.