SC Paderborn

Warum es beim SC Paderborn vor dem Derby an allen Ecken und Enden hakt

Chefcoach Effenberg übernahm im Oktober ein Team mit vielen Baustellen, konnte bislang aber nur wenige beheben. Es mangelt vor allem an Effizienz

Eines von vielen Sorgenkindern: Auch mit den Leistungen von Moritz Stoppelkamp (l.) kann Stefan Effenberg nicht zufrieden sein. | © Marc Köppelmann

Frank Beineke
18.02.2016 | 18.02.2016, 14:59

Paderborn. Was hat den Verein bloß so ruiniert? Diese Frage dürften sich derzeit viele Fans des SC Paderborn stellen. Vor 17 Monaten stand der Verein noch an der Spitze der 1. Fußball-Bundesliga. Nun droht der tiefe Fall in Liga drei. Stefan Effenberg hatte bei seiner Amtsübernahme im Oktober zahlreiche Baustellen vorgefunden. Richtig beheben konnte der Chefcoach noch keine. Vor dem am Sonntag (13.30 Uhr, Schüco-Arena) anstehenden Derby bei Arminia Bielefeld nehmen wir die SCP-Mannschaftsteile unter die Lupe.

Abwehr
Uwe Hünemeier und Rafa Lopez als Innenverteidiger. Dazu Außenverteidiger wie Brückner, Hartherz, Heinloth oder Ndjeng. Der SC Paderborn ging mit einer Viererkette in die Saison, nach der sich zahlreiche andere Zweitligisten die Finger geleckt hätten. Doch dann ging vieles schief: Kapitän Hünemeier zog es nach England. Rafa Lopez hatte zunächst keine Lust und war dann verletzt. Und die besagten Außenverteidiger fanden nie zu ihrer Form. Zuletzt enttäuschten Ndjeng und Hartherz, so dass es in Bielefeld eine Umbesetzung geben dürfte. Die Lösung Heinloth und Bertels ist wahrscheinlich, birgt aber Risiken. Heinloth konnte in dieser Saison selten überzeugen, Bertels fehlt die Spielpraxis. Bliebe Youngster Khaled Narey, der in seinen wenigen Einsätzen gute Ansätze zeigte und in Testspielen oft zu den besseren Akteuren zählte.

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Schafft Trainer Stefan Effenberg im OWL-Derby die Wende mit dem SC Paderborn?

In der Innenverteidigung schreckte Effenberg auch vor Experimenten nicht zurück. So kamen Brückner (gegen Braunschweig) und Wydra (beim Pokal in Dortmund) in der Abwehrmitte zum Einsatz. Nun gibt es mit Wahl und Sebastian ein Duo, das funktionieren kann, letztlich aber auch funktionieren muss. Torwart Kruse ist unterm Strich die einzige Konstante. Die Nummer eins leistete sich nur wenige Fehler, hat aber mit Heuer Fernandes einen starken Konkurrenten im Nacken. Ein Wechsel auf dieser Position wäre zumindest derzeit ein unnötiges Risiko.

Mittelfeld
Das Offensivspiel des SCP kam in dieser Saison nur selten auf Touren. Dies liegt auch daran, dass vom defensiven Mittelfeld zu wenig Kreativität ausgeht. Kapitän Bakalorz ist zwar ein unermüdlicher Antreiber, aber beileibe kein Spielgestalter. Akteure wie Wydra, Kirch und Ndjeng enttäuschten auf der Doppel-Sechs. Ein Lichtblick ist der junge Pepic, von dem aber keine Wunderdinge erwartet werden dürfen. Auf den offensiven Außenbahnen hat der SCP mit Koc und Stoppelkamp eigentlich zwei Zweitligaspieler mit außergewöhnlichen Qualitäten. Doch auch von diesem Duo kommt zu wenig. Zunächst schienen sie die 2. Liga nicht anzunehmen. Dann stimmte zwar die Einstellung, doch in Sachen Flanken und Abschluss offenbaren sowohl Stoppelkamp als auch Koc große Defizite.

Auf der Zehner-Position liegt ebenfalls vieles im Argen. Dem hoch veranlagten Stöger fehlt oft die Bindung zum Spiel. Und mit der Suspendierung von Saglik, der als hängende Spitze das ein oder andere gute Spiel zeigte, beraubte sich der Verein einer wichtigen Option. Eine neue Option bietet der nachverpflichtete Krauße. Ob der Neuzugang aus Jena das Kreativspiel beleben kann, ist fraglich. Doch Krauße steht für Kampfgeist. Und eben jene Grundtugenden ließ der SCP bislang allzu oft vermissen.

Angriff
Ein Blick auf die Chancenverwertung sagt alles. So liegt der SCP bei der Anzahl der abgegebenen Torschüsse auf Rang sechs. Doch nur 8,6 Prozent eben jener Schüsse fanden auch den Weg ins Tor. Nur 1860 München (8,1) ist schlechter. Auch der inzwischen nach Belgien gewechselte Proschwitz, der mit fünf Treffern die teaminterne Torjägerliste anführt, vergab zahlreiche Chancen. Zuletzt konnte Proschwitz-Ersatz Helenius beste Einschussmöglichkeiten nicht verwerten. Doch im Gegensatz zu seinem blassen Sturmpartner Sylvestr hatte der Däne immerhin Chancen. Der Mann mit dem Torriecher wird daher wohl in Bielefeld spielen. Das Experiment mit den zwei Spitzen dürfte derweil beendet sein. Das ging sowohl gegen Lautern (0:4) als auch schon am dritten Spieltag gegen Sandhausen (0:6) in die Hose. So wird Effenberg bei der Arminia wohl wieder auf ein 4-2-3-1-System setzen.

Fazit
Die Situation ist äußerst kritisch, denn im Fußball ist vieles Kopfsache. Und für die Spieler, die bereits vergangene Saison für den SCP am Ball waren, geht es seit mehr als einem Jahr nur noch bergab. Das Selbstvertrauen sinkt und sinkt. Zudem sorgte das Gerede von der ach so hohen Qualität der Mannschaft dafür, dass der Ernst der Lage verkannt wurde. Wenn es den Spielern nicht gelingt, den Abstiegskampf anzunehmen, spielt Paderborn künftig in der 3. Liga. Dass spielerisch vieles hakt, ist verzeihlich. Aber dass in Spielen wie in Bochum (0:4) oder gegen Lautern (0:4) bei Gegentoren keine Gegenwehr geleistet wird, ist ein Unding. Unabhängig von Personal oder Taktik muss Stefan Effenberg vor allem dafür sorgen, dass in Bielefeld ein SCP-Team auf dem Platz steht, das alles gibt.

Testen Sie in unserem Quiz zum OWL-Derby Ihr Wissen über die bisherigen Duelle zwischen Arminia und dem SCP, und nutzen Sie es, um sich schon einmal auf ein heißes Derby einzustellen:


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