Paderborn

Volleyball-Legende Juri Kudrizki wird 70 Jahre alt

Am Sonntag wird im Sportzentrum Maspernplatz groß gefeiert

In seinem Element: Ob im Spiel oder beim Training - Juri Kudrizki ist immer mit vollem Einsatz bei der Sache. Am heutigen Mittwoch feiert der Volleyball-Coach seinen 70. Geburtstag. | © Karl Finke

Karl Finke
03.02.2016 | 03.02.2016, 08:10

Paderborn. Er ist der Grandseigneur der Paderborner Volleyballszene, der im Sportzentrum Maspernplatz auch als Rentner noch immer das Kommando führt. Aber auch ein Ost-West-Flüchtling, der bis 1991 in Weißrussland schon fast alles erreicht hatte, was sich ein Sportler nur wünschen kann. Am heutigen Mittwoch wird Juri Kudrizki, der am 3. Februar 1946 auf der Halbinsel Krim geboren wurde, 70 Jahre alt.

Seit 60 Jahren ist er Volleyballer, seit 50 Jahren im Trainergeschäft. Und was Juri Kudrizki überhaupt nicht versteht: Wenn Kinder heute scheinbar nicht genügend Zeit aufbringen können, um zwei- oder dreimal in der Woche zu trainieren. Der kleine Juri übte als Kind und Jugendlicher auf der Krim Tischtennis, Schwimmen, Basketball und Volleyball nebeneinander - daneben spielte er Trompete und las klassische Literatur.

Ein Bild aus dem Jahre 1975: Juri Kudrizki (dunkle Trainingsjacke) als Trainer der weißrussischen Studentenauswahl. Diverse Spieler aus diesem Team wurden später Welt- und Europameister. - © Privat
Ein Bild aus dem Jahre 1975: Juri Kudrizki (dunkle Trainingsjacke) als Trainer der weißrussischen Studentenauswahl. Diverse Spieler aus diesem Team wurden später Welt- und Europameister. | © Privat

Später, als Sportstudent an der Universität in Minsk, wurde morgens um 6 Uhr die Wand sein erster Volleyball-Trainingspartner. Als Trainer der weißrussischen Junioren-Nationalmannschaft führte Kudrizki sechs junge Volleyball-Asse auf den Weg nach oben. Sie wurden später mit der UdSSR Europameister, Weltmeister und Weltpokalsieger.

Die Tugenden "Pünktlichkeit, Sauberkeit und Disziplin" hatte Kudrizki dabei stets verinnerlicht. Ende der 70er-Jahre ließ sich der Diplom-Sportlehrer als Trainer zur russischen Armeeauswahl in der damaligen DDR nahe Potsdam abordnen. Die Kontakte zu den großen ostdeutschen Klubs halfen ihm, als die Sowjetunion im Zuge von Glasnost und Perestroika auseinander fiel. 1991 reiste der Weißrusse zunächst mit einem Jahresvisum nach Vlotho und fand dort durch einen Volleyball-Sponsor eine Arbeitsstelle als Schlosser. Zwei Jahre später heuerte Kudrizki beim 1. VC Minden als hauptamtlicher Jugendtrainer an - bis 2004. Hier führte er drei junge Volleyballer und eine Volleyballerin in die deutschen Nationalmannschaft.

VBC-Jugendtrainer Dirk Koert lotste Kudrizki nach Paderborn. Der erfahrene Volleyball-Coach führte hier die Herren-Mannschaft zurück in die Oberliga und hätte mit den Damen fast den Aufstieg in die Regionalliga realisiert, in der er kurzzeitig parallel den Detmolder TV betreute. An der Paderborner Lutherschule unterstützte der Trainer das Volleyball-Projekt von Schulleiter Friedhelm Steffen. Mit dessen Hilfe startete der Volleyball-Regionalkader (VoR) Paderborn eine Talentoffensive an weiteren Paderborner Grundschulen. Kudrizki hat als Trainer der Jungen-Mannschaften dazu beigetragen, dass der VoR Paderborn inzwischen beim Nachwuchs die Nummer eins in NRW ist.

Juri Kudrizki steht auch mit 70 Jahren noch fast jeden Tag in der Sporthalle und bringt Kindern die Geheimnisse seines Sports bei. Wer nicht regelmäßig kommt, darf fest mit einem Telefonanruf des Volleyball-Trainers rechnen. Im Sportzentrum Maspernplatz, von einem bequemen fahrbaren Stuhl aus, entgehen dem Volleyball-Oldie keine technischen und taktischen Fehler. Dass er auch Achtjährige immer wieder mal mit "Sie" anspricht, darf als Relikt seiner russischen Trainer-Rolle gewertet werden. Das Geburtstagskind befindet sich auf dem besten Weg zu einer lebenden Volleyball-Legende.