
Ottbergen. Zuerst hat der Verein den Schritt zum Trainerwechsel gewagt, dann hat die Mannschaft den ersten kleinen Schritt zum Klassenerhalt geschafft. Der SV Ottbergen/Bruchhausen hat mit seinem neuen Trainer Walter Leineweber den ersten Dreier der Saison eingefahren. Mit Disziplin und Kampfkraft wurde der SV Bergheim bezwungen. Zwei Qualitäten, die lange Zeit an der Nethe vermisst wurden.
"Es war ein erster wichtiger Schritt. Aber wir dürfen uns nichts vormachen. Es wird ein harter Ritt", schätzt Walter Leineweber die Situation des Aufsteigers sehr kritisch ein. Der Sieg brachte die Punkte drei, vier und fünf. Viel zu wenig nach 14 Spielen, um über den Klassenerhalt sprechen zu können.
"Die Situation hat sich durch den Sieg erstmal nur leicht entkrampft. Die Chance zum Klassenerhalt ist sicherlich da, doch viele Fehler dürfen wir uns nicht mehr erlauben", erklärt Leineweber, der am Sonntag nach nur einer Trainingseinheit auch keine Wundertaten vollbringen konnte, jedoch der Mannschaft eine klare, erkennbare Strategie mit auf dem Weg gab. Die Null sollte hinten stehen. Und die Mannschaft hielt sich an die Marschroute. "Wir haben Offensiv sicherlich Qualitäten, doch was nützt uns das, wenn wir in der Abwehr nicht sicher stehen", erkannte der Coach schnell ein großes Problem. 40 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache.
DJ Walter und die BB
Dass man als DJ unter der Decke trotz allem nicht sicher ist, habe ich allerdings schon in meiner frühen Jugend gelernt. In der Kreisstadt Höxter gab es die BB (Abkürzung für Beau Brummel), eine ziemlich erstklassige 3-Raum-Örtlichkeit, vorne Kneipe/Cafe, im Nebenraum Disco, daneben der Kicker.Dort hatte man die DJ-Kanzel wie eine Art Hochsitz in 2,50 Meter Höhe auf vier Kanthölzer montiert, die mitten im Raum standen und natürlich unten und oben befestigt waren. Wegen der mittleren Raumhöhe von zirka 3,50 Meter verrichtete der DJ seine Arbeit im sitzen. Wollte man ihn um einen Song bitten, musste man die Leiter hochklettern und einen sackähnlichen Vorhang beiseite schieben. Das habe ich mich natürlich nicht getraut, denn ich war noch so jung und die DJs waren natürlich so was wie unantastbar-coole Halbgötter! So wie DJ Walter Leineweber, der später lange Jahre in der 3. Kreisklasse als Trainer arbeitete und bei jedem (!) Wetter in seltsamen Schlappen/Badelatschen rumlief. Im Winter wurden nur die Socken dicker.
Da stand er nun an der Seitenlinie, der Mann zu dem ich einst aufgeschaut hatte, schimpfte wie ein Rohrspatz, weil sein VfB Bruchhausen gerade von Lauenfördes 2. Mannschaft eingedost wurde. Im Schneematsch, mit Skisocken in Badelatschen...."
Aus: http://shake-baby-shake.blogspot.com
"Wir sind in der Rückwärtsbewegung sehr schlecht. Es dauert immer viel zu lange bis wir mit vielen Spielern hinter dem Ball sind", erläutert Leineweber, der dafür individuelle Eitelkeiten und schlechte konditionelle Voraussetzungen verantwortlich macht. Aus den unterschiedlichsten Gründen war die Trainingsbeteiligung beim SV unzureichend.
"Die schlechte Athletik werden wir bis zum Winter auch nicht mehr beheben können. Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen. Es ist aber wichtig, dass in den verbleibenden Spielen sich alle Spieler für das Team einsetzen, egal auf welcher, vielleicht auch ungeliebten Position sie spielen müssen. Auch in Bergheim haben wir gesehen, dass die Luft zum Schluss sehr knapp wurde", setzt Leineweber auf mannschaftliche Geschlossenheit.
Spontan war Leinwebers Entscheidung nicht, das Team zu übernehmen. Er musste darüber nachdenken. Doch die schlechte Ausgangsposition weckte schließlich seine Lust. "Ich will für diesen Verein auch meinen Beitrag leisten. Wenn wir jetzt wieder absteigen, dann war der ganze Aufbau der letzten Jahre umsonst", sieht sich Leinweber mit dem Club verbunden. In Bergheim lebte er an der Seitenlinie das vor, war er von seinem Team erwartet: 90-minütige Präsenz.
Mit Hembsen, Bredenborn und Altenbergen (sofern es noch angesetzt wird), hat der SV drei brisante Partien bis zur Winterpause. "Wir müssen den Abstand zum rettenden Ufer weiter verringern. Das ist sehr wichtig für die Psyche, wenn wir mit der Wintervorbereitung beginnen", erzählt Leineweber, der auch personell in der Winterpause noch nachrüsten will, da der Kader sehr ausgedünnt ist.
18 Jahre trainierte Leineweber den SSV Bruchhausen, ehe Ottbergen und Bruchhausen sich 2004 zur Spielgemeinschaft zusammenschlossen. Dabei erlebte der erfahrende Coach alle Höhen und Tiefen. Damit nicht ein weiteres Tief dazukommt, braucht der SV nach Leinewebers Rechnung mindestens 30 Punkte. "Ob die dann reichen, ist bei der Ausgeglichenheit der Liga schwer zu sagen. Allerdings können dadurch auch mehr Teams unten noch rein rutschen", hofft der Trainer.
Der SV Ottbergen/Bruchhhausen lebt, rechnet und hofft wieder. Den ersten Schritt hat Leineweber geschafft.