20 Punkte nach 17 Spielen. Tabellenplatz 12. Eine absolut respektable Hinrundenbilanz von Arminia Bielefeld. "Wir haben 20 Punkte, und das ist für einen Aufsteiger okay“, sagte jüngst Sportchef Samir Arabi. Die berühmten 40 Punkte würden mit einer gleichen Punktzahl in der Rückrunde erreicht werden. Doch darauf sollten sich die Verantwortlichen des DSC nicht verlassen.
Der Punkteschnitt sollte gehalten werden, wenn man bedenkt, dass man mit Düsseldorf, Paderborn und Union Berlin Mannschaften hinter sich hat, die sich wahrscheinlich noch fangen werden. Auch 1860 München und der MSV Duisburg werden noch ihre guten Phasen bekommen. Die hohe Anzahl an Unentschieden zeigt, Arminia bewegt sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg.
Auch wenn das Pendel in den meisten dieser Unentschieden eher Richtung Arminia hätte ausgeschlagen können. Doch es war schlichtweg fahrlässig, dreimal eine 2:0-Führung aus den Händen zu geben. Außer dem Spiel beim SC Freiburg, wo der Druck am Ende einfach zu groß wurde, hätte man die drei Punkte in Duisburg und Nürnberg niemals verspielen dürfen.
Spielerische und technische Defizite
Arminia ist oft sehr schwer einzuschätzen. Zumindest über weite Teile des Spiels wirklich ansprechenden Leistungen wie gegen Duisburg, Nürnberg, Kaiserslautern, Sandhausen oder Leipzig stehen fast erschreckend schwache Spiele wie gegen Braunschweig oder Union Berlin gegenüber. Die erste Halbzeit gegen den Karslruher SC wurde mit deutlichen Pfiffen der Fans begleitet - zurecht. Trotz des ersten Heimsiegs gegen den KSC geht der Trend zum Ende der Hinrunde also wieder leicht nach unten.Insgesamt sind die spielerischen und technischen Defizite der Arminen nicht wegzureden. Der DSC bewegt sich spielerisch nur mit sehr wenigen Mannschaften in der Liga auf Augenhöhe. Oft fehlt es an simplen Grundlagen wie etwa präzisem und direktem Passspiel im Spiel nach vorne.
Trainer Norbert Meier weiß das und fährt mit seiner Taktik, in jedem Spiel primär die defensive Grundordnung zu Lasten des Offensivspiels beizubehalten, bisher richtig. Mit den zur Verfügung stehenden Spielern holt man so die meisten Punkte. Meier und Arabi sind sich einig, dass eine gute Defensive die Basis für den Klassenerhalt ist.
Defensive als Prunkstück
Unter Norbert Meier ist jedenfalls eine klare Handschrift zu erkennen. Man ist wettbewerbsfähiger als es noch in der letzten Zweitligasaison der Fall war. Nur 15 Gegentore mussten die Arminen hinnehmen, das sind die zweitwenigsten in der Liga. Das ist auch einem Julian Börner zu verdanken, der einen großen Sprung in seiner Entwicklung genommen hat und stets gute Leistungen bot.Doch demgegenüber stehen auch nur 15 geschossene Tore. Gründe gibt es genug: Zum einen die eher defensive Spielausrichtung und die deutlich schwächeren Standards im Vergleich zur letzten Saison. Vor allem aber schießt Arminia nicht viele Tore, wenn Fabian Klos keine schießt.
An 9 der 15 Tore war der bullige Stürmer beteiligt. 5 Tore sind für seine Ambitionen klar zu wenig. Und Arminia hat keinen anderen Spieler im Kader, der das kompensieren könnte. Ein Christopher Nöthe, immerhin schon Torschützenkönig in der zweiten Liga im Trikot von Greuther Fürth, ruft sein Potenzial noch lange nicht ab, wäre aber auch in der Spitze neben Fabian Klos besser aufgehoben als auf der Außenbahn.
Im Gegensatz zu seiner derzeitigen Situation war Nöthe weder in Fürth noch in St. Pauli so häufig wie in Bielefeld als Außenbahnspieler eingesetzt worden. Es braucht also unbedingt Alternativen im Offensivbereich. Einen offensiven Mittelfeldspieler, aber auch dringend eine Sturmalternative zu Fabian Klos. Der junge Norweger Veton Berisha, pfeilschneller Stürmer von Greuther Fürth, war vor der Saison ein Thema beim DSC und wäre sicherlich die ideale Ergänzung zu Klos gewesen. Mit Koen van der Biezen hat man einen ähnlichen Stürmertypen wie Klos im Kader, bei dem es für einen Stammplatz aber nie reichen wird.
Es braucht noch Neuzugänge
Neuzugänge wie Michael Görlitz, Amin Affane, Björn Jopek und Samir Benamar haben kaum Chancen auf einen Stammplatz. Den haben sich von den Neuen nur Brian Behrendt und Christopher Nöthe erkämpft. Görlitz enttäuschte schlichtweg mit seinen Leistungen, Jopek und Benamar hatten Verletzungspech.Ein Affane besitzt sehr gute Anlagen, hat aber nach anfänglich guten Leistungen nach seinen Einwechslungen den Kredit bei Meier etwas verspielt. Er könnte jedoch in der Rückrunde ein durchaus belebendes Element für das Offensivspiel werden. Samir Arabi hat keine groben Fehler gemacht, aber wie schon vor der letzten Zweitligasaison wurden die optimalen Verstärkungen für die zweite Liga noch nicht gefunden. Auch wenn die finanziellen Mittel beim DSC sicherlich knapp sind.
Es ist zwingend erforderlich, das Offensivspiel zu verbessern. Ob die Defensive die gesamte Rückrunde in der Form Stand halten wird, wie sie es bis jetzt tut, ist nicht gesagt. Es braucht also mehr Tore bei Arminia. Die erwünschten Verstärkungen wird es in der Winterpause hoffentlich geben.