Walchsee (tzi). "Er ist universell einsetzbar. Ein guter Junge, ganz nah dran an der Stammelf." Diese Worte von Michael Frontzeck wären schon geeignet, ein Grinsen etwa so breit wie der Walchsee in das Gesicht eines Jungprofis zu zaubern. Robert Tesche, dem das Urteil gilt, geht allerdings für seine 21 Jahre erstaunlich unaufgeregt mit dem Lob seines Cheftrainers um. Natürlich stärke es ihn. Aber derlei Wertschätzung liege "im Allgemeinen an der Leistung" und könne "sich ganz schnell ändern".
Wie kurzlebig das Geschäft bisweilen ist, hat er seit seinem ersten Bundesligaspiel am 30. März 2007 gegen Borussia Dortmund (1:0) hautnah erfahren. Da war viel geboten für etwas mehr als ein Jahr: Von Führungswechseln (Frontzeck löst Ernst Middendorp ab, Manager Detlev Dammeier ersetzt Reinhard Saftig) über den Abschied langjähriger Säulen der Mannschaft (Fatmir Vata, Marcio Borges, Petr Gabriel, Jörg Böhme, Mathias Hain) bis hin zu persönlichen Höhe- und Tiefpunkten reichte Tesches rasanter Berufseinstieg. Eine Konstante markiert indes den Weg des gebürtigen Wismarers, der als Sechsjähriger mit seinen Eltern nach Löhne-Mennighüffen kam: Die Fachleute beim DSC trauen ihm eine erfolgreiche Karriere zu. Saftig nannte ihn hinter vorgehaltener Hand einen "Rohdiamanten, der über kurz oder lang in der Bundesliga auftauchen wird". Middendorp war mindestens genau so überzeugt von Tesche, schickte ihn ohne Zögern mitten in den Abstiegskampf.
Tesche hat schnell gelernt – auch, dass Raketen wie er manchmal hart aufsetzen. Sowohl bei Middendorp als auch bei Frontzeck war er nicht durchgängig erste Wahl. Wie er dem Tief entkommen ist? "Durch Einsätze in der Oberliga und durch Trainingsarbeit", sagt er als wäre es das Einfachste der Welt. Viel mehr Worte über seine Leistungen verliert der Mecklenburger unaufgefordert nicht. Obwohl Tesche nicht lange in Wismar gelebt hat, scheint er so cool und geradlinig zu sein wie man es den Menschen dort nachsagt.
Tesche lässt sich nicht locken
Dass in der Mannschaft das sture Festhalten Middendorps an Tesche in schwächeren Phasen durchaus kritisch gesehen wurde, lockt ihn jedenfalls nicht aus der Reserve: "Das sind doch olle Kamellen, was soll ich dazu noch sagen?" Längst vergessen, zumal auch der Nachfolger des Tesche-Förderers Middendorp die Qualitäten des DSC-Eigengewächses schätzt. Frontzeck stellte Tesche beispielsweise beim brisanten Spiel in Stuttgart auf, in dem sich Arminia rettete. Da schoss das Talent sein erstes Bundesligator und überraschte danach mit einem Rückwärtssalto. Die turnerisch schwierige Einlage verblüffte, denn diesem Typen hatte niemand eine Showeinlage zugetraut.
"Da ist auch keine Wiederholung beim nächsten Tor geplant", versichert er, "es war halt nur ein besonders wichtiges Tor für uns und dazu noch mein erstes." Besser schon passen diese trocken erzählten Saisonziele zu Tesche: "Das erste Ziel ist der Klassenerhalt. Dann möchte ich natürlich verletzungsfrei bleiben und eine stabile Leistung aufrecht erhalten." In den Testspielen hat er sogar bewiesen, im Notfall einen passablen Innenverteidiger abgeben zu können. Damit ist er wenigstens in einem Bereich weiter als sein großes Vorbild Zinedine Zidane.