Bielefeld. Dem Ball ist er ein halbes Leben lang hinterhergelaufen, heute huldigt er König Fußball nur noch vor der Mattscheibe und als interessierter Zeitungsleser. Doch als Peter Albersmeier unlängst ein Anruf seines alten Mitstreiters aus ruhmreichen Zeiten des VfB 03, Reinhard "Nase" Schröter, erreichte, gab der ehemalige Stürmer noch einmal Gas.
Der Gewinn der Westfalenmeisterschaft jährt sich 2013 zum 40. Male. Grund genug für die alten "Hüpker", sich zusammenzusetzen und über alte Zeiten zu plaudern. Das Treffen findet nächsten Freitag in der Gaststätte Gröppel in Ummeln statt.
"Es war gar nicht so einfach, den 73er-Kader zusammenzutrommeln", erzählt "Keite" Albersmeier, denn längst nicht alle alten Kämpen wohnen in Bielefeld und seinem Umfeld. So wird Manfred Geilhaupt, inzwischen zum Professor für Physik gereift, aus Mönchengladbach anreisen, und Peter "Titus" Block musste in Nordhorn ausfindig gemacht werden. Trotz seines detektivischen Gespürs waren gleichwohl drei Ex-VfBer nicht ausfindig zu machen: Gerd Riek, Reinhold Schulz und Eduard Kowalski.
"Wir hatten damals eine Supertruppe", erinnert sich der Organisator. Und vergisst nicht hinzuzufügen, dass man sich in den 70er Jahren mit dem DSC Arminia "annähernd auf Augenhöhe" befunden habe: "Wir brauchten uns vor denen nicht zu verstecken!" .
Vater des Erfolges war Trainer Willi "Eiche" Haubrock, ein Motivator der Güteklasse A. Die "Roten" – wie sie in Bielefeld genannt wurden – kickten seinerzeit in der höchsten Amateurklasse, der zweigeteilten Verbandsliga. In der Nordostgruppe hatte sich der VfB 03 mit dem SC Buer-Hassel ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Beide Klubs beendeten die Saison punktgleich mit 41:19 Zählern. Doch im Entscheidungsspiel in Hamm setzte sich Rot-Weiß mit 3:1 durch und qualifizierte sich für das Spiel um die Westfalenmeisterschaft in Lünen gegen den Meister der Südwestgruppe, RW Lüdenscheid.
"Die hatten zwar eine bärenstarke Truppe, doch wir waren entschlossener und hatten am Ende dank zwei Treffer von Bernd Spiekerkötter mit 2:0 die Nase vorn," schwelgt Peter Albersmeier in Erinnerungen. Der Stürmer, dessen Vater schon mit Leib und Seele ein VfBer war, wähnte sich seinem großen Ziel, sich mit Arminia in einer Klasse messen zu können, ein großes Stück nähergekommen. Ein erfolgreicher Abschluss in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga schien schließlich nur noch Formsache zu sein. Doch dann kam es anders als gedacht. Trotz eines furiosen 3:0-Starts gegen Viktoria Köln mussten alle Aufstiegsträume in den Begegnungen gegen Union Ohligs und Lüdenscheid ad acta gelegt werden.
Der fest eingeplante Aufstieg geriet bei zu guter Letzt nur 2:10 Punkten zum Albtraum. Und das in einer Zeit, in der es in Fußball-Bielefeld nur zwei Lager gab: die "Blauen von der Alm" und die Roten, die nach dem Stadionverkauf ihres Platzes an der Heeper Straße eine neue sportliche Heimat auf der Rußheide gefunden hatten.
"Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich über das miserable Abschneiden in der Aufstiegsrunde noch heute ärgern", gibt Peter Albersmeier freimütig zu, "denn wir hatten ein Team, das sich nicht hinter Arminia verstecken musste – und außerdem stiegen drei von vier Klubs auf."
Nach 32 Jahren als Aktivposten auf dem Platz wechselte Albersmeier 1978 vom grünen Rasen auf die Trainerbank. Dort war er ebenso erfolgreich wie als Spieler. Mit fünf von sechs Teams, die der B-Lizenz-Inhaber coachte, stieg er auf. Eine treffliche Quote.
Wenn der 68-Jährige heute Bilanz zieht, fällt diese positiv aus. "Ich habe durch den Sport tolle Freundschaften geschlossen, Länder und Leute kennengelernt und auch beruflich ein Standbein gefunden." Obwohl Albersmeier schon seit drei Jahren das Rentenalter erreicht hat, ist der kaufmännische Angestellte im Außendienst auch heute noch zweimal in der Woche jeweils einen halben Tag für seinen Arbeitgeber tätig – und das seit 47 Jahren.
Beim Treffen der alten "Hüpker" wird sicherlich nicht nur er viel zu erzählen haben, wenn es heißt: "Weißt du noch?"