Bielefeld. Wer neue Schuhe kauft, hat meist eine klare Vorstellung: Passen müssen sie, schick sein und der Preis sollte stimmen. Aber wer Wert auf hochwertige Leder-Schuhe legt, muss wohl steigende Preise in Kauf nehmen. Denn die Frage nach Leder weltweit steigt - Leder wird knapper.
"In der Beschaffung von Leder-Rohwaren sind mehrere Punkte zu beachten", sagt Michael Grote von "Wortmann KG Internationale Schuhproduktionen". "Vor allem steigt die Nachfrage für sämtliche Leder-Konsumgüter - vor allem im asiatischen Markt - deutlich an."
Von Verbänden der Lederbranche wird immer wieder auf einen sinkenden Fleischkonsum und ein dadurch schrumpfendes Lederangebot verwiesen. Tatsächlich aber sinkt der Fleischkonsum in den USA und hierzulande zwar leicht - in Deutschland von 2006 bis 2012 um zwei Kilo pro Kopf auf 79 Kilo -, weltweit aber steigt er weiter an.
Die Beobachtung der steigenden Nachfrage nach Ledergütern macht auch Brigitte Wischnewski, Präsidentin des Bundesverbands des Deutschen Schuheinzelhandels und Geschäftsführerin vom Schuhhaus Meyer in Lübbecke: "Denkt man etwa an die Polsterindustrie, Flugzeug- oder Autositze - da wird immer mehr mit Leder gearbeitet." Heute würden viele Produkte aus Leder gefertigt, zu denen früher synthetische Materialien verwendet worden seien.
Bei Schuhen gebe es die Besonderheit, dass sie oftmals aus vielen einzelnen Teilen gefertigt würden. "Da kann auch schon mal Haut mit ein paar Fehlern verwendet werden - die werden dann herausgeschnitten." Das sei etwa bei Sofas anders, für die Stücke großflächig einwandfrei sein müssten. "Dennoch verschärft sich der Wettbewerb allgemein."
Dass das Einfluss auf die Preise hat, weiß auch Michael Grote: "Der Preisdruck in Beschaffung und Produktion steigt dementsprechend, allerdings ist nicht allein der Preis entscheidend für die Rohmaterialbeschaffung." Vielmehr seien langfristige Beziehungen, eine frühzeitige Vorplanung und eine konstante Abnahmemenge ausschlaggebend.
"Kurzfristig ausreichend Rohwaren in stabiler und guter Qualität zu einem günstigen Preis zu beziehen, wird jedoch in Zukunft vermutlich deutlich schwieriger werden." Während er der Meinung ist, dass die gesteigerten Materialkosten nicht automatisch auch einen Preisanstieg im Schuhhandel bedeuten, da man "auch mit gesteigerten Materialkosten mit Effizienzsteigerungen in der Produktion dem Preisdruck entgegenwirken kann", hat Wischnewski eine Veränderung des Preisniveaus festgestellt: "Im Bereich der anspruchsvollen, der Lederschuhe, wird eine Verknappung von Leder immer zu einem Preisanstieg führen."
Für Langschaftstiefel etwa, für die besonders viel Leder nötig ist, hätten sich die Preise bereits erhöht. "Der Anstieg für Lederprodukte liegt etwa bei fünf bis sieben Prozent", so Wischnewski.
Auch Hans-Jürgen Dick, Geschäftsführer vom Schuhhaus Degen in Bielefeld, beobachtet eine konstante Preissteigerung beim Leder. "Die Ware wird gehandelt wie an einer Rohstoffbörse." Seit der BSE-Krise vor mehr als zehn Jahren, als viele Rinder einfach verbrannt wurden, seien die Preise permanent gestiegen.
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