Jobis-Krise überwunden

Seidensticker hofft wieder auf bessere Erträge / Ausbau der Produktion in Vietnam

Detlef Adler (Mitte) und die beiden Vettern Gerd-Oliver (l.) und Frank Walter Seidensticker stehen an der Spitze der Seidensticker-Gruppe. | © FOTO: CHRISTIAN WEISCHE

02.09.2009 | 02.09.2009, 00:00

Bielefeld. Die Bielefelder Seidensticker-Gruppe hofft nach der Trennung vom Tochterunternehmen Jobis (verkauft im Sommer 2008, inzwischen geschlossen) wieder auf bessere Erträge. Ohne genaue Zahlen zu nennen, räumte Seidensticker-Geschäftsführer Detlef Adler gestern bei der Bilanzvorlage ein, dass die Probleme mit dem Damenoberbekleidungshersteller das Ergebnis bei Seidensticker vier Jahre lang belastet hat.

Die Trennung von Jobis und die Abgabe der Lizenz für Otto-Kern-Blusen sind die Hauptursache für den deutlichen Umsatz-Rückgang der Seidensticker-Gruppe. Der Hersteller von Hemden (93 Prozent) und Blusen (7 Prozent) erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2008 noch 203 Millionen Euro (2007: 258 Millionen Euro). Rechnet man Jobis und Otto Kern heraus, bleibt allerdings nur noch ein leichter Rückgang von rund 10 Millionen Euro übrig. Vor allem die Geschäfte auf den osteuropäischen und angelsächsischen Märkten hätten sich schwierig gestaltet, erläuterte Adler. Demzufolge ist die Exportquote von 38,5 auf 36Prozent gesunken. Die Gruppe exportiert in insgesamt 80 Länder. Neben Deutschland sind die wichtigsten Absatzmärkte Frankreich, Niederlande, Österreich und Russland.

Stabiler Absatz trotz Wirtschaftskrise

Insgesamt 16 Millionen Hemden und Blusen lieferte die Seidensticker-Gruppe aus, im laufen Jahr soll der Absatz wieder gleich hoch sein, sagte Gerd-Oliver Seidensticker. Trotz der Wirtschaftskrise bleibe der Konsum stabil, so Adler.

Am Firmenstammsitz in Bielefeld arbeiten 450 Beschäftigte. Hinzu kommen noch 1.500 Mitarbeiter in den Produktionsstätten in Vietnam und China. Vor allem das neue Werk in Vietnam (Investitionsvolumen: fünf Millionen Euro) wird immer mehr zur Hauptproduktionsstätte. Es soll weiter ausgebaut werden, sagte Adler. In Bielefeld werde dagegen zum Jahresende ein Drittel der Lagerkapazitäten aufgegeben. Wie berichtet, fallen dadurch 47 Arbeitsplätze weg.

Erste Fernsehwerbung seit 40 Jahren geplant

Vor allem die Nobel-Marke Jacques Britt soll im oberen Hemdensegment noch besser positioniert werden. Erstmals seit 40 Jahren ist deshalb in diesen Tagen wieder Fernsehwerbung von Seidensticker zu sehen. In 400 Werbespots bei den Nachrichtensendern ntv und n24 soll das Zebra als neues Markenlogo für Jacques Britt penetriert werden. Der Markenrelaunch gehe auch mit einer Erhöhung der Eckpreislagen (69 Euro bis mehr als 100 Euro) einher, erläuterte Gerd-Oliver Seidensticker.

Ein immer wichtigeres Standbein bei Seidensticker ist das Lizenzgeschäft (75 Mitarbeiter), für das Frank-Walter Seidensticker verantwortlich zeichnet. Am bedeutendsten ist dabei die weltweite Vermarktung von Camel active. Außerdem hält Seidensticker die Hemdenlizenzen für Joop, Strellson, Bugatti, Michalsky und Jean Chatel. Neu hinzugekommen ist die Lizenz für die Nobel-Marke Bogner.