Nachhaltigkeit: Wie fair gehen die OWL-Banken mit unserem Geld um?

Bielefeld. Wenn Kunden sich für einen Bankwechsel entscheiden, dann spielen oftmals erhöhte Kontoführungsgebühren eine Rolle. Unter der Überschrift "Schluss mit den Gebühren" geben unzählige Websites Tipps zum schnellen Wechsel des Kreditinstituts. Andere präsentieren die "besten Alternativen" zu den (Zitat) "Abkassier-Banken". Was in der öffentlichen Diskussion hingegen nur selten eine Rolle spielt, sind ethische Aspekte. Denn wer sein Geld anlegt, der finanziert mitunter fragwürdige Wirtschaftszweige mit: Rüstungsunternehmen, Atom- und Kohlekraft sowie Nahrungsmittelspekulation. Das günstigste Girokonto ist also nicht immer auch das beste. Allein die Deutsche Bank soll 2012 bis 2015 fast 1,5 Milliarden Euro für Rüstungsfirmen bereitgestellt haben. Bei der Commerzbank sind es 1,2 Milliarden Euro. Das zeigt eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisationen Facing Finance und Urgewald. Auch die Deutsche Postbank, ING-DiBa und Unicredit/Hypovereinsbank stehen für ihre fragwürdigen Investitionen in der Kritik. Trend: Wechsel zur grünen Bank Immer mehr Bankkunden entscheiden sich darum für den Wechsel zu einer grünen Bank. Die GLS Bank aus Bochum hat sich beispielsweise auf die Fahne geschrieben, Kredite ausschließlich an Unternehmen zu vergeben, die nachhaltig wirtschaften. Die Gebühren sind dafür allerdings deutlich höher als bei der Konkurrenz: 60 Euro Jahresbeitrag plus monatlich 3,80 Euro Kontoführungsgebühren kostet ein Girokonto bei der GLS Bank. Die Kunden scheint das nicht zu stören. Viele zahlen sogar absichtlich oben drauf: Der Jahresbeitrag bei der Bank lässt sich freiwillig erhöhen. Die Zahl der Kunden ist in den vergangenen zehn Jahren von 62.000 (2008) auf 215.000 gewachsen. Und die Bank aus dem Ruhrgebiet ist nicht allein: Auch die Triodos Bank, die Ethikbank und die Umweltbank stehen für sauberen Umgang mit dem Geld. Sie alle investieren ausschließlich in erneuerbare Energien, soziale Projekte oder ökologische Landwirtschaft. Die Triodos Bank verzichtet sogar auf die Kreditkarte aus Plastik und bietet eine Alternative aus nachwachsenden Rohstoffen an. Doch zwischen Gut und Böse gibt es, wie so oft, auch einen Mittelweg. Diese Rolle übernehmen in der Diskussion die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Spardabanken. Die Website "Utopia" schreibt in einem Text über grüne Banken: Hier wird verantwortungsvoller mit dem Geld umgegangen als bei den großen privaten Banken. "Dennoch spielen ethische und ökologische Kriterien bei Finanzaktivitäten dieser Banken nur eine untergeordnete Rolle. Vor zweifelhaften Investitionen und Spekulationsgeschäften ist dein Geld auch hier nicht sicher", heißt es bei den Nachhaltigkeits-Experten. Banken in OWL: Nachhaltigkeit wird wichtiger Und tatsächlich: Eine Umfrage von nw.de bei Banken in der Region zeigt: Allerhöchste Priorität scheint das Thema hier nicht zu haben. Allerdings scheinen Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte für Kunden immer wichtiger zu werden - das bestätigen mehrere Pressesprecher auf Anfrage. Dass gerade Sparkassen beim Thema Nachhaltigkeit mit der Zeit gehen müssen, liege schon in der Natur der Sache, erklärt Olaf Saage von der Sparkasse Paderborn: Das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut handele nicht ausschließlich gewinn- sondern auch gemeinwohlorientiert. "Dafür sind die Sparkassen vor über 230 Jahren gegründet worden", sagt Saage. Das Geschäftsmodell sei also per se bereits nachhaltig. Bei den Volks- und Spardabanken sei das ähnlich, erklären deren Pressesprecher. Als Genossenschaftsbanken seien sie ihren Mitgliedern verpflichtet. Fast alle angefragten Banken schließen Investitionen in fragwürdige Wirtschaftszweige ganz oder zumindest teilweise aus. Kunden haben bei fast allen Banken die Möglichkeit, ihr Geld ausschließlich "grün" anzulegen - zudem investieren die Kreditinstitute in nachhaltige Projekte. Ein paar Beispiele: Die Volksbank Bielefeld-Gütersloh hat seit 2009 ein "grünes Geschäftsfeld, das nachhaltige Ideen und Produkte entwickelt", erklärt Sprecher Dennis Will. Dazu gehöre auch die nachhaltige Geldanlage. Zudem achte die Bank darauf, dass "von mitfinanzierten Vorhaben keine untragbaren Wirkungen und Risiken für Umwelt und soziale Belange ausgehen". Investitionen in Rüstungsgeschäfte, Atom- und Kohlekraft oder Nahrungsmittelspekulation schließt die Volksbank Bielefeld-Gütersloh kategorisch aus. Auch bei der Volksbank Bad Oeynhausen haben Kunden die Möglichkeit, in Zertifikate, Aktien- oder Rentenfonds mit Nachhaltigkeitsbezug zu investieren. Unternehmen aus Branchen, wie der Atomkraft, Gentechnik, Rüstungsindustrie oder Staaten, welche die Todesstrafe vollstrecken, würden bei diesen Produkten im Vorfeld ausgeschlossen. Auch bei der Kreditvergabe an Unternehmen werde der Nachhaltigkeitsaspekt stärker berücksichtigt: "Würde die Finanzierung eines Unternehmens einen negativen Einfluss auf die Umwelt haben oder ethisch bedenklich sein, wird der Kredit im Zweifel nicht gewährt", heißt es von der Volksbank. Die Sparda Bank Hannover, die die Region Ostwestfalen-Lippe abdeckt, vergibt überhaupt keine gewerblichen Kredite. Ziel der Genossenschaft sei die Förderung ihrer Mitglieder, heißt es. Ökologische Aspekte berücksichtige man in einem normalen Maß - auch im Unternehmen selbst. In konkrete nachhaltige oder ökologische Projekte investiere die Sparda Bank jedoch nicht. Die Stiftung der Bank hingegen fördere immer wieder einzelne Umwelt- und Naturschutzprojekte. "In Nahrungsmittelspekulationen investieren wir nicht. Wir investieren auch nicht direkt in Rüstungsgeschäfte, Atom- und Kohlekraft", heißt es auf Anfrage. Die Sparkassen in OWL verweisen allesamt auf ihre Nachhaltigkeitsfonds bei der Deka-Bank, die den sogenannten "Europäischen Transparenz Kodex für Nachhaltigkeitsfonds des European Sustainable and Responsible Investment Forum"(Eurosif) unterzeichnet habe. Dieser stehe für nachhaltiges und verantwortungsvolles Investment. "So ermöglichen wir unseren Kunden Investitionen in Unternehmen, die Klimaschutz, Umweltpolitik und soziale Verantwortung berücksichtigen", heißt es. Als lokal tätiges Kreditinstitut beteilige sich die Sparkasse nicht an Investitionen in Rüstungsgeschäften, Atom-und Kohlekraft oder auch Nahrungsmittelspekulation. Die Sparkasse Herford fördere zudem gemeinwohlorientierte Projekte und Strukturen, erklärt Pressesprecher Peter Platz. Die Sparkasse Paderborn hat auf dem Dach ihrer Hauptgeschäftsstelle eine Photovoltaikanlage und unterstützt den "Klimapakt Lippe" - ein Projekt für gutes Klima in der Region. Die Sparkasse Bielefeld habe über Spenden, Sponsoring oder Fördermittel ihrer Stiftung 2016 rund 111.000 Euro für Projekte des Umwelt- und Naturschutzes oder der Umweltbildung in Bielefeld bereitgestellt, erklärt das Unternehmen. Allen Direktanlagen der Sparkasse sei im Jahr 2016 eine angemessene Nachhaltigkeit attestiert worden. Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg unterstütze mit ihrem Förderprogramm regelmäßig ökologische Projekte vor Ort. "So haben wir diverse Baumpflanzungen hier vor Ort gefördert oder auch andere Projekte unterstützt. Daneben haben wir auch eine Veranstaltung von attac zum Thema 'Nachhaltige Geldanlagen' begleitet", sagt Sprecher Matthias Trepper. Wie nachhaltig sind Bank-Startups? Ein vierter Player am Markt der Banken dürften in den kommenden Jahren die sogenannten "Fintech"-Unternehmen sein. Also: Startups, die die klassischen Muster der Branche radikal aufbrechen und mit Nutzerfreundlichkeit und allerhand digitalem Schnickschnack bei den Kunden punkten wollen. Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem N26, Holvi und Fidor. Bei Spar- und Anlageprodukte zeigen Fintech-Banken allerdings bislang wenig Neigung zur Nachhaltigkeit, hat das Magazin Utopia analysiert. Einzig die Fidor Bank hatte 2012 als erste deutsche Bank eine Crowdfunding-Plattform ins Leben gerufen, um den Lieblingsverein zu unterstützen oder für soziale Initiativen zu sammeln. Ein Modell, an dem sich später auch Öko-Banken, wie die GLS-Bank, orientierten.

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