
Von
Stefan Schelp
28.12.2015 | 28.12.2015, 12:17
Bielefeld
Jürgen Stellpflug geht mit dem Lebensmittelkonzern Dr. Oetker hart ins Gericht
Herr Stellpflug, wenn ich die Ergebnisse Ihres Tests ansehe, frage ich mich, ob ich noch Oetker-Produkte essen sollte.
Jürgen Stellpflug: Das nicht, es ist ja nicht alles schlecht, es gibt ja auch ein paar gute und sehr gute Testergebnisse. Und im Übrigen haben wir ja nicht nur auf Schadstoffe getestet, sondern auch die Verantwortung des Unternehmens mit einbezogen.
Oetker kommt nicht gut weg. Hatten Sie das erwartet?
Stellpflug: Stimmt. Wenn ich eine Durchschnittsnote bilde, dann kommt dabei kein „Gut" und kein „Befriedigend" heraus, sondern etwas, was weit darunterliegt. Das war so nicht erwartbar. Wir testen ja bereits über Jahre und haben bei anderen Herstellern wesentlich bessere Ergebnisse gehabt.
Was führt zur Abwertung?
Stellpflug: Der hohe Gehalt von Mineralöl in den Produkten. Das Problem ist schon seit Jahren bekannt. Ich hätte gedacht, dass das Unternehmen da inzwischen weiter ist. Im Entwurf der Verordnung steht, dass nicht mehr als zwei Milligramm auf Lebensmittel übergehen dürfen. Wir haben die Grenze sogar bei vier Milligramm gezogen. Man kann also nicht sagen, dass wir zu streng wären.
Oetker gibt an, dass es nicht an Farben oder Verpackung liegen kann. Also ist es das Schmieröl?
Stellpflug: Das ist Aufgabe des Oetker-Konzerns, herauszufinden, an welcher Stelle das Öl in die Lebensmittel gerät.
Wie haben Sie die Auswahl der Produkte getroffen?
Stellpflug: Wir haben die Klassiker wie die Götterspeise genommen. Auch die Salamipizza und als neuen Trend die Veggie-Pizza dazu. Außerdem auch Produkte, bei denen wir in der Vergangenheit Probleme festgestellt haben.
Nehmen wir die Götterspeise. Kann man dem Verbraucher nicht zutrauen, dass er weiß, dass darin massenhaft Zucker sein muss?
Stellpflug: Das sollte klar sein, aber man wundert sich manchmal, wie wenig Verbraucher wissen. Außerdem haben wir bei der Götterspeise die drei Aspekte Mineralöl, Aromastoffe und Zucker abgewertet.
Oetker hat Ihnen nicht nachweisen können, dass kein genmanipuliertes Futter zum Einsatz kommt. Aber wie sollten sie das auch machen?
Stellpflug: Das war für mich die größte Überraschung, wie weit die Selbstdarstellung und das tatsächliche Handeln auseinandergehen. Uns fehlt der Nachweis, dass Oetker-Lieferanten auf Kinderarbeit verzichten und dass sie kein genmanipuliertes Futter verwenden. Andere Firmen legen uns die Verträge vor. Die Zusicherung allein reicht uns nicht. Wir sind nicht Öko-Glaub, sondern Öko-Test.
Ist es Zufall, dass der Test zum 125. Oetker-Geburtstag kommt?
Stellpflug: Natürlich nicht. Der ist absichtlich auf den 125. Geburtstag gesetzt.
Ein Webabo bietet Zugriff auf alle Artikel.
Mit NW+-Updates per Mail - jederzeit kündbar.